Nichts ist unmöglich Toyota-Rückruf in Europa
28.01.2010, 08:28 UhrDer Imageschaden ist bereits jetzt enorm, aber er könnte noch größer werden: Sechs Millionen Autos muss der japanische Hersteller Toyota in den USA zurückrufen, und auch in Europa sind Modelle betroffen. "Die Kollegen in Japan zählen noch", sagt ein Sprecher von Toyota Deutschland.
Toyota weitet seine Rückrufaktion von möglicherweise bis zu 8 Mio. Fahrzeugen auf Europa aus. Der weltgrößte Autobauer ließ den Umfang des Rückrufs noch offen. Japanische Medien zufolge sollen in Europa zwei Millionen Fahrzeuge betroffen sein. In den USA hatte der Konzern zuvor den Verkauf von acht Modellen gestoppt und 6 Mio. Autos in die Werkstätten beordert, nachdem Probleme mit dem Gaspedal auftraten, die bereits zu Unfällen geführt hatten.
"Die Kollegen in Japan zählen noch", sagte ein Sprecher von Toyota in Deutschland. Er rechne damit, dass bis Freitag klar sei, welche Modelle, Baureihen und Baujahre betroffen seien. "Die Besitzer werden angeschrieben und können ihre Fahrzeuge kostenlos reparieren lassen." Es gehe um das gleiche Problem, dass das Gaspedal schwergängig sei.
Millionenfaches Problem
Toyota hatte am Mittwoch mitgeteilt, bei 1,1 Mio. Fahrzeugen in den USA zudem die Gefahr beheben zu wollen, dass sich die Fußmatte mit dem Gaspedal verklemme und den Wagen dadurch ungewollt beschleunige. Falls in Europa tatsächlich 2 Mio. Autos in die Werkstätten müssen, würde sich die Rückrufaktion auf insgesamt 8 Mio. Fahrzeuge erstrecken. Diese Größenordnung entspricht fast dem gesamten Fahrzeugabsatz des Konzerns in einem Jahr. Der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo zufolge will Toyota auch in China 75.000 Wagen überprüfen.
Der Zulieferer CTS, von dem die klemmenden Gaspedale stammen, wies jede Schuld von sich. Alle Produkte seien nach den Vorgaben von Toyota gefertigt worden, teilte das Unternehmen aus Elkhart im Bundesstaat Indiana mit. Zwischenzeitlich hat der Zulieferer die Gaspedale neu gestaltet, getestet und will mit der Auslieferung an Toyota beginnen.
Rufschädigung inklusive
Analysten zufolge ist der Imageschaden für den Brancheprimus enorm. "Toyota hat die Ressourcen, sich davon zu erholen, aber das ist die größte Krise, in der sie jemals waren", sagte Jim Ziegler, Auto-Experte in Atlanta. Der finanzielle Schaden hänge davon ab, wie lange der Konzern die Produktion der Fahrzeugtypen anhalten müsse, sagten andere Analysten. "Der Verkaufs- und Produktionsstopp könnte Toyota mindestens 550 Millionen Dollar kosten", schätzte Koji Endo von Advanced Research Japan.

Der Ruf des japanischen Qualitätsmanagements leidet schwer: Das Fußmatten-Problem trifft das Konzern-Image wie ein Schlag ins Genick.
(Foto: REUTERS)
Das japanische Vorzeigeunternehmen hatte sich vor allem mit einem Ruf für Sicherheit und Qualität an die Weltspitze der Autobranche vorgearbeitet. Der Konzern wurde schon von der Absatzkrise im Zuge des weltweiten Konjunktureinbruchs schwer getroffen und muss sich eines Angriffs von VW erwehren. Denn der Wolfsburger Rivale will Toyota in den nächsten Jahren vom Thron stoßen.
GM wittert Chancen
Die Konkurrenz macht sich die Pannenserie derweil zunutze. General Motors prescht vor und will verunsicherte Fahrer mit Rabatten zum Umsteigen bewegen. GM bietet eine Null-Prozent-Finanzierung an und gewährt Barzahlern einen Rabatt von 1000 Dollar.
GM hilft eigenen Angaben zufolge auch dann, wenn Toyota-Kunden vorzeitig aus ihren Leasing-Verträgen aussteigen wollen. Das Angebot gilt für die meisten Modelle der Marken Chevrolet, Buick, Cadillac und GMC.
Aktien deutlich im Minus
An der Tokioter Börse verloren Toyota-Titel am Donnerstag vier Prozent. Seit vergangener Woche brachen die Anteilsscheine um mehr als 15 Prozent ein, was einen Börsenwert von rund 25 Mrd. Dollar bei Japans größtem Unternehmen nach Marktkapitalisierung vernichtete. Toyota hatte im Herbst angekündigt, für das Geschäftsjahr bis Ende März mit einem operativen Verlust von 350 Mrd. Yen (rund 2,8 Mrd. Euro) zu rechnen.
Quelle: ntv.de, rts/AFP/dpa