Verbessertes Angebot und Drohung Streik bei der Lufthansa geht weiter
10.11.2015, 03:52 Uhr
Ufo: "Ich habe den Eindruck, der Bogen der Angstmacherei wurde überspannt und könnte jetzt in Wut umschlagen."
(Foto: picture alliance / dpa)
"So funktioniert das nicht." Das ist die Reaktion der Gewerkschaft Ufo auf ein verbessertes Angebot der Lufthansa im Tarifstreit. Der Konzern kommt den Flugbegleitern entgegen - garniert seine Offerte laut Gewerkschaft aber mit "Angstschürerei".
Die Flugbegleiter der Lufthansa lassen sich nicht von ihrem Rekord-Streik abbringen - auch nicht von einem nachgebesserten Angebot der Fluggesellschaft. Am Dienstag, dem vierten Streiktag sollten erneut die meisten Langstreckenverbindungen sowie etliche mittlere Verbindungen ausfallen. Nach Lufthansa-Angaben wurden insgesamt 136 Flüge annulliert; davon seien rund 27.300 Passagiere betroffen.
Um den seit Freitag laufenden Ausstand so schnell wie möglich zu beenden, habe man das Angebot der Einmalzahlung beim Gehalt um 1000 auf 3000 Euro erhöht, berichteten die Lufthansa-Vorstände Bettina Volkens und Karl Ulrich Garnadt nach einer Krisensitzung der Konzernführung.
Auch sollen die Flugbegleiter wieder ab 55 mit den bisherigen Leistungen in den Vorruhestand gehen können, und nicht wie bislang vorgeschlagen ab 56. Neuen Flugbegleitern wolle man eine Altersversorgung auf dem Niveau anderer Dax-Konzerne bieten. Garnadt wies darauf hin, dass bei steigenden Kosten Strecken auf umkämpften Märkten überprüft werden müssten.
"Angstmacherei, die in Wut umschlagen kann"
"Das Angebot bringt minimale Verbesserungen und wird dazu noch mit einer Drohung verbunden. So funktioniert das nicht", sagte der Chef der Gewerkschaft Ufo, Nicoley Baublies, in einer ersten Reaktion. Man werde den Streikaufruf deswegen nicht verändern. Gesprächen wolle man sich aber nicht verschließen. Die Gewerkschaft hat angekündigt, den Streik noch bis einschließlich Freitag dieser Woche fortzusetzen.
Baublies hielt der Unternehmensleitung "Angstschürerei" vor, die nur zu einer noch entschlosseneren Haltung des Personals führe. "Ich habe den Eindruck, der Bogen der Angstmacherei wurde überspannt und könnte jetzt in Wut umschlagen."
Zunächst 113.000 Passagiere betroffen
Nach einem flächendeckenden Streik der Flugbegleiter für alle Flugzeugtypen zu Wochenbeginn hat die Gewerkschaft Ufo zu einem etwas abgeschwächten Arbeitskampf aufgerufen. An den zentralen Drehscheiben München und Frankfurt sollen nur die Langstreckenflieger bestreikt werden. In Düsseldorf bleibt es wie in den Tagen zuvor dabei, dass der Arbeitskampf auch Kurz- und Mittelstrecken einschließt.
Am Montag wurde neben Frankfurt und Düsseldorf erstmals auch das zweitgrößte Drehkreuz München bestreikt, das zunächst noch wegen des Schulferienendes geschont worden war. Dort demonstrierten am Abend Stewards und Stewardessen. Lufthansa hatte nach eigenen Angaben für Montag 929 Flüge abgesagt, wovon rund 113.000 Passagiere betroffen seien. Das ist gut die Hälfte des normalen Flugprogramms der Kerngesellschaft Lufthansa. Seit Streikbeginn am Freitag addierte sich die Zahl der ausgefallenen Lufthansa-Flüge bereits auf mehr als 1700 mit knapp 210.000 betroffenen Passagieren.
Die Tarifverhandlungen für die Stewardessen und Stewards der Lufthansa ziehen sich bereits seit zwei Jahren hin. Strittig sind vor allem die komplexen Regelungen zu Betriebs- und Übergangsrenten von rund 19.000 Flugbegleitern. Die Piloten der Lufthansa haben zuvor schon 13 Mal gestreikt. Auch bei ihnen geht es unter anderem um die Übergangsrenten.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/AFP