Wirtschaft

Griechenland-Lösung gesucht Schäuble bietet EZB Idee an

Solange puzzeln, bis es passt: Finanzminister Schäuble gibt nicht auf.

Solange puzzeln, bis es passt: Finanzminister Schäuble gibt nicht auf.

(Foto: dpa)

Bundesfinanzminister Schäuble versucht der EZB ein zweites Rettungspaket für Griechenland schmackhaft zu machen. Schäuble hat eine Idee, wie man Athen die nötigen Papiere für Sicherheitshinterlegungen verschaffen kann. Den Vorschlag können die EU-Finanzminister gleich in Brüssel bereden.

Im Streit um die Beteiligung privater Gläubiger an der Griechenland-Sanierung will Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) der Europäischen Zentralbank, EZB,  laut "Spiegel" mit einem Kompromissvorschlag entgegenkommen. Nach den Plänen seines Ministeriums solle die griechische Regierung im Rahmen eines zweiten Rettungspakets neben Hilfszahlungen von 90 bis 120 Mrd. Euro auch Anleihen des europäischen Rettungsschirms EFSF erhalten, berichtete das Nachrichtenmagazin.

Diese solle Athen an heimische Banken weiterreichen, die die Papiere als Sicherheiten für ihre Geldausstattung bei der EZB hinterlegen können. So wolle Schäuble einen Einwand der EZB ausräumen, an dem bislang ein Forderungsverzicht privater Gläubiger gescheitert ist, heißt es in dem Bericht.

Die Frankfurter Notenbank hatte stets erklärt, sie dürfe griechische Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheit akzeptieren, wenn diese im Fall einer Zahlungsunfähigkeit Griechenlands auf die niedrigste Bewertungsstufe herabgesetzt werden.

Finanzminister müssen wieder ran

Kein leichter erster Termin: Der neue griechische Finanzchef Venizelos sitzt in Luxemburg mit am Tisch.

Kein leichter erster Termin: Der neue griechische Finanzchef Venizelos sitzt in Luxemburg mit am Tisch.

(Foto: dpa)

Die Euro-Finanzminister beraten am Sonntag in Luxemburg über weitere Hilfen für Schuldensünder Griechenland. Zu der Ministerrunde wird auch der neue griechische Ressortchef Evangelos Venizelos erwartet. Neben dem zusätzlichen Notpaket von bis zu 120 Mrd. Euro geht es auch um die Freigabe einer für Mitte Juli geplanten 12-Milliarden-Kredittranche der Europäer und des Internationalen Währungsfonds (IWF) aus dem "alten" Hilfsprogramm. Sollte das Geld nicht fließen, wäre Griechenland pleite.

Die EU-Kommission hatte sich für die Freigabe der 12 Mrd. Euro ausgesprochen, um Druck von der Regierung in Athen zu nehmen. Ursprünglich sollte die Auszahlung an weitere Sparanstrengungen geknüpft werden, die der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou angesichts der Massenproteste gegen seinen Sparkurs und des Widerstands auch in der eigenen sozialistischen Pasok-Partei derzeit aber nicht durchsetzen kann.

Auch am Samstag gingen in Athen die Proteste gegen das rigorose Sparprogramm weiter. Rund 3000 Mitglieder der kommunistischen Gewerkschaft PAME riefen dabei ebenso wie die Kommunistische Partei zu umfangreichen Streiks in allen Bereichen auf, damit das "korrupte System zusammenbricht".

Finanzrahmen weiter aufziehen

Während die EU-Politiker beraten, wird in Athen weiter protestiert.

Während die EU-Politiker beraten, wird in Athen weiter protestiert.

(Foto: dpa)

Damit der europäische Rettungsschirm EFSF für weitere Hilfen genügend Mittel bereitstellen könne, solle sein Finanzrahmen nach den deutschen Plänen so aufgestockt werden, dass er tatsächlich wie ursprünglich geplant 440 Mrd. Euro mobilisieren könne, meldet der "Spiegel". Dazu sollten die Mitgliedstaaten ihre Bürgschaften für die EFSF verdoppeln. Deutschlands Anteil solle danach von 123 Mrd. Euro auf 246 Mrd. Euro steigen.

Nach einem vorläufigen Zeitplan der EU-Kommission sollen die Verhandlungen über das neue Hilfspaket spätestens Mitte Juli abgeschlossen werden. Vor dem Hintergrund der schweren politischen Krise in Athen gibt es in Brüssel aber auch Stimmen, die auf einen schnelleren Abschluss pochen.

Nach Ansicht von Diplomaten dürfte die Einigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy auf eine freiwillige Beteiligung privater Gläubiger die Verhandlungen vereinfachen. Die deutsche Seite hatte mit dem am Freitag in Berlin vereinbarten Kompromiss von weitreichenden Forderungen einer Beteiligung von Banken und Versicherungen Abstand genommen.

Neuland für Europa

Die Verhandlungen über eine Einbindung von privaten Gläubigern bei einem neuen Griechenland-Paket sind ausgesprochen kompliziert, weil die Europäer damit Neuland betreten. Der Vorsitzende der Ministerrunde, Luxemburgs Premier- und Schatzminister Jean-Claude Juncker, warnte in mehreren Zeitungsinterviews davor, dass dadurch andere hoch verschuldete Länder der Eurozone von der Krise angesteckt werden könnten.

Bundeskanzlerin Merkel bekräftigte in Berlin, es müsse versucht werden, in den Verhandlungen einen "substanziellen Beitrag" der privaten Geldgeber zusammenzubringen. Die Gläubigerbeteiligung sei nur auf freiwilliger Basis möglich. Für eine verpflichtende Einbindung gebe es keine rechtliche Grundlage. Hier gebe es auch keinen Dissens zwischen ihr und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Grundsätzlich sei eine gerechte Lastenteilung nötig.

Im Interview der Zeitschrift "Super Illu" zeigte sich Merkel trotz Griechenland-Krise optimistisch für die weitere Entwicklung im Euro-Raum. "Für die Gegenwart sind wir in Europa schon sehr viel besser gerüstet", sagte sie. Zurzeit gehe es darum, die "beträchtlichen Versäumnisse" und "Sünden der Vergangenheit" abzuarbeiten. "Die Schuldenkrisen, die Griechenland, Portugal und Irland jetzt durchleiden, sind allesamt aus früheren Fehlern entstanden", betonte die Kanzlerin.

Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa

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