Wirtschaft

Griechenland in Not Spekulation auf Staatspleite

Griechenlands Finanzprobleme drohen sich zu verschärfen. Banken und Hedgefonds spekulieren angeblich auf eine Staatspleite. Zudem wollen große deutsche Finanzinstitute nicht mehr in Anleihen des Euro-Landes investieren. Der Kampf der Regierung in Athen gegen die enormen Staatsschulden wird dadurch immer schwerer.

Keine blühenden Landschaften: Steht Griechenland bald vor seinem Ruin?

Keine blühenden Landschaften: Steht Griechenland bald vor seinem Ruin?

(Foto: REUTERS)

Es drängt sich das Gefühl auf, dass das hoch verschuldete Griechenland von den großen Finanzinstitutionen nur noch mit spitzen Fingern angefasst wird. Die "New York Times" schreibt, dass große internationale Banken in großem Stil auf eine Staatspleite Griechenlands spekulieren. Zu den Instituten, die sich an den Spekulationen beteiligen, sollen die europäischen Großbanken UBS, Credit Suisse, Société Générale, BNP Paribas und die Deutsche Bank gehören. Die Angriff könnte Griechenland in den Ruin treiben.

Euro gerät ins Rutschen

Wie das Blatt schreibt, decken sie sich mit Kreditversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) ein, die eigentlich dazu dienen, sich gegen den Ausfall von Schulden abzusichern. Doch wenn Spekulanten massenhaft Kreditversicherungen aufkaufen, schnellen deren Preise in die Höhe und geben das Signal, dass der Schuldner - in diesem Fall Griechenland - tatsächlich vor der Pleite steht. Griechenland kann sich dadurch noch schwieriger frisches Geld beschaffen. Der Euro verliert in Folge an Wert.

Spekuliert die Deutsche Bank für Kunden gegen Griechenland.

Spekuliert die Deutsche Bank für Kunden gegen Griechenland.

(Foto: dpa)

Ein Sprecher der Deutschen Bank dementierte den Bericht: "Die Deutsche Bank beteiligt sich nicht an Spekulationen gegen Griechenland." Aus dem Umfeld der Bank hieß es jedoch, dass Händler der Deutschen Bank im Auftrag von Kunden CDS auf griechische Staatsanleihen kaufen könnten. Vor allem Banken, die hohe Bestände griechischer Anleihen hielten, sollen angeblich versuchen, sich nun mit CDS gegen einen Ausfall abzusichern. In Deutschland haben unter anderem die Hypo Real Estate und die Commerzbank Milliardenbeträge in Griechenlandanleihen investiert.

Auch einige große Hedgefonds sollen mit ihren Wetten den Euro-Kurs drücken. Vertreter mehrerer Hedgefonds hätten sich am 8. Februar in New York zu einer privaten Dinner-Veranstaltung getroffen, schreibt das "Wall Street Journal" (WSJ) unter Berufung auf informierte Kreise. Dabei sei es um Geschäfte im Zusammenhang mit der Schuldenkrise in Europa gegangen. Eine kleine Gruppe von Managern habe argumentiert, die europäische Gemeinschaftswährung werde wahrscheinlich auf Augenhöhe zum Dollar fallen, hieß es weiter unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen.

Klare Ansage deutscher Banken

Große deutsche Banken wollen einem Zeitungsbericht nun nicht mehr in Staatsanleihen des Landes investieren. Die Wirtschaftskrise in Griechenland erscheint ihnen offenbar unberechenbar.  Laut "Financial Times Deutschland" (FTD) kündigten mit der Eurohypo und Hypo Real Estate die beiden wichtigsten deutschen Staatsfinanzierer an, bei der bevorstehenden Finanzierungsrunde keine neuen Griechenlandbonds mehr zu zeichnen. Auch die Postbank wolle kein frisches Geld in dem südosteuropäischen Krisenland investieren, heißt es weiter.

Das Vertrauen auf die Selbstheilungskräfte Griechenlands schwindet. Die Sparpläne haben beim Volk keinen Rückhalt.

Das Vertrauen auf die Selbstheilungskräfte Griechenlands schwindet. Die Sparpläne haben beim Volk keinen Rückhalt.

(Foto: dpa)

Die Deutsche Bank wolle nur noch als Investmentbank bei der Platzierung von Anleihen mitwirken, selbst nicht mehr in griechischen Staatspapieren anlegen. Große Landesbanken wie die BayernLB und die Stuttgarter LBBW hätten sich nicht äußern wollen. Unter Berufung auf Bankenkreise berichtet das Blatt aber, Investitionen in Griechenlandbonds seien kaum vorstellbar.

Athens Finanzprobleme drohen sich damit deutlich zu verschärfen. Sollten sich die Anleihegläubiger aus Deutschland und möglicherweise auch aus anderen Ländern tatsächlich von Griechenland abwenden, müsste das Land höhere Zinskosten schultern. Dies würde den Kampf der Regierung gegen die enormen Staatsschulden zusätzlich erschweren. Griechenland bereitet die seine zweite Staatsanleihe in diesem Jahr vor. Sie wird Ende Februar oder Anfang März erwartet.

Die Lawine rollt

Die Angst vor einer Staatspleite Griechenlands wird vor allem durch Androhungen der Ratingagenturen Standard & Poor"s (S&P) und Moody"s genährt, die Kreditwürdigkeit des südeuropäischen Landes weiter herbzustufen. S&P verwies auf die politischen Risiken für die Umsetzung der geplanten Sparmaßnahmen. Am Mittwoch hatte ein Generalstreik gegen die Pläne das Land lahmgelegt. Auch eine weitere Herabstufung würde es für Greichenland schwerer machen, sich frische Mittel zu beschaffen. Die Zeit drängt, weil Griechenland im April einen hohen Milliardenbetrag auslaufender Schulden refinanzieren muss.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa

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