Nur kein Schuldenschnitt für Athen Schäuble sondiert Bondrückkauf
21.10.2012, 11:04 Uhr
Wolfgang Schäuble: Die Bundesregierung hat den Fuß in Sachen Schuldenerlasse fest auf der Bremse. Für Deutschland stelle sich die Frage nicht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bei der Lösungssuche für die griechische Schuldenmisere werden auch alte Ideen gerne mehrfach gewälzt. Dazu gehören auch die Überlegungen, Athen mit einem zweiten Schuldenschnitt zu helfen oder die Schuldenquote durch ein Rückkaufprogramm von Anleihen zu senken. Bundesfinanzminister Schäuble tendiert zu Letzterem.
Vor einer Woche hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sich ausdrücklich nicht zu dem Vorstoß der Europäischen Zentralbank (EZB) äußern wollen. Inzwischen ist der Meinungsbildungsprozess offenbar so weit abgeschlossen, dass ein Bondrückkaufprogramm für Griechenland möglicherweise doch besser ist als ein Schuldenerlass durch öffentliche Gläubiger.
Wie der "Spiegel" berichtet, sondiert sein Ministerium die Möglichkeit eines Bondrückkaufes, um die Schuldenlast des Eurokrisenstaates zu lindern. Rein technisch würde ein Rückkauf so aussehen, dass sich die griechische Regierung Geld beim Euro-Rettungsschirm ESM leihen und damit eigene Anleihen zum aktuellen Kurs zurückkaufen würde. Da die Papiere derzeit im Schnitt bei einem Kurs von 25 Prozent ihres Nennwerts notieren, ließe sich mit einem Einsatz von zehn Mrd. Euro die Altschuldenlast Griechenlands um 40 Mrd. Euro mindern, schreibt der "Spiegel". Der Vorteil besteht darin, dass Athen sich danach mit der niedrigeren Schuldenquote wieder günstiger frisches Geld am Kapitalmarkt besorgen kann.
Um diese Quote zu erreichen, müssten allerdings Gespräche mit den Investoren geführt werden, damit sie sich tatsächlich mit einem Viertel ihrer Forderungen abfinden, schreibt der "Spiegel" weiter. Das Finanzministerium hofft dem Bericht zufolge, dass Griechenland danach fast schon wieder in der Lage wäre, sich selbst Geld an den Märkten zu besorgen.
Alternative zum Schuldenerlass 2.0
EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen hatte die Idee eines Anleiherückkaufprogramms für das inzwischen seit gut zwei Jahren mit zwei Rettungspaketen von insgesamt 200 Mrd. Euro über Wasser gehaltene Griechenland vor einer Woche ins Spiel ins Spiel gebracht. Sie zielt gegen einen Schuldenerlass durch öffentliche Gläubiger, wie ihn der Internationale Währungsfonds (IWF) vorschlug. Woher das Geld dafür kommen soll, hatte Asmussen offengelassen.
Die Bundesregierung hatte sich zunächst zurückhaltend dazu geäußert. Hintergrund von Asmussens Überlegungen ist die inzwischen absehbare Tendenz, dass Griechenland die bis 2020 angepeilte Absenkung der Schuldenquote auf rund 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung von kürzlich noch über 160 Prozent nicht schaffen wird.
Ein solches Rückkaufprogramm ("bond-buy-back") war bereits im Juli 2011 diskutiert und vom Finanzministerium auch durchgerechnet worden. Danach sollte Athen Geld des Euro-Rettungsschirms EFSF nutzen, damit es seine Anleihen selbst zum Marktpreis von Privatgläubigern zurückkaufen kann.
Quelle: ntv.de, ddi/rts