Probleme mit Überseewerken Thyssen-Aktie verliert stark
02.05.2013, 12:18 Uhr
ThyssenKrupp-Stahlwerk bei Rio de Janeiro.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die geplante Veräußerung der verlustträchtigen Stahlwerke in den USA und Brasilien hält ThyssenKrupp weiter in Atem. Einen Rückzieher macht nun Ternium: Der italienisch-argentinische Stahlkonzern wird sich mit den Essenern hinsichtlich des Preises für das Brasilien-Werk nicht einig.
Der angeschlagene Mischkonzern ThyssenKrupp steht wegen des weiter offenen Verkaufs seiner verlustreichen Stahlwerke in Übersee unter Druck. Der italienisch-argentinische Stahlkonzern Ternium hat erklärt, sich aus dem Bieterrennen für das Werk in Brasilien zurückzuziehen. Die Aktie notierte zeitweise kräftig im Minus. Händler verwiesen auf Berichte, wonach der Konzern den Verkaufsprozess wegen zu niedriger Gebote verschieben könnte.
Der Dax-Konzern will von Schwierigkeiten nichts wissen. "Wir sind weiter mit beteiligten Parteien im Gespräch", sagte ein Unternehmenssprecher. Der Verkaufsprozess verlaufe planmäßig. Der Konzern sei weiter optimistisch, für die Werke in Brasilien und den USA im laufenden Geschäftsjahr 2012/13 (per Ende September) eine Lösung zu finden.
Vorstandschef Heinrich Hiesinger hatte für Mai eine Entscheidung in Aussicht gestellt. Spätestens bei der Vorlage der Quartalszahlen am 15. Mai wird er zu dieser Aussage Stellung beziehen müssen. Für diesen Tag hat der Konzern auch die nächste reguläre Sitzung des Aufsichtsrats geplant.
Die Werke in Übersee haben ThyssenKrupp bereits mehrfach die Bilanz verhagelt. Die Kosten für die Anlagen waren auf 12 Milliarden Euro explodiert, zudem produzieren die Werke nicht kostendeckend. Die Verluste hatten maßgeblich dazu beigetragen, dass der auch wegen Kartellverstößen und Korruptionsvorwürfen unter Druck stehende Konzern im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von fünf Milliarden Euro eingefahren hatte. ThyssenKrupp hat die Anlagen nach hohen Abschreibungen noch mit 3,9 Milliarden Euro in den Büchern.
Uneinigkeit beim Preis
Ternium-Chef Daniel Novegil hatte den Rückzug aus dem Rennen unter anderem mit unterschiedlichen Preisvorstellungen begründet. Er verwies zudem auf die schwierige Marktlage. Ternium kontrolliert den brasilianischen Stahlkocher Usiminas.
Der brasilianische Stahlkonzern CSN hatte hingegen nach Angaben einer mit der Angelegenheit vertrauten Person kürzlich erneut eine Offerte vorgelegt. Welche Bereiche das Angebot umfasst und wie hoch es ist, hatte der Insider offengelassen. Er ergänzte lediglich, dass auch der brasilianische Bergbauriese Vale und die staatliche Entwicklungsbank BNDES in die Verhandlungen involviert seien. Auch das japanischen Unternehmen JFE Steel und Nippon Steel sowie U.S. Steel und ArcelorMittal waren als Bieter im Gespräch gewesen.
Quelle: ntv.de, rts