Chronologie über 37 Jahre Schleckers Aufstieg - und Fall
01.06.2012, 14:14 Uhr
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(Foto: picture alliance / dpa)
Die Zukunft der Drogeriemarktkette Schlecker ist besiegelt. Das Unternehmen, das einst einen steilen Aufstieg erlebte - und einen schrittweisen Abwärtsgang nach tief unten - wird zerschlagen. Eine Chronologie:
1975
Anton Schlecker eröffnet im schwäbischen Kirchheim/Teck seinen ersten Drogeriemarkt. Zwei Jahre später betreibt er 100 Schlecker-Märkte, nach neun Jahren 1000.
1987
Die Drogeriekette expandiert ins Ausland, zunächst nach Österreich. In den Folgejahren kommen Filial-Ketten in anderen europäischen Ländern hinzu.
1998
Das Stuttgarter Landgericht verurteilt das Ehepaar Schlecker zu einer Haftstrafe von je zehn Monaten auf Bewährung. Nach Auffassung des Gerichts hatten Anton und Christa Schlecker ihre Angestellten betrogen, indem sie ihnen vorgaukelten nach Tarif zu zahlen, obwohl sie dies nicht taten.
2008
Das Schlecker-Imperium umfasst europaweit mehr als 14.000 Filialen. Die Drogeriemarktkette, in der Firmengründer Anton Schlecker als eingetragener Kaufmann das alleinige Sagen hat, beginnt Verluste zu schreiben.
2010
Der Umgang mit der Belegschaft bringt Schlecker in die Kritik: Es geht um unrechtmäßig installierte Kameras und den Austausch eigener Mitarbeiter durch schlecht bezahlte Leiharbeiter.
November 2010
Lars und Meike Schlecker rücken in die Führungsetage auf. Sie sollen sich um den Außenauftritt des Konzerns kümmern.
Januar 2011
Weil Kunden und Erträge ausbleiben, modernisiert Schlecker seine Filialen. Eine Marketingkampagne soll das Image verbessern.
Dezember 2011
Schlecker schließt 600 von 8000 Läden in Deutschland. Lars Schlecker kündigt für 2012 weitere Schließungen an. Gerüchte um Zahlungsprobleme weist er zurück, gibt sich stattdessen optimistisch: 2012 werde Schlecker "den Turnaround schaffen". Was die Öffentlichkeit zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Allein 2011 macht Schlecker mehr als 200 Millionen Euro Verlust.
20. Januar 2012
Schlecker verkündet seine Zahlungsunfähigkeit. Für 30.000 Mitarbeiter beginnt das Bangen um den Arbeitsplatz.
23. Januar 2012
Der Insolvenzantrag geht beim Ulmer Amtsgericht ein. Als vorläufigen Insolvenzverwalter bestimmt das Gericht den Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz.
26. Januar 2012
Die Unternehmenstochter Ihr Platz stellt Insolvenzantrag.
29. Februar 2012
Geiwitz kündigt an, dass Schlecker Ende März mehr als 2000 Filialen in Deutschland schließen wird und über 11.000 Mitarbeiter gehen müssen.
5. März 2012
Das Land Baden-Württemberg stellt erstmals eine Kreditbürgschaft in Aussicht. Andere Länder und der Bund sollen mitmachen. Mit Hilfe der Bürgschaft soll Schlecker einen Kredit aufnehmen, um damit eine Auffanggesellschaft für entlassene Mitarbeiter zu finanzieren.
11. März 2012
Das Bundeswirtschaftsministerium lehnt eine Beteiligung an der rund 70 Millionen Euro schweren Kreditbürgschaft ab.
29. März 2012
Eine von den Bundesländern getragene Bürgschaft scheitert am Widerstand der FDP. Gut 10.000 Beschäftigte werden damit ab April arbeitslos.
2. Mai 2012
Die Aufteilung von Schlecker beginnt: Das tschechische Handelsunternehmen PKS kauft die dortige Schlecker-Tochter. Auch für andere Auslandsableger und für Ihr Platz soll es Investoren geben.
23. Mai 2012
Die Zahl der Interessenten schrumpft: Nach Penta springt Medienberichten zufolge auch das Emirat Katar als möglicher Investor ab. Rund 4000 Kündigungsschutzklagen entlassener Mitarbeiter erschweren die Investorensuche, weil sie Zusatzkosten verursachen könnten. Außerdem gibt es noch keinen Sanierungstarifvertrag für die verbliebenen gut 13.000 Beschäftigten.
24. Mai 2012
Es wird bekannt, dass Karstadt-Käufer Nicolas Berggruen sich angeblich für Schlecker interessiert.
25. Mai 2012
Der vorläufige Gläubigerausschuss entscheidet sich für eine letzte Galgenfrist. Bis zum 1. Juni müssen Investoren ein tragfähiges Konzept unterbreiten, sonst wird Schlecker abgewickelt.
1. Juni 2012
Die Gläubiger der insolventen Drogeriekette Schlecker haben für die Abwicklung des Unternehmens gestimmt. Das Ende von Schlecker ist damit besiegelt.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa