10.000 Jobs weniger Sony wird umgekrempelt
12.04.2012, 10:11 Uhr
Hat viel vor: Sony-Chef Kazuo Hirai.
(Foto: REUTERS)
Was sich bei dem Technologiekonzern Sony bereits angekündigt hat, wird nun Gewissheit: Das Unternehmen, das zuletzt hohe Verluste geschrieben hat, will kräftig Arbeitsplätze abbauen.
Der japanische Elektrokonzern Sony will sich mit einem strikten Sparkurs sanieren. Mit einem Abbau von rund 10.000 Stellen, Einschnitten im Fernseher-Geschäft und dem Einstieg in die Medizintechnik will der neue Konzernchef Kazuo Hirai die Trendwende schaffen. "Sony wird sich wandeln", kündigte er in Tokio an. "Sony war immer eine Firma mit Unternehmergeist, daran wird sich nichts ändern."
Hirai steht vor einer Herkulesaufgabe. Seit vier Jahren schreibt Sony Verluste, allein im abgelaufenen Geschäftsjahr zum Ende März erreichte der Fehlbetrag umgerechnet fast fünf Mrd. Euro. Sein langjähriger Vorgänger Howard Stringer hatte den Niedergang des japanischen Vorzeigeunternehmens im Ringen mit aufstrebenden Rivalen wie Apple und Samsung nicht stoppen können.
Geht es nach Hirai, der seit 26 Jahren an Bord ist und zuletzt das erfolgreiche Geschäft mit Spielekonsolen führte, soll mit den roten Zahlen schnell Schluss sein. Die Sanierung werde allerdings im laufenden Geschäftsjahr gut 700 Mio. Euro kosten, kündigte er an. Aus dem seit langem miserabel laufenden Geschäft mit Fernsehern will Hirai entgegen Analystenforderungen zwar nicht aussteigen, die Kosten sollen aber kräftig sinken.
Ambitionierte Ziele
Hirai kündigte ehrgeizige Ziele an. So soll sein Haus Weltmarktführer bei Mobiltelefonen werden. Bislang spielt Sony, dass sein Handygeschäft bis vor kurzem gemeinsam mit der schwedischen Ericsson betrieben hat, in dem Segment praktisch keine Rolle mehr. Selbst der heimische Konkurrent Sharp, der seinerseits mit Verlusten kämpft, schneidet auf dem Heimatmarkt für Mobiltelefone besser ab als der einstige Unterhaltungselektronik-Pionier.
Zudem will Hirai den schwankenden Riesen verstärkt auf Geschäftsfelder abseits der klassischen Unterhaltungselektronik ausrichten. Mit Medizintechnik wollen die Japaner bis 2014/15 knapp eine halbe Milliarde Euro einnehmen. Dafür wollen sie auch auf Einkaufstour gehen. Sony suche nach Übernahmemöglichkeiten auf dem Gebiet. Der renditeträchtige Markt mit Klinik- und Praxisausrüstung ist allerdings von mächtigen Konkurrenten beherrscht. Siemens, GE, Philips und Toshiba dominieren das Geschäft mit den Ärzten und Krankenhauschefs.
Sonys Probleme stehen symptomatisch für den Niedergang der Branche im Land der aufgehenden Sonne. "Die japanische Unterhaltungselektronikindustrie steht vor einer Niederlage", urteilte Analyst Fujio Ando im Vorfeld. Sony, Sharp und Panasonic kommen zusammen auf einen Jahresverlust von gut 16 Milliarden Euro. Die Unternehmen leiden unter dem starken Yen, schwacher Inlandsnachfrage und einem knallharten Wettbewerb. Wie sich die Gewichte in der Branche weltweit verschoben haben, zeigt auch die Entwicklung des Börsenwerts von Sony. Samsungs Bewertung ist zehn Mal so hoch wie die der Japaner. Der Konkurrent Apple, mit dessen Kauf Sony Anfang der 90er Jahre liebäugelte, ist am Aktienmarkt inzwischen 30 Mal so teuer.
Quelle: ntv.de, jga/rts