Richterin kassiert Oracle-Forderung SAP spart 1000 Millionen Dollar
01.09.2011, 22:29 Uhr
Anwaltskosten, die man wohl gerne zahlt: Die beiden Vorstandssprecher des Softwareherstellers SAP, Jim-Hagemann Snabe (links) und Bill McDermott.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die juristische Ausdauer hat sich gelohnt: Im Rechtsstreit zwischen Oracle und SAP beschert eine kalifornische Richterin dem Softwarekonzern aus Deutschland eine spektakuläre Wende. Sie bezeichnet die Forderungen des US-Konzerns als "extrem übertrieben" - und kürzt die Zahlungsverpflichtung um eine volle Milliarde Dollar. Möglicherweise wird das Verfahren neu aufgerollt.
Der deutsche Software-Konzern SAP ist ein 1,3 Mrd. US-Dollar schweres Problem los: Eine Richterin im kalifornischen Oakland hat die Schadenersatz-Höhe gekippt, welche die Walldorfer wegen Datenklaus an ihren US-Erzrivalen Oracle zahlen sollten. Der Betrag sei "extrem übertrieben", stellte Richterin Phyllis Hamilton fest.
Nach Einschätzung von US-Beobachtern bleibt Oracle wenig Auswahl: Entweder akzeptiert der US-Konzern nun eine Zahlung von 272 Mio. Dollar (191 Mio. Euro), oder SAP erhält ein komplett neues Verfahren. Damit hat SAP sein Ziel erreicht, den vor einem Jahr ergangenen, ursprünglichen Urteilsspruch auszuhebeln. Wenn sich Oracle für die verminderte Schadenersatzzahlung entscheidet, werden bei SAP gewaltige Rückstellungen frei: Der Konzern spart rund 1 Mrd. Dollar.
"Wir sind zufrieden mit der deutlichen Reduzierung des Schadenersatzes", sagte ein SAP-Sprecher und fügte hinzu: "Wir hoffen, dass die Entscheidung des Gerichts helfen wird, diesen Fall zu einem Ende zu bringen." Das Verfahren läuft schon seit Jahren.
SAP war mit der Übernahme der Software-Wartungsfirma TomorrowNow 2005 in den Schlamassel geraten. Mitarbeiter von TomorrowNow hatten im großen Stil unrechtmäßig Updates bei Oracle heruntergeladen. Oracle klagte 2007 mit dem Vorwurf des Datendiebstahls und bekam Ende November vor einem Geschworenengericht Recht. SAP hatte die Verfehlungen im Kern eingeräumt und sich dafür entschuldigt.
SAP ist der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware. Damit steuern Firmen ihre Geschäftsprozesse, etwa die Buchhaltung oder die Kundenverwaltung. Oracle-Chef Larry Ellison gab in den vergangenen Jahren dutzende Milliarden Dollar für Zukäufe aus, um aufzuholen. Oracle ist die Nummer eins bei Datenbanken.
Quelle: ntv.de, dpa