US-Justiz verweigert Segen T-Mobile-Übernahme blockiert
31.08.2011, 17:17 Uhr
Die Übernahme wackelt
(Foto: dapd)
Das US-Justizministerium ist gegen die geplante Übernahme der Telekom-Tochter T-Mobile durch den US-Konzern AT&T. Die Übernahme sei wettbewerbsrechtlich bedenklich. Sowohl die T-Aktie als auch die Papiere von AT&T brechen ein. Für die Unternehmen stehen Milliarden auf dem Spiel.
Die Deutsche Telekom droht auf ihrer amerikanischen Mobilfunk-Tochter T-Mobile USA sitzen zu bleiben. US-Wettbewerbshüter haben ein klares Nein zu dem 39 Mrd. Dollar schweren Verkauf an den Telekommunikationsriesen AT&T ausgesprochen. "Wir wollen das Geschäft blockieren, um den Wettbewerb zu sichern", sagte James Cole vom Justizministerium in Washington.
Mit T-Mobile würde ein Spieler vom Markt verschwinden, der in der Vergangenheit durch seine aggressiven Angebote geholfen habe, die Preise niedrig zu halten, begründete Cole die Blockade. Er fürchtet, dass auch der Service leiden und der Druck abnehmen würde, die Netze zu modernisieren.
Klage für die Kunden
Durch die Übernahme würden von vier landesweit vertretenen Mobilfunkern nur noch drei übrig bleiben - mit AT&T als unangefochtenem Marktführer. Die Kunden wären die Leidtragenden, sagte Sharis Pozen von der Kartellabteilung des Justizministeriums.
Das Justizministerium reichte Klage gegen die Übernahme ein. Damit liegt der komplette Fall nun vor einem Gericht in Washington. Die Klage ist für die Telekom ein Nackenschlag, da das Ministerium zusammen mit der Regulierungsbehörde FCC grünes Licht für den Deal geben muss. Die FCC erklärte, noch keine Entscheidung getroffen zu haben. Allerdings habe die Behörde noch nie eine bedeutende Fusion genehmigt, die vom US-Justizministerium angefochten wurde, erklärte ein FCC-Vertreter. Das endgültige Urteil soll nach früheren Angaben in der ersten Jahreshälfte 2012 fallen.
Die Aktien der Deutschen Telekom und von AT&T rutschten nach der Entscheidung deutlich ins Minus. Die T-Aktie fiel um fast acht Prozent, AT&T notierten in New York mehr als vier Prozent leichter. Dagegen konnte der kleinere US-Rivale Sprint zulegen. Sprint gilt als größter Verlierer, sollte die Fusion durchgehen.
Die Deutsche Telekom hatte im März verkündet, ihre ungeliebte US-Mobilfunktochter für 39 Mrd. Dollar an AT&T zu verkaufen und sich im Gegenzug an dem US-Konzern zu beteiligen. Denn T-Mobile USA ist deutlich kleiner als die beiden Branchenriesen AT&T sowie Verizon. Anders als die ganz Großen kann T-Mobile in den USA beispielsweise nicht das beliebte Apple-iPhone-Handy anbieten.
AT&T und Telekom wollen kämpfen
AT&T zeigte sich überrascht von dem Gegenwind und will um die Übernahme kämpfen: "Wir bleiben zuversichtlich, dass dieser Zusammenschluss im besten Interesse der Konsumenten und unseres Landes ist, und dieser Fakt wird vor Gericht obsiegen." AT&T hatte versprochen, das von datenhungrigen Smartphones und Tablet-Computern überlastete Mobilfunknetz zügig auszubauen.
"Die Entscheidung des amerikanischen Department of Justice, Rechtsmittel im Rahmen des Genehmigungsprozesses für die Übernahme der T-Mobile USA durch AT&T einzulegen, bedeutet nicht das Aus für die geplante Transaktion", erklärte auch die Telekom. "Wir werden zusammen mit AT&T für die geplante Transaktion auch vor Gericht eintreten."
Sollte der Kauf am Ende tatsächlich platzen, muss AT&T der Deutschen Telekom drei Mrd. Dollar als Entschädigung zahlen und würde zudem in seinem Bemühen zurückgeworfen, den bisherigen Marktführer Verizon zu übertrumpfen. Wie wichtig AT&T das Geschäft ist, beweist das frische Versprechen, nach der vollzogenen Übernahme 5000 Call-Center-Jobs aus dem Ausland in die Vereinigten Staaten zurückzuholen.
Schon seit Monaten formiert sich der Widerstand gegen den Verkauf. So hatten sich einflussreiche Senatoren gegen das Geschäft ausgesprochen. Dagegen hatte eine Reihe von Technologiekonzernen das Wort für die Deutsche Telekom und AT&T ergriffen. Microsoft, Facebook, Yahoo und andere erhoffen sich durch den Zusammenschluss einen zügigen Ausbau der überlasteten Netze.
Experten uneins
Ob das Milliarden-Geschäft nach dem Einspruch des US-Justizministerium vor dem Aus steht oder doch noch gelingen kann, ist unter Experten umstritten. "Der Antrag ist aus unserer Sicht ernst zu nehmen und nicht nur Teil einer Strategie, um AT&T am Verhandlungstisch zu weiteren Auflagen und Zugeständnissen zu zwingen", erklärten die Analysten von Stifel Nicolaus in einer ersten Einschätzung. Mark James von Liberum Capital geht dagegen weiter davon aus, "dass der Deal am Ende freigegeben wird". Sollte dem nicht so sein, könnte T-Mobile USA stattdessen mit dem AT&T-Rivalen Sprint Nexel fusionieren, sagte Analyst Steve Clement von Pacific Crest.
Telekom-Chef René Obermann dürfte dieser Rückschlag besonders hart treffen. Der Deal sollte eigentlich das Meisterstück von Obermann werden, mit dem er ein langjähriges Sorgenkind loswerden wollte. Vom damaligen Telekom-Chef Ron Sommer vor zehn Jahren noch als Wachstumslokomotive gepriesen, schlitterte der T-Mobile USA vor einigen Jahren in die Krise. Die Tochter der Bonner trat auf der Stelle, während große Konkurrenten wie AT&T mit exklusiven Handys wie dem iPhone von Apple und kleinere Anbieter mit Discount-Preisen neue Kunden gewannen. Zudem hatte T-Mobile USA sein Netz zu spät für schnelle Datenübertragungen aufgerüstet - darunter leidet das Image immer noch.
Quelle: ntv.de, sla/AFP/dpa/rts