Wirtschaft

Volkswirte zur EZB-Strategie Trichet beruhigt Experten

Die Zeiten der scheinbar unbegrenzten Geldschwemme neigen sich dem Ende zu.

Die Zeiten der scheinbar unbegrenzten Geldschwemme neigen sich dem Ende zu.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

In der Pressekonferenz nach dem Treffen der Notenbankgouverneure der 16 Euroländer und des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB) hat Notenbank-Präsident Jean-Claude Trichet Details zum schrittweisen Auslaufen der unbegrenzten Liqiditätsversorgung der Finanzmärkte genannt.

"Die wichtigste Entscheidung ist es, die Zinsen bei einem Prozent zu belassen", kommentierte Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert in einer ersten Reaktion. Es falle besonders auf, sagte Schubert, dass die EZB sich alle Optionen offen halte. "Die EZB hat alle Maßnahmen, die über einen längeren Zeitraum laufen, gecancelt. Die entscheidende Botschaft ist, dass sie keine Tendenz preisgeben wollen."

Die Commerzbank erwartet seinen Angaben zufolge eine Zinserhöhung erst im späten Verlauf des kommenden Jahres. "Das Risiko, dass es zu Angebotseinschränkungen bei Krediten kommt, wird die EZB trotz der konjunkturellen Erholung lange zögern lassen", meinte Schubert.

Sein Fachkollege Uwe Angenendt von der BHF Bank rückte vor allem die lang erwarteten Angaben zur Exit-Strategie der Notenbank in den Vordergrund."Die EZB hat mit dem Einstieg aus dem Ausstieg begonnen. Sie sammelt das Geld wieder ein, das sie während der Krise großzügig verteilt hat", hielt Angenendt fest. "Sie verlängert den Einjahrestender nicht mehr. Das war erwartet worden. Sie wird schrittweise ihre Unterstützung weiter zurückfahren. So dürfte sie im nächsten Jahr dazu übergehen, nicht mehr in vollem Umfang die Geldwünsche der Banken zu erfüllen"

Jetzt wieder ohne Stützräder

Die EZB-Experten sind seiner Einschätzung nach wohl insgesamt zu dem Schluss gelangt, dass sich der Finanzsektor stabilisiert hat und diese Hilfe nicht mehr benötigt wird.

In dieselbe Kerbe schlug auch Volkswirt Thorsten Polleit von der Barclays Bank. "Die EZB fährt ihre außergewöhnlichen Maßnahmen zurück, weil sich die Bedingungen an den Finanzmärkten verbessert haben. Sie glaubt, dass die Krise überwunden ist und fährt deshalb ihre Unterstützung schrittweise zurück." Polleit erkennt darin vor allem "auch eine vertrauensbildende Maßnahme".

Die EZB sende damit das Signal, dass das Schlimmste überstanden ist. "Allerdings wissen die Banken", so Polleit weiter, "wenn es mal Spitz auf Knopf kommt, wird die EZB wieder helfen."

Ihren Leitzins wird die EZB seiner Meinung nach auch das gesamte Jahr 2010 über bei 1,0 Prozent belassen.

Quelle: ntv.de, rts

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