iPhone-Probleme, Ramsch, Foxconn Sharp-Aktie im freien Fall
03.09.2012, 13:35 Uhr
Sharps neuer 80-Zoll-Fernseher auf der Berliner IFA: Zu Hause liegen die Probleme des japanischen Traditionskonzerns.
(Foto: REUTERS)
Die Zukunft von Sharp steht auf dem Spiel. Der japanische Konzern, der etwa die Bildschirme für das iPhone 5 herstellt, schreibt hohe Verluste. Der umstrittene Auftragsfertiger Foxconn soll deshalb einsteigen. Alles ist in trockenen Tüchern, aber dann rauscht der Aktienkurs in den Keller, getrieben auch von Negativnachrichten der Ratingagentur S&P.
Die Probleme beim japanischen Elektronikkonzern Sharp schlagen immer stärker auf den Aktienkurs durch. Nachdem japanische Medien über einen schlechteren Deal beim Einstieg des Auftragsfertigers Foxconn berichteten, gaben die Titel an der Tokioter Börse deutlich nach. Nach Informationen der Wirtschaftszeitung "Nikkei" könnte Foxconn die Aktien zu einem deutlich niedrigeren Preis bekommen als ursprünglich vereinbart. Zudem senkte die Ratingagentur Standard & Poor's ihre Bewertung von Sharp auf Ramsch-Niveau.
Der für Sharp sehr wichtige Einstieg von Foxconn muss nachverhandelt werden, weil die Aktie seit der ursprünglichen Vereinbarung von März mehr als die Hälfte ihres Werts verloren hat. Foxconn wollte knapp zehn Prozent an Sharp zu 550 Yen pro Aktie kaufen. Das hätte Sharp rund 67 Mrd. Yen (derzeit 680 Mio. Eur) eingebracht. Doch die Sharp-Aktie stürzte als Reaktion auf die jüngsten riesigen Verluste ab, bevor der Deal abgeschlossen werden konnte. Am Montag kostete sie nach einem Minus von gut sechs Prozent 186 Yen.
Kampf an zwei Fronten
Seit vergangener Woche verhandeln Sharp und Foxconn über eine Anpassung des Deals. Die Sharp-Aktie war bereits am Freitag abgesackt, nachdem Foxconn-Gründer ohne Bekanntgabe einer Einigung abreiste. "Nikkei" berichtete jetzt, Foxconn könnte die Aktien zum Durchschnittskurs der vergangenen Monate bekommen. Zuvor war auch spekuliert worden, Foxconn könnte eventuell einen höheren Anteil bekommen.
Weiterer Druck auf die Aktie kam von einer Herabstufung durch Standard & Poor's. Die Agentur senkte das Sharp-Rating auf BB+, eine Stufe, ab der ein Einstieg nicht mehr empfohlen wird.
Jobs in Gefahr
Foxconn mit Sitz in Taiwan ist der weltgrößte Auftragsfertiger und produziert für Schwergewichte wie Apple, Dell oder Hewlett-Packard. Für Sharp ist der Deal extrem wichtig, weil er inmitten hoher Verluste frisches Geld bringen soll. Außerdem will Foxconn die Produktion einer großen LCD-Fabrik abnehmen, während Sharp wie andere Unternehmen der Branche an Überkapazitäten leidet.
Foxconn gerät aber auch immer wieder in die Negativschlagzeilen wegen der Arbeitsbedingungen in seinen Riesenwerken. Mangelnde Arbeitssicherheit und zu lange Arbeitszeiten werden etwa moniert. Auch eine Selbstmordserie hat es schon gegeben.
Zuletzt wurde über mögliche Alternativen wie einen neuen Riesen-Kredit der Gläubigerbanken oder eine Investition von Konkurrenten wie Kyocera oder Toshiba spekuliert. Nach jüngsten japanischen Berichten prüft Sharp auch eine Ausweitung des geplanten Stellenabbaus von 5000 auf 10.000 Mitarbeiter.
Quelle: ntv.de, bad/dpa