Wirtschaft

Bieterschlacht um Zeitungsriesen? Springer greift nach WAZ

Springer-Chef Döpfner: Will der Konzern die WAZ-Gruppe schlucken?

Springer-Chef Döpfner: Will der Konzern die WAZ-Gruppe schlucken?

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Bahnt sich in Deutschlands Medienlandschaft ein Megadeal an? Axel Springer ist an einer Übernahme der WAZ-Gruppe interessiert. Das sorgt nicht nur bei der WAZ-Großaktionärin für Missstimmung. Auch die Börsianer sehen die sich damit anbahnende Bieterschlacht um Deutschlands drittgrößten Zeitungskonzern skeptisch.

Der Axel-Springer-Verlag will Teile der WAZ-Gruppe kaufen und entfacht damit eine Bieterschlacht um Deutschlands drittgrößten Zeitungskonzern. WAZ-Großaktionärin Petra Grotkamp, die kürzlich ein Angebot zur Mehrheitsübernahme der Gruppe vorgelegt hatte, reagierte verschnupft. Die von Springer anvisierten WAZ-Geschäftsbereiche stünden nicht zur Disposition und der Berliner Verlag könne gemäß den Gesellschafterverträgen "auch nicht Gesellschafter der WAZ-Mediengruppe werden", ließ sie von ihrem Anwalt Andreas Urban mitteilen.

Grotkamp ist Tochter des WAZ-Mitgründers Jakob Funke und Ehefrau des langjährigen Verlagschefs Günther Grotkamp. Sie hält derzeit 16,67 Prozent an der WAZ. Eine Zerschlagung oder einen Verkauf des Traditionsunternehmens ("Westdeutsche Allgemeine", "Neue Rhein/Neue Ruhr-Zeitung", "Westfälische Rundschau") werde es mit ihr nicht geben, kündigte Grotkamp an.

Sie wolle vielmehr dafür sorgen, dass die WAZ als unabhängiges Unternehmen bestehen bleibt und deshalb wie Ende August angekündigt den Anteil der Familie Brost übernehmen. Der Essener Großverlag gehört zu je 50 Prozent den Nachfahren seiner Gründer: den Töchtern von Jakob Funke und den drei Brost-Enkeln, deren Anteil in einer Holding gebündelt ist. Bei der WAZ war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Springer will Ösi-Boulevard-Blatt

 

Zuvor war durchgedrungen, dass Springer beim geplanten Eigentümerwechsel bei der WAZ dazwischenfunken will. "Axel Springer hat für Teile der WAZ-Gruppe ein unverbindliches Angebot abgegeben", sagte eine Firmensprecherin. Die Offerte sei vorbehaltlich der kartellrechtlichen Untersuchung und einer Prüfung der Bücher.

Springer ist einer mit der Situation vertrauten Person zufolge vor allem an den österreichischen Beteiligungen der WAZ interessiert, also dem Boulevard-Blatt "Kronen-Zeitung" und dem "Kurier". Die passten gut zu einem Zeitungs-Joint-Venture in Osteuropa, das die Berliner zusammen mit dem Ringier-Verlag betreiben. Durch eine Zusammenlegung ließen sich Kosten sparen. Auch die Programmzeitschriften und Online-Ableger der WAZ seien interessant.

Börsianer sind skeptisch

Springer hat zuletzt vor allem sein Engagement im Internet und im Ausland ausgebaut - nicht jedoch im hart umkämpften deutschen Zeitungsmarkt. Eine Offerte für die gesamte WAZ-Grupe - die mit 1,4 Milliarden Euro zu Buche schlagen dürfte - sei auch deshalb unwahrscheinlich, weil die Kartellwächter solch eine Fusion kaum genehmigen würden, sagte der Insider zu Reuters. Grotkamp hatte für die 50 Prozent an der WAZ-Gruppe einem Medienbericht zufolge eine halbe Milliarde Euro geboten - und würde den Wert der Gruppe damit geringer ansetzen als Springer. Die in Springers Angebot enthaltenen Bewertungen "seien unzutreffend", erklärte Grotkamp am Freitag.

Die WAZ-Gruppe ist der größte Regionalzeitungsverlag in Europa. Mit seinen 15.000 Mitabeitern erwirtschaftet der Konzern zuletzt einen Jahresumsatz von 1,1 Mrd. Euro.

An der Börse kam der Springer-Vorstoß, über den zuerst das "Manager Magazin" berichtet hatte, nicht gut an. Die Springer-Aktie baute ihre Verlust aus und schloss 2,35 Prozent tiefer. 

Quelle: ntv.de, rts

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