Achtes Quartal in Folge Spanien bleibt Spielball der Rezession
23.07.2013, 12:40 Uhr
Aus der Madrider Skyline nicht wegzudenken: Bernabeu-Stadion. Es steht aber sinnbildlich auch für das Problem des Landes, den wachsenden Schuldenberg.
(Foto: picture alliance / dpa)
Spaniens Spar-Kampf gegen einen immer größer werdenden Schuldenberg wirkt sich direkt auf die Wirtschaftskraft des Landes aus: Während die Zahl der Arbeitslosen wächst, schrumpft das Bruttoinlandsprodukt. Allerdings gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer.
Die wirtschaftliche Talfahrt Spaniens geht weiter, verlangsamt sich aber etwas: Nach der neuesten Hochrechnung der Zentralbank Banco de Espana ist die Wirtschaftsleistung im 2. Quartal, verglichen mit dem 1. Quartal, wohl nur noch um 0,1 Prozent zurückgegangen. Das wäre das kleinste Minus seit Beginn der Rezession 2011. Zwischen Januar und März hatte das Minus noch 0,5 Prozent betragen. Trotz der leichten Verbesserung befindet sich das Euro-Schwergewicht weiter in der Rezession, die seit Ende 2011 anhält.
Im Jahresvergleich schrumpfte die Wirtschaft im zweiten Jahresviertel um 1,8 Prozent. Das ist auch etwas besser als im 1. Quartal, als minus 2,0 Prozent verdaut werden mussten. Im Regelfall decken sich die Berechnungen der Zentralbank mit den offiziellen Zahlen der Statistikbehörde INE, die am 30. Juli vorgelegt werden sollen.
Wachstum lässt auf sich warten
Die Regierung rechnet damit, dass die Dauerrezession in den Sommermonaten ein Ende findet. Auch die Notenbank macht Hoffnung. "Die Stimmungsindikatoren haben sich stetig verbessert, was in den kommenden Quartalen die Binnennachfrage ankurbeln könnte", schrieb sie.
Spanien leidet unter den Folgen des 2008 geplatzten Immobilienbooms. Offiziellen Angaben zufolge sind die Grundstückspreise seit ihrem Höhepunkt 2007 um 43 Prozent eingebrochen. Immobilienexperten gehen sogar von einem Minus von mindestens 70 Prozent aus. Banken mussten deshalb milliardenschwere Abschreibungen vornehmen. Das Geld fehlt nun, um es in Form von Krediten an Unternehmen zu vergeben.
Reserven angezapft
Wegen der Wirtschaftskrise kommt auch die Sanierung der Staatsfinanzen nicht voran. Die Regierung zapft bereits zum zweiten Mal in diesem Monat den Reservefonds der Sozialversicherung an. Zur Zahlung zusätzlicher Pensionsleistungen im Sommer müsse die Regierung eine weitere Milliarde Euro aus dem gesetzlich vorgeschriebenen Rücklagenfonds entnehmen, teilte das Arbeitsministerium mit. Am 1. Juli waren es 3,5 Mrd. Euro gewesen.
Die spanischen Pensionäre erhalten zwei Schecks im Sommer und zwei weitere über Weihnachten. Spanien musste auf den Fonds zurückgreifen, da die Regierungskassen wegen hoher Ausgaben durch die Rekordarbeitslosigkeit und Mindereinnahmen durch die Rezession leer waren. Bereits im vergangenen Jahr hatte Spanien dem Reservefonds rund sieben Milliarden Euro entnommen. Dort befinden sich jetzt noch 59,3 Mrd. Euro - das sind 5,65 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Das Finanzministerium sammelte Dienstag am Kapitalmarkt ohne Probleme 3,5 Mrd. Euro bei Investoren ein. Der Zins für die dreimonatigen Geldmarktpapiere halbierte sich dabei gegenüber der vorangegangenen Auktion auf 0,442 Prozent, während er für die neunmonatigen Papiere von 1,44 auf 1,15 Prozent fiel.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts