Erst die WM, dann SEB-Filialen Spanier schlagen erneut zu
12.07.2010, 10:54 UhrAnnika Falkengren kann sich etwas entspannen. Nach monatelangen Verhandlungen findet die Chefin des schwedischen Geldhauses eine neue Bleibe für ihre deutschen Sorgenkinder. Wenn jetzt noch die Kartellwächter zustimmen, könnten die 173 deutschen SEB-Filialen den deutschen Kunden wohl bald spanisch vorkommen.
Die schwedische SEB verkauft wie erwartet ihr deutsches Privatkundengeschäft an die spanische Großbank Santander. Die insgesamt 173 deutschen SEB-Filialen sollen für 555 Mio. Euro den Besitzer wechseln, teilten die beiden Banken übereinstimmend mit. Die Banco Santander verdoppelt damit die Zahl ihrer Geschäftsstellen in Deutschland. Die Kartellbehörden müssen dem Kauf noch zustimmen, der Abschluss ist zum Ende des Jahres 2010 vorgesehen.
Die SEB steuert ihre Deutschlandgeschäfte von Frankfurt am Main aus und hat nach eigenen Angaben hierzulande eine Million Privatkunden und etwa 2000 Beschäftigte. Weder für Kunden noch für die Mitarbeiter soll sich zunächst etwas ändern: Für die Mitarbeiter besteht nach Angaben eines SEB-Sprechers eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2011.
Am Geschäft mit Firmenkunden in Deutschland wollen die Schweden festhalten: "Als größte Volkswirtschaft Europas bleibt Deutschland ein wichtiger Markt für uns", erklärte die Chefin des schwedischen Mutterkonzerns, Annika Falkengren.
Teures Deutschland-Abenteuer
Die SEB ist seit 35 Jahren auf dem deutschen Markt aktiv. Vor zehn Jahren hatten die Schweden das Privatkundengeschäft von der BfG Bank übernommen. Im vergangenen Jahr fuhr die SEB mit ihren deutschen Privatkunden einen Verlust von 117 Mio. Euro ein.

Stark in Spanien und Lateinamerika: Die Banco Santander zählt zu den stärksten Adressen weltweit.
(Foto: REUTERS)
Viel bringt der Verkauf der SEB nicht ein: Denn die mit dem Verkauf unmittelbar verbundenen Kosten belaufen sich nach Angaben der Bank auf 375 Mio. Euro. Hinzu kommen unter anderem Restrukturierungskosten für das verbleibende Deutschlandgeschäft in Höhe von 80 Mio. Euro. Für 2011 rechnet der SEB-Konzern so insgesamt mit einer Ergebnisbelastung von 65 Mio. Euro.
Die Banco Santander hat in Deutschland nach eigenen Angaben bislang 176 Filialen und sechs Millionen Privatkunden und trug 2009 insgesamt 385 Mio. Euro zum Nettogewinn der Santander-Gruppe bei.
Seit Monaten war über den Verkauf spekuliert worden. Zuletzt hatten sich Hinweise verdichtet, dass die Santander zum Zuge kommen wird. Auch die italienische Unicredit hatte sich für die deutschen SEB-Filialen interessiert.
Quelle: ntv.de, dpa