Tausende Ex-Mitarbeiter klagen Schlecker hat großes Problem
04.05.2012, 18:54 Uhr
Es kommt nun doch zu einer Klagewelle.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Verhandlungsbasis für Schlecker-Insolvenzverwalter Geiwitz wird immer schwieriger: Tausende ehemaliger Beschäftigter reichen Klagen gegen ihre Kündigung ein. Das wird die Verhandlungen mit möglichen Investoren belasten. Auch die Gespräche mit der Gewerkschaft Verdi kommen nicht voran.
Die Rettung der Drogeriemarktkette Schlecker gestaltet sich immer schwieriger. Bisher reichten rund 3850 ehemalige Beschäftigte Klage gegen ihre Kündigung ein, wie Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz mitteilte. Die Zahl der Klagen ist so hoch, dass es potenzielle Investoren abschrecken könnte.
"So verständlich es aus der persönlichen Sicht jedes einzelnen gekündigten Mitarbeiters und jeder Mitarbeiterin ist, für den weiteren Sanierungsprozess ist die Anzahl der eingegangenen Kündigungsschutzklagen sicher belastend", sagte Geiwitz. Auch mit der Gewerkschaft Verdi kommt Geiwitz derzeit nicht voran. Etliche Male haben sich beide Seiten zu Gesprächen über die Schlecker-Sanierung getroffen - ohne Ergebnis.
Bei den Zahlen über die Kündigungsschutzklagen handele es sich noch nicht um den finalen Stand, "da sich sicher noch einige restliche Klagen auf dem Weg der Zustellung befinden", sagte Geiwitz weiter. Auch wenn sie vermutlich wenig Aussicht auf Erfolg hätten, würden sie die angestrebte Sanierung belasten, sagte Geiwitz.
Die Kündigungsschutzklagen sind deswegen so wichtig, weil sie für potenzielle Investoren ein Risiko bei der Übernahme darstellen. Denn sollte das Gericht den Klägern recht geben, würden die Kündigungen bestandslos. Ein möglicher Investor müsste diese Mitarbeiter dann übernehmen. Und das würde ein Mehr an Personalkosten bedeuten und damit Schlecker unattraktiv machen. "Es wird die Verhandlungen erschweren", sagte ein Sprecher der Insolvenzverwaltung.
Schwierige Investorensuche
Verdi-Sprecher Christoph Schmitz sagte, die Klagen würden nur solche Investoren abschrecken, die auf einen schnellen Gewinn aus seien: "Jedem Investor muss klar sein, dass bei einer solchen Dimension des Unternehmens und der Insolvenz auch investiert werden muss mit Geld und Zeit, um Schlecker wieder zukunftsfähig zu machen."
Im Zuge der Insolvenz der Drogeriekette mit Sitz in Ehingen in Baden-Württemberg war Ende März bundesweit rund 10.000 Beschäftigten gekündigt worden. Für die Schlecker-Rettung befindet sich Geiwitz derzeit weiter auf Investorensuche. Bis zuletzt hatte es noch geheißen, dass Geiwitz bis Pfingsten einen Investor präsentieren wolle. Der "Welt" zufolge wird sich das nun wohl hinauszögern.
Auch die Gespräche über einen Sanierungstarifvertrag mit Verdi kommen nicht voran. Knackpunkt ist die Forderung von Geiwitz nach einem befristeten Lohnverzicht der Beschäftigten von 15 Prozent.
Quelle: ntv.de, dpa