Wettbieten der Öl-Manager Shell bohrt im Irak
11.12.2009, 16:14 Uhr
Es gibt sauberere Arten, Geld zu verdienen: Über dem Rumala-Feld, 420 Kilometer südöstlich von Bagdad, fackeln die Chinesen von CNPC überschüssiges Erdgas ab.
(Foto: REUTERS)
Europas größter Ölkonzern will zusammen mit der malaysischen Petronas künftig 1,8 Mio. Barrel pro Tag aus dem gigantischen Madschnun-Vorkommen pumpen. Bei der zweiten Auktion von Förderrechten seit dem Sturz Saddam Husseins 2003 buhlten internationale Energiekonzerne um leicht zu erschließende Ölreserven, die insgesamt etwa den Vorkommen des Opec-Mitglieds Libyen entsprechen.
Mit den Mengen aus den zehn angebotenen Feldern könnte der Irak den beiden größten Förderländern Saudi-Arabien und Russland Konkurrenz machen und damit auch geopolitisch erheblich an Gewicht gewinnen.
Shell und Petronas blieben mit ihrem Gebot für das größte der zehn angebotenen Felder zwar unter der Erwartung der irakischen Regierung, wie das Ölministerium mitteilte. Sie stachen aber den französischen Rivalen Total aus, der sich mit CNPC aus China ebenfalls um Madschnun bemüht hatte.
Total hatte sich schon unter Saddam um die Rechte für das Feld mit seinen geschätzten Reserven von 12,6 Mrd. Barrel bemüht. Das Vorkommen liegt im relativ stabilen Südirak liegt. CNPC und Total bekamen allerdings immerhin den Zuschlag für ein kleineres Feld mit 4,1 Mrd. Barrel.
Für ein zweites Riesen-Reservoir, das teils unter dem Unruheviertel Sadr City gelegene Ost-Bagdad-Feld, fand sich dagegen wegen der noch immer unsicheren Sicherheitslage in der Hauptstadt kein Bieter. Auch eine Gruppe von Ölvorkommen in der Unruheprovinz Dijala stieß nicht auf Interesse bei den Bietern. Ölminister Hussain al-Schahristani kündigte daraufhin an, die Regierung werde diese Vorkommen selbst erschließen.
Der Irak braucht für den Wiederaufbau nach Jahrzehnten von Krieg, Sanktionen und Vernachlässigung seiner Ölanlagen dringend die erwarteten Einnahmen aus den Förderlizenzen. Anders als bei einer ersten Auktion im Juni haben die Konzerne mittlerweile ihre Scheu abgelegt und nehmen für den Zuschlag erhebliche verbleibende Rechtsrisiken in Kauf.
Ausnahmezustand für die Ölbosse
Ungeachtet der nach den jüngsten Anschlägen besonders angespannten Sicherheitslage hatten sich für die zweitägige Auktion in Bagdad hochrangige Vertreter von insgesamt 44 Ölkonzernen angesagt - darunter auch von Exxon und Chevron aus den USA sowie von BP aus Großbritannien.
Die Polizei sperrte für ihre Konvois mit gepanzerten Autos zahlreiche Straßen ab, und über dem von starken Einheiten gesicherten Ölministerium kreisten Hubschrauber der irakischen Armee. Am Dienstag waren bei einer Anschlagsserie in der Hauptstadt 112 Menschen getötet worden.
Quelle: ntv.de