"Problem für ganze Branche" Toyota ruft - Honda zittert
09.02.2010, 09:02 UhrToyota kämpft mit zunehmenden Qualitätsproblemen und droht weitere japanische Unternehmen mit in den Abwärtsstrudel zu reißen. Konkurrent Honda befürchtet, dass sich der Imageschaden des weltgrößten Autobauers auch auf den eigenen Konzern auswirkt.
Toyota ruft wegen Bremsproblemen mehrere Modelle seiner prestigeträchtigen Hybrid-Reihe zurück. Betroffen seien die neuesten Baureihen des Prius und des Lexus HS250H, bei denen die Software für das Bremssystem ABS überarbeitet werden müsse, teilte der weltgrößte Autobauer mit. Von der dritten Generation des Prius sollen rund 133.000 Fahrzeuge in den USA in die Werkstätten beordert werden, 52.903 in Europa. Weltweit umfasst der Rückruf mehr als 430.000 Autos. Der Prius gilt als das weltweit bekannteste Hybrid-Auto und war im vergangenen Jahr der meistverkaufte Wagen in Japan.
Beim Lexus sind nach Konzernangaben 14.550 Autos betroffen. Zudem startete Toyota die Rückrufaktion für knapp 1,7 Mio. Fahrzeuge in Europa wegen fehlerhafter Gaspedale.
Nach Angaben des japanischen Konzerns wurden weltweit rund 400.000 Autos verkauft, bei denen Probleme mit den Bremsen auftreten könnten. Die Behebung der Fehler werde pro Fahrzeug rund 40 Minuten dauern. Von der Rückrufaktion wegen der Bremsprobleme seien neben dem Prius und dem Lexus HS250H keine weiteren Modelle betroffen. Von den früheren Versionen des Modells Camry von 2010 sollten aber schätzungsweise 7300 Autos untersucht werden.
Lexus-Verkauf gestoppt
Das japanische Verkehrsministerium hatte zuvor mitgeteilt, der Verkauf der betroffenen Baureihen des Prius und Lexus solle in Japan so lange gestoppt werden, bis die Probleme behoben seien. Dies werde voraussichtlich bis Ende Februar oder Anfang März dauern.
Wichtigste Fahrzeug des Konzerns
Toyota hat weltweit mittlerweile rund 300.000 Exemplare der dritten Baureihe des Hybridfahrzeugs Prius verkauft, darunter 3500 in Deutschland. Angesichts des Trends zu spritsparenden Pkw ist das Modell wohl das wichtigste Fahrzeug des Konzerns, da es Toyota den Ruf als Vorreiter in Sachen Klimaschutz eingebracht hat.
Unterdessen reichte ein Anwalt in Kalifornien eine erste Klage gegen Toyota wegen des Prius-Bremsdefekts ein. Anwalt Daniel Warshaw sagte in Los Angeles, er strebe eine Sammelklage in Kalifornien für alle Besitzer von Prius- und Lexus HS250h-Wagen des Baujahrs 2010 an. All diese Fahrzeuge hätten dasselbe Bremssystem. Rund um den Globus musste der Konzern in den vergangenen Wochen wegen eines Defekts an den Gaspedalen bereits über 8 Mio. Fahrzeuge in die Werkstätten zurückrufen.
Honda fürchtet "Branchenproblem"
Indes sieht der Finanzchef des japanischen Toyota-Konkurrenten Honda die Pannenserie beim Rivalen mit gemischten Gefühlen. "Wenn Kunden Zweifel an der Qualität und Sicherheit hegen, dann würde das ein Problem für die ganze Branche", sagte Yoichi Hojo dem "Wall Street Journal". Toyota muss gut 8 Millionen Autos weltweit wegen klemmender Gaspedale und gefährlich rutschender Fußmatten zurückrufen. Nun droht auch noch ein Rückruf wegen fehlerhafter Bremsen beim Hybrid-Verkaufsschlager Prius.
Insbesondere die US-Konkurrenz versucht Toyotas Lage auszunutzen und umwirbt die Kunden des weltgrößten Autoherstellers mit großzügigen Rabatten. Honda, das stellte Finanzchef Yoichi Hojo klar, werde keine extra Aktionen starten. Honda ist einer der schärfsten Rivalen Toyotas in Japan und Nordamerika.
"Wettbewerb bleibt hart"
Seine Rabatte will Honda dennoch kräftig aufstocken. So gewähren die Japaner statt 800 Dollar Nachlass im vorangegangenen Quartal nun 1400 Dollar. "Der Wettbewerb bleibt hart", sagte der Honda- Finanzchef. Die jüngste Erholung des wichtigen US-Marktes sei vor allem wegen Großbestellungen von Firmen zustande gekommen, die klassischerweise aber weniger profitabel sind. Die Nachfrage von Einzelkunden sei weiter schwach.
Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa