SAP gibt Doppelspitze auf Snabe geht, Aktienkurs fällt
22.07.2013, 11:20 Uhr
Bill McDermott (l.) und Jim Hagemann Snabe (r): Das harmonisch wirkende Duo trennt sich nun.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Vorstandsumbau bei SAP erreicht nun auch die Führungsspitze. Der Softwarehersteller löst die Doppelspitze auf, Vorstandssprecher Jim Hagemann Snabe wechselt aus persönlichen Gründen im kommenden Frühjahr in den Aufsichtsrat. Sein Kollege Bill McDermott soll von da an SAP alleine leiten. Aktionäre zeigen sich wenig begeistert.
Der Softwarekonzern SAP gibt seine Doppelspitze wieder auf. Jim Hagemann Snabe werde seinen Posten als Vorstandssprecher bei der Hauptversammlung im Mai 2014 niederlegen, teilte das Unternehmen mit. Wenn die Hauptversammlung dem zustimme, werde Bill McDermott von da an das Walldorfer Unternehmen alleine leiten. "Die SAP wird mit Bill als visionärer Führungspersönlichkeit und alleinigem Vorstandssprecher in guten Händen sein", erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende der SAP AG und Mitgründer des Unternehmens, Hasso Plattner. An der Börse kam das nicht gut an, die Aktie gab mehr als 1 Prozent ab, mehr als der Leitindex Dax.
Snabe, der nach der Hauptversammlung im Mai in den Aufsichtsrat wechseln soll, hatte den Posten seit Februar 2010 inne. Nach dem Rücktritt von Léo Apotheker waren Snabe und McDermott zu gleichberechtigten Vorstandssprechern ernannt worden. Den angekündigten Wechsel will das Unternehmen am Montag in einer Telefonkonferenz genauer erläutern.
Snabe will mehr Zeit mit der Familie
"Nach über 20 Jahren bei der SAP habe ich entschieden, einen neuen beruflichen Lebensabschnitt zu beginnen, der es mir erlaubt, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen", wird Snabe in der Mitteilung zitiert. "Ich bin jetzt 47 Jahre alt, seit 20 Jahren bei SAP und seit drei Jahren Co-Vorstandsvorsitzender mit Bill McDermott." Seine Familie sei in den letzten Jahren zu kurz gekommen und das wolle er ändern.Jetzt sei der "perfekte Moment, einen solchen Wechsel vorzubereiten". Der Däne hat eine Frau und zwei schulpflichtige Kinder, die in der Nähe von Kopenhagen leben.
Er habe daher Hasso Plattner um die vorzeitige Auflösung seines Vertrages gebeten, so Snabe. "Er war es auch, der nach meinem Gesuch, den noch bis zum Jahr 2017 laufenden Vertrag als Co-Vorstandsvorsitzender aufzulösen, den Vorschlag machte, ich solle mich bei der nächsten Hauptversammlung für den Aufsichtsrat bewerben", sagte Hagemann Snabe. "Das werde ich auch tun. Wenn die Aktionäre zustimmen, bleibe ich der SAP im Aufsichtsgremium erhalten." Bis zur nächsten Hauptversammlung im Mai kommenden Jahres "arbeite ich mit Bill weiter zusammen". Einen Wechsel zu einem anderen Software-Unternehmen strebe er nicht an.
Erst vor Kurzem hatte der Manager die Doppelspitze noch verteidigt. "So können wir wichtige Veränderungen sehr viel schneller umsetzen. Warum sollten wir daran rütteln?", fragte Snabe in einem Interview. Er werde im Amt bleiben solange er dem Unternehmen einen Mehrwert bringe und SAP erfolgreicher machen könne.
Die beiden Spitzenmanager haben sich bisher um verschiedene Aufgabenbereiche gekümmert: Der Amerikaner McDermott übersah den massiven Vertrieb, während Snabe die Produktentwicklung verantwortete. Während Snabe in Dänemark lebt, arbeitet der 51-jährige McDermott am US-Hauptsitz von SAP in Philadelphia.
Protest von Aktionären
Die Aktionärsvereinigung SdK kritisierte den geplanten Wechsel von Snabe in den Aufsichtsrat. "Wir sind strikt dagegen", sagte Vorstandsmitglied Daniel Bauer in München. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger halte eine zweijährige Karenzzeit vor einem Wechsel vom Vorstand in den Aufsichtsrat für unumgänglich. Damit solle vor allem sichergestellt werden, dass Ansprüche aus möglichen Pflichtverletzungen von ehemaligen Vorstandsmitgliedern vom Aufsichtsrat geprüft würden. Ohne eine entsprechende Karenzzeit werde solchen Ansprüchen unter Umständen nicht nachgegangen.
Auch der Kodex für gute Unternehmensführung sehe für deutsche Unternehmen eine solche Karenzzeit vor, die allerdings ausgehebelt werden könne, sofern der Wahlvorschlag von mindestens 25 Prozent der Stimmrechte unterstützt wird. "Das sollte angesichts der Aktionärsstruktur bei SAP kein Problem sein", sagte Bauer. Die SAP-Gründer, zu denen Aufsichtsratschef Hasso Plattner zählt, halten zusammen 22,7 Prozent der Stimmrechte, drei Prozent der Aktien hält das Unternehmen selbst. Die SdK habe daher voraussichtlich keine Handhabe, um die mögliche Wahl des SAP-Co-Vorstandschefs in den Aufsichtsrat zu verhindern.
Als "gute Beispiele" beim Wechsel von Vorstandsmitgliedern in den Aufsichtsrat nannte der SdK-Vertreter Linde und Lufthansa. Ex-Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber war Ende 2010 nach sieben Jahren an der Unternehmensspitze abgetreten und im Mai nach langer Vorbereitung in den Aufsichtsrat eingezogen und zu dessen Vorsitzenden gekürt worden. Der 2014 ausscheidende Linde-Chef Wolfgang Reitzle hatte sich zuletzt dagegen entschieden, ein Viertel der Stimmrechte zu mobilisieren, um direkt in den Aufsichtsrat einziehen zu können.
Bei SAP hatte es im vergangenen Monat bereits Wechsel im Topmanagement gegeben. Der für das Cloud-Geschäft zuständige Lars Dalgaard sowie Personalchefin Luisa Delgado verließen im Juni das Unternehmen. SAP musste vergangene Woche die Umsatzprognose für 2013 herunterschrauben. Grund ist das verlangsamte Wirtschaftswachstum in China.
Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts/DJ