Beben trifft Minen in Chile Sensible Kupfer-Preise
28.02.2010, 14:33 UhrExperten rechnen damit, dass der Rohstoffmarkt in der kommenden Woche auf mögliche Lieferengpässe aus Chile spekuliert, auch wenn die Regierung beteuert, dass das Land seine vertraglichen Zusagen einhalten kann, da es über genügend Vorräte verfügt. Der Kupfermarkt sei so sensibel wie der Ölmarkt, heißt es.
Durch die Erdstöße ist die Stromversorgung einiger Minen zusammengebrochen. Zufahrtsstraßen wurden verschüttet. Die Bergbaukonzerne Codelco und Anglo American mussten den Betrieb in insgesamt vier Gruben aussetzen. Schwere Schäden an den Minen selbst gab es wohl aber nicht. Trotz der Störungen sicherte Bergbauminister Gonzales den Export der normalen Kupfer-Mengen zu. Das Land könne seine vertraglichen Zusagen einhalten, da es über genügend Vorräte verfüge, sagte Gonzalez.
Dennoch rechnen die Experten mit Verunsicherung an den Märkten und damit auch steigenden Preisen für den Rohstoff. Chile fördert über ein Drittel des Weltbedarfs an Kupfer, das vor allem in Elektronik, Autos und Kühlschränken zum Einsatz kommt.
"Die Sensibilität der Kupfermärkte für Chile entspricht der Sensibilität der Ölmärkte auf Spannungen im Nahen Osten", sagte ANZ-Rohstoff-Analyst Mark Pervan. Der Kupfermarkt stehe ohnehin schon unter Druck, was sich durch die Folgen des Erdbebens noch verstärken könne. "Auch wenn die Minen selbst nicht beschädigt wurden, könnte viel Infrastruktur in Mitleidenschaft gezogen worden sein - wie Straßen, Schienenwege und die Stromversorgung." Citi-Analyst David Thurtell sagte, die wichtigste Autobahn des Landes sei betroffen, Brücken seien zerstört. Auch Treibstoffmangel könnte die Lieferungen hemmen.
Beben unterbricht Stromversorgung
Wegen Stromausfällen musste der weltgrößte Kupferproduzent Codelco den Betrieb in seinen Bergwerken El Teniente und Andina einstellen. Laut Bergbauminister Santiago Gonzales könnten bis zu einem Neustart zwei Tage vergehen. Anglo American stoppte die Arbeit in zwei seiner Minen, Los Bronces und El Soldado. Hier sei die Stromversorgung zusammengebrochen, teilte ein Sprecher mit. Laut dem Sicherheitspersonal waren zudem die Zugangsstraßen zu den Gruben verschüttet.
Aus den Codelco-Gruben wurden im vergangenen Jahr zusammen mehr als 600.000 Tonnen des Rohstoffs geholt, Anglo American fördert aus den beiden betroffenen Bergwerken jährlich rund 280.000 Tonnen Kupfer. Insgesamt wurde die Bergbaukapazität Chiles vorübergehend um ein Fünftel verringert.
Los Bronces von Anglo American und die Codelco-Gruben sind dem eher im Süden Chiles gelegenen Epizentrum des Bebens am nächsten. Viele der wichtigsten Bergwerke Chiles liegen dagegen im Norden, so auch die weltweit größte Kupfergrube Escondida. Das Bergwerk des Konzerns BHP Billiton blieb von dem Erdbeben ebenso verschont, wie die Produktionsstätten von Xstrata.
Quelle: ntv.de, rts