Steigende Importpreise als Vorboten Teuerungswelle in Deutschland?
26.01.2011, 09:01 UhrDie Verbraucherpreise in Deutschland könnten in den nächsten Monaten wieder etwas stärker anziehen. Darauf deuten die Importpreise hin, die im Dezember deutlich stärker klettern als erwartet. Auf Sicht von zwei bis drei Jahren halten führende Ökonomen eine Teuerungsrate von bis zu vier Prozent inzwischen durchaus für möglich.
Führende Bankvolkswirte rechnen damit, dass auf Deutschland in den nächsten Jahren eine Teuerungswelle zukommt. Der Chefökonom der Deutschen Bank, Thomas Mayer, befürchtet laut "Bild"-Zeitung mittelfristig eine Vervierfachung der Inflationsrate. "Ein Anstieg der Inflationsrate in den nächsten zwei bis drei Jahren bis auf vier Prozent ist durchaus möglich", sagte Mayer.
Ein Grund sei, dass die Europäische Zentralbank (EZB) zu einer "lockeren Geldpolitik ohne große Zinserhöhungen gezwungen sein könnte", sagte Mayer weiter. Im vergangenen Jahr lag die Inflationsrate laut Statistischem Bundesamt bei 1,1 Prozent.
Auch der Chefvolkswirt der Postbank, Marco Bargel, rechnet mit einem deutlich steigenden Preisniveau in Deutschland. Gegenüber "Bild" bezeichnete Bargel einen Anstieg der Inflationsrate auf vier Prozent in den nächsten zwei bis drei Jahren als "durchaus realistisch". Eine Inflationsrate in dieser Höhe könne es dann sogar "für mehrere Jahre" geben, sagte Bargel.
Stärkster Anstieg im Dezember seit 1981
Die Statistischen Daten deuten darauf hin, dass die Verbraucherpreise in den kommenden Monaten zumindest wieder etwas stärker steigen werden. Dann nämlich, wenn die Unternehmen die höheren Kosten für Importe auf ihre Kunden abwälzen.
Die deutschen Importpreise stiegen laut Statistischem Bundesamt im Dezember so stark wie seit über 29 Jahren nicht mehr. Den Angaben zufolge zogen sie um 12,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat an, weil vor allem Energie, Rohstoffe und Nahrungsmittel deutlich mehr kosteten. Eine höhere Teuerungsrate habe es zuletzt im Oktober 1981 mit 13,7 Prozent gegeben, hieß es. Analysten hatten lediglich mit 10,8 Prozent gerechnet. 2010 stiegen die Importpreise damit im Schnitt um 7,8 Prozent. Dies war der höchste Anstieg seit 2000 mit 10,2 Prozent. Trotz des hohen Anstiegs waren die Importe aber immer noch günstiger als vor der Krise: 2009 waren die Preise um 8,6 Prozent gesunken. Die Preise beim Export deutscher Waren stiegen um 3,4 Prozent.
Für Januar rechnen Analysten mit einer Inflationsrate von 2,0 Prozent - es wäre die höchste seit Oktober 2008. Die Europäische Zentralbank (EZB) spricht nur bei Werten bis knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen.
Rohöl verteuerte sich im Dezember um 36,5 Prozent, Benzin und andere Mineralölprodukte um 33,8 Prozent sowie Rohgas um 31,2 Prozent. Der Preis für Eisenerz verdoppelte sich nahezu, das für die Stahlproduktion benötigte Nickel kostete 51,3 und Rohkupfer 41,4 Prozent mehr. Für Rohkaffee musste 65,1 Prozent mehr bezahlt werden, für Getreide 56,7 Prozent mehr.
Quelle: ntv.de, ddi/AFP/rts