Händler verzockt Milliarden UBS-Chef tritt zurück
24.09.2011, 12:37 UhrDer Chef der Schweizer Großbank UBS, Oswald Grübel, tritt zurück. Er zieht damit die Konsequenzen aus dem milliardenschweren Handelsskandal der vergangenen Woche. Ein 31 Jahre alter, inzwischen festgenommener Londoner Händler hatte der größten Schweizer Bank einen Handelsverlust von 2,3 Mrd. Dollar eingebrockt. UBS wird deswegen im dritten Quartal nach eigenen Angaben einen Verlust ausweisen. Das risikoreiche Investmentbanking soll zurückfahren werden.
Der Verwaltungsrat, der mehrere Tage in Singapur über die Folgen des Skandals debattiert und seine Beratungen am Wochenende via Konferenzschaltungen fortgesetzt hatte, nahm Grübels Rücktrittsgesucht an. UBS-Präsident Kaspar Villiger erklärte, der Verwaltungsrat bedauere die Entscheidung Grübels. "Oswald Grübel betrachtet es als seine Pflicht, für den kürzlichen Vorfall im Zusammenhang mit dem unautorisierten Handel die Verantwortung zu übernehmen", erklärte Villiger. Bis für Grübel ein Nachfolger gefunden ist, soll Europa-Chef Sergio Ermotti einspringen und den Konzern vorübergehend leiten. Ermotti, der von UniCredit kam, ist seit Frühjahr bei UBS.
Der 67 Jahre alte Grübel hatte 2009 bei UBS das Steuer übernommen, als die Bank nach den Milliardenverlusten in der Finanzkrise und wegen des Steuerstreit mit den USA an den Rand des Zusammenbruchs geraten war. Reiche Kunden hatten der UBS massenhaft den Rücken gekehrt. Grübel war es gelungen, das Vertrauen in die Bank wiederherzustellen und den Konzern in die Gewinnzone zurückzuführen.
Über den Verlust im Investmentbanking zeigte sich der Verwaltungsrat "sehr enttäuscht". Spartenchef Carsten Kengeter wird aber offenbar in der Bank bleiben. Sein Name wurde in der UBS-Mitteilung nicht erwähnt. Kengeters knapp 18.000 Mitarbeiter umfassende Sparte wird in Zukunft aber nur noch die zweite Geige im UBS-Konzern hinter dem Vermögensverwaltungsgeschäft spielen.
"In Zukunft wird die Investment Bank weniger komplex sein, weniger Risiken eingehen und weniger Kapital beanspruchen" erklärte Villiger. Kengeter hatte nach der Finanzkrise vor allem das kapitalintensive Geschäft mit Anleihen und anderen Zinsprodukten ausgebaut. In der Euroschuldenkrise kam dieses Geschäft jedoch weitgehend zum Erliegen und bei den großen Investmentbanken brachen die Umsätze ein.
Im Vorfeld der UBS-Verwaltungsratssitzung waren Beobachter und UBS-Insider davon ausgegangen, dass Konzernchef Grübel sich für eine Weiterführung des Investmentbanking in seiner bisherigen Struktur starkmachen würde, wenn auch in einem verkleinerten Rahmen. Für Grübel sei ein einzelner Unfall kein Grund, die ganze Strategie über den Haufen zu werfen, hatten Insider Reuters gesagt. Dagegen hatten Analysten wiederholt gefordert, UBS müsse die schlecht funktionierende Sparte stark zurückfahren.
Vor der Verwaltungsratssitzung hatte auch der Singapurer Staatsfonds GIC der UBS-Spitze die Leviten gelesen und eine stärkerer Konzentration der Bank auf die Vermögensverwaltung gefordert.
Quelle: ntv.de, jga/rts