Wirtschaft

Euro-Mindestkurs sei Dank Schweiz ist Euro-Drehscheibe

Euro-Mindestkurs verhindert steigende Zinsen in Euro-Kernländern.

Euro-Mindestkurs verhindert steigende Zinsen in Euro-Kernländern.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Euro-Mindestkurs der Schweizer Notenbank erweist sich für die Kernländer der Eurozone in der Schuldenkrise als Glücksgriff. Um Schaden für die exportabhängige eigene Wirtschaft abzuhalten, kauft die Bank in die Schweiz fließende Euro mit Devisenmarkt-Interventionen selbst auf - und investiert sie in Staatsanleihen. Die US-Ratingagentur S&P spricht gar von "Euro-Recycling".

Die Schuldenkrise hat die Schweiz und ihre Notenbank nach Einschätzung der Ratingagentur Standard & Poor's zu einer Drehscheibe für Milliarden von Euro gemacht. Geld, das aus den europäischen Schuldenländern in die sichere Schweiz geflossen ist, ist von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu einem guten Teil in den sicheren Kernländern der Eurozone angelegt worden und sorgt dort für niedrige Zinsen. "Wir denken, dass dieses Euro-Recycling den Trend zu auseinanderlaufenden Zinsen für Staatsanleihen der Euroländer verstärkt hat", heißt es in einer vorgelegten S&P-Studie.

Allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres dürfte die SNB für rund 80 Mrd. Euro Staatsanleihen von Ländern wie Deutschland, Frankreich, Niederlande, Finnland und Österreich gekauft und damit fast die Hälfte des öffentlichen Finanzbedarfs dieser Länder gedeckt haben, schätzt die Ratingagentur.

Enorme Devisenreserven

Euro / Franken
Euro / Franken ,93

Dass das so kam, hängt mit dem vor einem Jahr eingeführten Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken zusammen. Um die Einheitswährung nicht unter diese Marke sinken zu lassen, musste die SNB die in die Schweiz fließenden Euro mit Devisenmarkt-Interventionen selbst aufkaufen. Denn ein weiteres Absacken des Euro hätte der exportabhängigen Schweizer Wirtschaft nach Überzeugung der SNB schweren Schaden zugefügt.

Die Interventionen der SNB ließen die Devisenreserven der Schweiz auf 418 Mrd. Franken anschwellen, die die Notenbank möglichst sicher und gewinnbringend anlegen muss - die Schweizer Kantone erwarten von der SNB eine ansehnliche Gewinnausschüttung. Die SNB hält etwa 60 Prozent ihrer Devisenreserven in Euro. Der Rest entfällt überwiegend auf Dollar, Yen und Pfund Sterling.

Dass die SNB die Staatsanleihen der europäischen Kernländer kurzfristig verkaufen könnte, ist nach Ansicht der S&P-Experten unwahrscheinlich. Irgendwann werde der Geldfluss aus der Schweiz aber versiegen und das würde höhere Zinsen für die Staatskassen der Euro-Länder bedeuten, die gegenwärtig von der Kapitalflucht aus den klammen Euro-Staaten über die Schweiz profitieren. Das Rating dieser Länder würde davon aber nicht berührt, so S&P.

In der gegenwärtigen Lage wird die SNB nicht von ihrem Euro-Mindestkurs abrücken, wie SNB-Präsident Thomas Jordan bekräftigte. Es sei noch zu früh, um im Hinblick auf die Eurokrise Entwarnung zu geben. Der Franken sei hoch bewertet und müsse sich abschwächen.

Quelle: ntv.de, rts

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