Jahresprognose gestutzt Siemens spart noch mehr
02.05.2013, 10:41 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Das widrige Wirtschaftsumfeld in den USA und Europa sowie neue millionenschwere Belastungen aus Projektverzögerungen verhageln Siemens das Ergebnis. Auch die bisherige Prognose ist in ihrer bisherigen Form nicht mehr zu halten. Vorstandschef Löscher dreht weiter an der Sparschraube.
Siemens verschärft seinen Sparkurs. Um das Renditeziel von mindestens zwölf Prozent bis 2014 zu erreichen, muss der Konzern nach Angaben von Vorstandschef Peter Löscher noch effizienter werden. "Wir gehen davon aus, dass dafür eine zusätzliche Produktivitätssteigerung in Höhe von 300 Millionen Euro nötig sein wird", sagte der Manager. Damit erhöhen sich die angepeilten Einsparungen auf 6,3 Milliarden Euro. Niedrigere Rohstoffpreise würden dabei helfen.
Eine Bilanz für den laufenden Stellenabbau will Löscher im Herbst vorlegen. Die Gesamtbelegschaft des Konzerns werde allerdings nicht in großem Umfang schrumpfen.
Die Leuchtmitteltochter Osram will er im Juli an der Börse sehen. Siemens veranschlagt die bereits an die eigenen Aktionäre verschenkte Firma auf einen Gesamtwert von 3,22 Milliarden Euro. Analysten bewerten Osram im Schnitt auf gut eine Milliarde Euro weniger.
Bei Siemens läuft es derzeit nicht rund. Der Technologiekonzern hat im zweiten Geschäftsquartal das widrige Wirtschaftsumfeld in den USA und Europa zu spüren bekommen, und auch die Projektverzögerungen belasten weiter. Nun muss Siemens bei seiner Umsatz- und Gewinnprognose zurückrudern. Schon wieder, denn erst im letzten Jahr konnte der Konzern seine Erwartungen im Jahresverlauf nicht mehr halten.
Klar unter den Erwartungen
Nun scheint es im zweiten Quartal noch schlechter gelaufen zu sein als erwartet. Beim Umsatz und Ergebnis sowohl für den Konzern wie auch für die einzelnen Sektoren blieb Siemens zum Teil deutlich hinter den Erwartungen zurück. Lediglich beim Auftragseingang konnte der Konzern glänzen: Dank einiger Großaufträge konnte Siemens hier stärker als erwartet um ein Fünftel zulegen.
Als Nettogewinn stand von Januar bis März bei Siemens gut 1 Milliarde Euro nach 904 Millionen Euro im Vorjahr in den Büchern. Analysten hatten dem Konzern etwas mehr zugetraut. Dabei war das Vorjahresergebnis schon vergleichsweise niedrig ausgefallen: Damals hatte ein aus der Restrukturierung des Joint Ventures Nokia Siemens Networks resultierender Beteiligungsverlust in Höhe von 640 Millionen Euro die Bilanz belastet.
Siemens bekommt die anhaltenden Projektverzögerungen weiter nicht in den Griff: Mit 161 Millionen Euro schlugen die Abschreibungen auf die verzögerte Auslieferung von Hochgeschwindigkeitszügen im 2. Quartal zu Buche. Die Probleme bei der Anbindung der Windparks in der Nordsee drückten das Ergebnis um weitere 84 Millionen Euro. Kosten für das Spar- und Effizienzprogramm schmälerten das Ergebnis um weitere 104 Millionen Euro.
Erstmals nannte der Konzern auch Details zum Sparprogramm für seine Gesundheits- und Infrastruktursparte. Sie sollen jeweils 800 Millionen Euro bis 2014 einsparen. Zudem sieht der Konzern vorerst keine Chance, seine Solarsparte wie ursprünglich geplant zu verkaufen. Deswegen muss Siemens den Verlustbringer wieder als fortgeführte Aktivität verbuchen. Auch das belastet das Ergebnis. Auf Jahressicht sollen sich die Belastungen vor allem aus dem Solargeschäft auf 500 Millionen Euro addieren.
Lichtblick beim Auftragseingang
Nun stutzt Siemens seine Prognosen zurecht. Ursprünglich hatte Siemens einen Gewinn nach Steuern aus fortgeführten Aktivitäten in einer Bandbreite von 4,5 bis 5 Milliarden Euro angepeilt. Nun gilt nur noch das untere Ende dieser Spanne als realistisch. Auch bei der Umsatzprognose muss Siemens jetzt Abstriche machen: Anstelle eines Umsatzes annähernd auf Vorjahresniveau wird er nun "moderat" sinken. Unverändert blieb die Vorhersage für den Auftragseingang: Er soll weiterhin "moderat" wachsen. Unter "moderat" versteht Siemens 3 bis 5 Prozent - ob nach oben oder nach unten.
Immerhin beim Auftragseingang konnte der Konzern dank einiger großer Order im Windgeschäft und bei Zügen massiv zulegen. Um ein Fünftel auf 21,451 Milliarden Euro ging es hier nach oben. Damit gelang Siemens die einzige dicke Überraschung: Analysten hatten mit rund 3 Milliarden Euro weniger neuen Bestellungen gerechnet. Ausgerechnet die beiden Sektoren Infrastruktur & Städte sowie Energie, deren Belastungen das Ergebnis gedrückt hatten, steuerten hier die wichtigsten Impulse bei.
Der Umsatz sank dagegen konzernweit um 7 Prozent auf 18,011 Milliarden Euro. Am Markt war mit fast einer Milliarde Euro mehr gerechnet worden. Nach Angaben von Siemens schlug sich hier das schwächere Investitionsklima der vergangenen Quartale nieder. So sanken die Umsätze quer durch alle Sektoren und Berichtsregionen.
Am stärksten ging es regional betrachtet in den USA nach unten, wo Siemens ein Drittel seines Umsatzes macht: Hier brachen die Erlöse um 16 Prozent ein. In der Berichtsregion Europa, ehemalige Sowjetunion, Afrika, Naher und Mittlerer Osten ging es um 4 Prozent nach unten. Im Heimatmarkt Deutschland fiel der Umsatz um 6 Prozent. Auch die Region Asien und Australien erwies sich statt als Treiber als Bremse: um 5 Prozent ging es hier nach unten. Im eigentlich als Wachstumsmarkt erhofften China ging es um 1 Prozent nach unten.
Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ