Wirtschaft

Furcht vor Rezession Sorge um US-Jobmarkt

(Foto: picture alliance / dpa)

Der US-Arbeitsmarkt schockiert die Märkte: Nur 18.000 neue Jobs sind im Juni in den Vereinigten Staaten entstanden. Die schlechten Zahlen bringen auch Washington in Not.

Der US-Arbeitsmarkt kommt im Sommer nicht in Gang und schürt die Furcht vor einer erneuten Rezession: Die Lage am Jobmarkt besserte sich im Juni wider Erwarten kaum, die Arbeitslosenquote stieg sogar völlig überraschend an. Außerhalb der Landwirtschaft wurden unter dem Strich insgesamt nur 18.000 Stellen geschaffen, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Dies ist der schwächste Jobaufbau seit neun Monaten. Die Finanzmärkte reagierten geschockt. An der Wall Street brachen die Kurse ein, auch die Investoren an der Frankfurter Börse trennten sich von Aktien.

Die Zahlen wecken zunehmend Zweifel am Aufschwung, den die US-Notenbank Fed mit einem mittlerweile ausgelaufenen Bond-Ankaufprogramm kräftig befeuert hatte. Experten spekulieren bereits, ob Fed-Chef Ben Bernanke wegen der anhaltenden Job-Misere nachlegen muss. Die Privatfirmen stockten ihre Belegschaften zwar um 57.000 auf. Zugleich trennte sich der unter Sparzwängen leidende Staat von 39.000 Mitarbeitern. Die Arbeitslosenquote stieg mit 9,2 Prozent sogar leicht. "Alle Aspekte dieses enttäuschenden Berichts deuten darauf hin, dass die USA vor einer Job-Krise stehen", sagte der Chef des weltgrößten Staatsanleihen-Händlers Pimco, Mohamed El-Erian.

Der Euro fiel gegenüber dem Schlusskurs vom Vortag über einen US-Cent, erholte sich aber schnell wieder. "Offenbar spekulieren Anleger nun auf ein neues Konjunkturprogramm der US-Notenbank Fed", sagte Devisen-Analyst Mario Mattera. Dies werde voraussichtlich aber nicht vor Ende des Sommers geschehen. Man stelle sich nun die Frage, ob die Erholung vorüber sei und den USA nun eine neue Rezession drohe. Die Vereinigten Staaten waren erst Mitte 2009 nach anderthalb Jahren der Wirtschaftsmisere aus der Rezession herausgekommen. Zuletzt hatte sich das Wachstumstempo jedoch verlangsamt: Im ersten Quartal legte die Wirtschaft aufs Jahr hochgerechnet nur um 1,9 Prozent zu.

US-Präsident Barack Obama erklärte, die Zahlen belegten, dass die USA noch einen weiten Weg zur Überwindung der wirtschaftlichen Schwäche vor sich hätten. Die von dem Streit über die US-Schuldengrenze sowie die Krise in Griechenland verunsicherten die Firmen und hielten sie davon ab, Leute einzustellen, fügte er hinzu.

Jobaufbau zu niedrig

Die anhaltend trübe Lage auf den Arbeitsmarkt dürfte der Fed ernste Sorge bereiten, da sie neben Preisstabilität auch für Vollbeschäftigung sorgen soll. Im Mai war der Stellenaufbau mit revidiert 25.000 ebenfalls kaum höher ausgefallen als im Juni. "Die Entwicklung der letzten beiden Monate lässt wieder starke Zweifel an einer nachhaltigen und vor allem spürbaren Erholung aufkommen", warnte Postbank-Experte Thilo Heidrich.

Die Daten erwischten seine Zunft auf dem falschen Fuß, denn die Analysten hatten ein Plus von 90.000 erwartet. Der tatsächlich erreichte Stellenzuwachs von 18.000 ist jedoch viel zu wenig, um die Jobmisere zu lindern. Monatlich sind nach einer Faustregel etwa 300.000 neue Stellen nötig, um die Arbeitslosigkeit spürbar zu senken. Doch diese Marke wurde seit langem nicht mehr erreicht. Derzeit sind rund 14,1 Mio. Amerikaner ohne Job.

Bei der steigenden Arbeitslosenquote spielt auch eine Rolle, dass sich zuletzt wieder mehr US-Bürger aktiv um einen Job bemüht haben und damit wieder in der Statistik geführt werden. Bisher wurde nur ein Bruchteil der acht Mio. Stellen wieder aufgebaut, die in der schwersten Wirtschaftskrise seit den 1930er Jahren gestrichen wurden.

Washington in der Klemme

Die US-Notenbank Fed hat ihr Staatsanleihen-Ankaufprogramm Mitte des Jahres auslaufen lassen, mit dem sie rund 600 Mrd. Dollar in die maue Wirtschaft gepumpt hat. Jedoch stützte die Notenbank das Finanzsystem anders als in Europa weiter mit ultraniedrigen Zinsen, die sie auch noch "geraume Zeit" beibehalten will.

Die schleppende Erholung ist eine große Sorge für die Regierung, die derzeit mit den oppositionellen Republikanern um einen Ausweg aus der Haushaltskrise ringt. Grund für die Krise ist die geltende Schuldenobergrenze von 14,3 Billionen Dollar in den USA: Diese Marke wurde bereits Mitte Mai erreicht, seither darf sich die US-Regierung kein Geld mehr leihen. Das Finanzministerium kann mit Hilfe von Sondermaßnahmen nur noch bis zum 2. August Mittel auftreiben, um Rechnungen zu bezahlen. Sollte es keine Einigung zur Erhöhung der Schuldengrenze geben, droht der Regierung in Washington die Zahlungsunfähigkeit.

Quelle: ntv.de, sla/rts

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