Gibt einer der Streithähne auf? Suhrkamp-Insolvenzverfahren eröffnet
07.08.2013, 16:31 Uhr
Das Traditionsunternehmen Suhrkamp kämpft ums Überleben.
(Foto: dpa)
Seit Jahren tobt ein erbitterter Streit im Hause Suhrkamp: Er zieht sich bis zum Insolvenzverfahren. Jetzt liegt ein Rettungsplan auf dem Tisch. Das Unternehmen soll durch eine neue Rechtsform aus der Ohnmacht befreit werden.
Das Amtsgericht Charlottenburg hat das Insolvenzverfahren für Suhrkamp eröffnet - und zwar in Eigenverantwortung. Das bedeutet, die Geschäftsführung bleibt im Amt, wird aber von einem Sachwalter kontrolliert. Und genau dieser hat nun einen Insolvenzplan vorgestellt, der Suhrkamp retten soll. Die Idee: Das überschuldete Verlagshaus wird von einer Kommanditgesellschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Dadurch würde der Minderheitsgesellschafter Hans Barlach voraussichtlich seine zahlreichen Sonderrechte verlieren. Wichtige Entscheidungen könnten so nicht mehr ausgebremst werden und die Unternehmensleitung könnte Suhrkamp wieder eigenverantwortlich führen.
"Diese Umwandlung sichert die Existenz sowie die Handlungs- und Planungsfähigkeit des Verlags“, erklärte das Verlagshaus. Damit verbunden sei der Erhalt sämtlicher Arbeitsplätze. Bei dem Plan werden die Gesellschafter zu Aktionären. Einfluss können sie so nur noch indirekt nehmen - und zwar über den Aufsichtsrat, den sie bestimmen. Dieser wiederum kontrolliert den Vorstand.
Entscheidung in den nächsten zwei Wochen
Die zuständige Richterin wird den Insolvenzplan in den nächsten zwei Wochen prüfen. Wird er angenommen, erhalten ihn die Beteiligten zur Stellungnahme, dann wird entschieden. Sollte einem der Gesellschafter die neue Rechtsform nicht passen, kann er die Aktien gegen einen Abfindungsvertrag an die Gesellschaft - oder mit Zustimmung des Verlags - an einen Dritten verkaufen.
Ende Mai hatte Suhrkamp ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt. Die Beteiligten hatten drei Monate Zeit, Sanierungsvorschläge zu machen. Dann mussten sie - wie jetzt geschehen - über die Eröffnung des Insolvenzverfahrens entscheiden.
Der Streit zwischen den beiden Gesellschaftern Unseld-Berkéwicz und Barlach tobt seit 2006. Damals war der Hamburger Medienunternehmer gegen den Willen von Unseld-Berkéwicz bei Suhrkamp eingestiegen und hatte versucht, die Macht zu übernehmen.Verlagschefin Ursula Unseld-Berkéwicz hält derzeit 61 Prozent am Unternehmen, Hans Barlach 39 Prozent.
Quelle: ntv.de, asc/dpa/AFP