Rund 2,6 Millionen Betroffene Schon vor Krise konnten viele kaum richtig heizen
21.10.2022, 10:25 Uhr
Vor allem Alleinlebende und Alleinerziehende haben oft nicht genug Geld, um ihre Wohnung ausreichend zu heizen.
(Foto: IMAGO/Wolfgang Maria Weber)
Im Zuge der Gasknappheit explodieren die Preise auch fürs Heizen: Viele Menschen stellt das vor enorme Herausforderungen, denn schon vor der Krise hatten sie kaum genügend Geld, um ihre Häuser und Wohnungen ausreichend zu heizen. Betroffen sind vor allem Alleinerziehende und Alleinlebende.
Schon vor der aktuellen Energiepreis-Krise hatten viele Menschen in Europa nicht genug Geld, um ihre Wohnung ausreichend zu heizen. Laut Statistischen Bundesamt betraf das im vergangenen Jahr in Deutschland rund 2,6 Millionen Menschen, die nach eigener Einschätzung aus finanziellen Gründen ihr Haus oder ihre Wohnung nicht angemessen warm halten konnten. Das entsprach 3,2 Prozent der Bevölkerung.
Diese Zahlen liegen deutlich unter dem EU-Durchschnitt: In der Europäischen Union (EU) waren im vergangenen Jahr rund 6,9 Prozent der Bevölkerung finanziell nicht in der Lage, ihre Wohnung angemessen warm zu halten. Besonders groß ist die Zahl der Menschen, die ihre Wohnung nicht ausreichend heizen können, in Bulgarien: Laut Eurostat waren dort 2021 fast ein Viertel der Menschen (23,7 Prozent) dazu nicht in der Lage. Auch auf 17,5 Prozent der Menschen in Griechenland und auf 14,2 Prozent der Spanier trifft das zu. In Finnland müssen hingegen nur 1,3 Prozent der Leute zuhause frieren.
Überdurchschnittlich häufig waren in Deutschland Alleinlebende betroffen: Rund 4,3 Prozent von ihnen konnten ihre Wohnung aus Geldmangel nicht angemessen heizen, so das Statistikamt. Bei Personen in Alleinerziehenden-Haushalten ist der Anteil mit 4,7 Prozent noch etwas höher. Die Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen wird seit 2020 in der EU erhoben. Sie soll Hinweise auf eine Armutsgefährdung geben. In Deutschland sind die Fragen nach Heizung, Urlaub oder vollwertigen Mahlzeiten Teil des repräsentativen Mikrozensus.
Kritik an Heizkostenzuschuss
Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) fordert wegen der überdurchschnittlichen Belastung ärmerer Haushalte durch die Energiekrise eine staatliche Entlastungspolitik. Die von der Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen gingen zwar "weitgehend in die richtige Richtung". So komme die Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro - die Erwerbstätige im September erhalten haben und die im Dezember an Ruheständler und andere Gruppen gezahlt wird - insbesondere Haushalten mit niedrigerem Einkommen zugute, da sie versteuert werden muss.
Die mit der Gaspreisbremse vorgeschlagene prozentuale Übernahme der Heizkosten basierend auf dem üblichen Verbrauch durch den Staat habe aber einen Nachteil: Haushalte mit hohem Verbrauch und hoher Heizrechnung würden in Euro gerechnet stärker entlastet als solche mit niedrigem Verbrauch. Wenn die Entlastung ohne Obergrenze geschehe, erhielten Besitzer großer Luxusimmobilien Entlastungsbeträge, die im Extremfall den Durchschnitt um ein Mehrfaches übersteigen könnten, so die IMK-Experten.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/rts