Wirtschaft

Euro-Zone und die Spekulanten Sanio spricht von Krieg

Deutschlands Chef-Finanzaufseher Jochen Sanio sieht die Euro-Zone im Krieg mit internationalen Spekulanten und will mit schwerem Geschütz in die Schlacht ziehen. "Hier wird im Moment von Spekulanten ein Angriffskrieg gegen die Euro-Zone geführt", sagt Sanio im Haushaltsausschuss des Bundestags. Die bisherigen Maßnahmen würden nicht ausreichen, um sich zu wehren.

Drastische Vergleiche:Jochen Sanio sieht die Euro-ZOne im Krieg mit internationalen Spekulanten.

Drastische Vergleiche:Jochen Sanio sieht die Euro-ZOne im Krieg mit internationalen Spekulanten.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Isolierte Verbote und Beschränkungen für einzelne, vormals als innovativ geltende Finanzinstrumente wie etwa die Kreditausfallversicherungen "Credit Default Swaps" (CDS), hält Sanio für unzureichend. Er plädierte für einen Generalangriff auf den weitgehend unregulierten, internationalen "Schatten- Finanzsektor".

500 Prozent Gewinn aus der Krise

Sanio sprach vor dem Haushaltsausschuss des Bundestages, der Experten über die Sinnhaftigkeit des Griechenland-Hilfepakets befragte. Er rechnete vor, dass Spekulanten mit CDS im Falle Griechenlands in drei bis vier Monaten rund 500 Prozent Gewinn einstreichen konnten. Die Spekulanten hätten gewettet, dass ihre relativ billig gekauften Kreditausfallversicherungen (CDS) ihnen von denen, die wirklich Griechenland-Engagements abzusichern hatten, wenige Monate später teuer aus den Händen gerissen wurden. Die Wetten gingen auf.

"Griechenland - ein besseres Angriffsziel konnte man sich nicht aussuchen", befand Sanio, denn die Entwicklung des Landes sei schockierend verlaufen. Dafür sei allerdings die Spekulation nicht hauptverantwortlich gewesen. Inzwischen stünden Portugal und Spanien im Visier der "Finanz-Hasardeure". Sie stellten eine Gefahr für die ganze Euro-Zone dar, die nicht hoch genug bewertet werden könne: "Wer weiß, wer der nächste ist."

Unheilvolle Dynamik brechen

"Meines Erachtens muss man einschreiten", forderte der Bafin-Chef. Diese "unheilvolle Dynamik", bei der es um "irrsinnige Summen" gehe - von zweistelligen Billionensummen sei die Rede - müsse gebrochen werden. "Ich komme zu dem Schluss, dass ein isoliertes Verbot des einen oder anderen Instruments wahrscheinlich bei der Innovationsfreude der hochbezahlten Banken und Konstrukteure an den Finanzmärkten nicht weit führen wird", erklärte Sanio. "Die werden neue Instrumente finden".

Die Kritik richtet sich vor allem gegen die ungeregelten Märkte für viele Derivative, für Hedge-Fonds und ähnliche Formen. Der Finanzaufseher beklagte in diesem Bereich auch eine mangelnde Kooperation der Länder, in denen diese Spekulanten verbreitet ihren Sitz hätten - offenbar unter Anspielung auf London oder New York.

So drastisch wie Sanio wollte Bundesbank-Präsident Axel Weber vor den Parlamentariern nicht werden. Er verwies aber darauf, dass als Lehre aus der Krise bereits zahlreiche Schritte unternommen worden seien, die mehr Aufsicht und Regulierung bei den modernen Finanzinstrumenten erreichen sollten. Auch der Versicherungsriese Allianz beschäftigt sich mit dem Problem. Sein Vorstandsmitglied Paul Achleitner plädierte auf der Hauptversammlung des Konzerns dafür, dass die Politik Wetten auf den Ausfall von Staatsanleihen und das Instrument der sogenannten Leerverkäufe, in den Blick nimmt.

Quelle: ntv.de, rts

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