Wirtschaft

Nach herbem Gewinneinbruch UBS lässt Vorsicht walten

(Foto: picture alliance / dpa)

Euro-Schuldenkrise, schwächelnde US-Konjunktur und jede Menge hausgemachte Probleme: Die Schweizer Großbank UBS blickt auf ein schweres Jahr zurück. Und 2011 hinterlässt Spuren: Für 2012 fällt die Prognose dann auch entsprechend aus.

Nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr geht die Schweizer Großbank UBS  2012 vorsichtig an. Die Euro-Schuldenkrise und Sorgen über die Lage der US-Wirtschaft werden nach Einschätzung von UBS-Konzernchef Sergio Ermotti das Geschäft mit Aktien und Anleihen zunächst weiterhin lähmen.

"Das vierte Quartal war extrem negativ und für das neue Jahr sind wir sehr vorsichtig", erklärte er bei der Vorstellung des Jahresabschlusses. Der Risikoappetit der privaten und berufsmäßigen Anleger werde wechselhaft bleiben, prognostizierte der seit September amtierende UBS-Chef seiner Bank und der Branche. Die sonst im ersten Quartal übliche Erholung an den Märkten werde möglicherweise nicht stattfinden und das könne in den darauffolgenden Quartalen vor allem im Investmentbanking Folgen zeigen.

Bei den gegenwärtigen Verhältnissen sei es unwahrscheinlich, dass eine nachhaltige und deutliche Erholung einsetze, urteilte auch Analyst Andreas Venditti von der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Ertragswachstum, Nettozinsmargen und Nettoneugeld dürften unter Druck bleiben.

Branchenweiter Trend

Der Reingewinn der größten Schweizer Bank sank 2011 um rund 44 Prozent auf 4,2 Mrd. Franken (knapp 3,5 Mrd. Euro). Im vierten Quartal brach das Nettoergebnis gegenüber dem Vorjahr um 76 Prozent auf 393 Mio. Franken ein. Die Investmentbanking-Sparte fuhr im Schlussquartal einen Verlust von 256 Mio. Franken vor Steuern ein. Dem stand in der Vermögensverwaltung und im Schweizer Geschäft mit 882 Mio. Franken ein Brutto-Gewinn gegenüber, der etwa gleich hoch ausfiel wie ein Jahr zuvor. Im dritten Quartal hatte das Investmentbanking nach dem Handelsskandal in London einen Verlust von 650 Mio. Franken produziert.

UBS
UBS 32,10

Anderen großen Geldhäusern ging es im Schlussquartal nicht besser. Auch bei den US-Rivalen Goldman Sachs und JP Morgan war das Geschäft zum Jahresende schwach. Deutsche Bank rutschte sogar in die roten Zahlen.

Drehen an der Kostenschraube

Angesichts des Gewinnrückgangs und der eher trüben Aussichten konzentrieren sich Ermotti und sein Finanzchef Tom Naratil vor allem auf den Abbau von Kosten und die Reduktion von Risiken, die mit neuen Kapitalvorschriften ohnehin mehr teures Eigenkapital erfordern.

Im gesamten Jahr 2011 sanken die Kosten um 2,1 Mrd. auf 22,4 Mrd. Franken. Die Einnahmen gingen aber stärker zurück und das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag stieg auf 80 von 76,5 Prozent im Vorjahr - obwohl die Boni um 40 Prozent auf 2,57 Mrd. Franken gekürzt wurden. Investmentbank-Chef Carsten Kengeter, in dessen Sparte ein Londoner Händler im letzten Jahr rund 2 Mrd. Dollar verzockte, verzichtet auf einen Bonus.

Stellenabbau geht weiter

Im Rahmen des im vergangenen Jahr eingeleiteten Kosten- und Stellenabbauprogramms strich UBS im vierten Quartal 1101 Arbeitsplätze und beschäftigte Ende Jahr noch 64.820 Personen. Insgesamt sieht das Programm bis Ende 2013 den Abbau von mehr als 3500 Stellen vor. Das könnte gleichwohl noch nicht das letzte Wort gewesen sein. "Falls sich die Märkte wesentlich verschlechtern, wird UBS außerdem weitere Maßnahmen ergreifen, um die Kostenbasis zu verkleinern", erklärte die Bank.

Trotz des Milliarden-Handelsskandals in London im September brachten reiche und superreiche Kunden weiterhin Geld zu der Bank. Neues Geld kam vor allem aus der Region Asien/Pazifik, aus aufstrebenden Ländern und von Superreichen aus aller Welt. Im Bereich Wealth Management sank der Nettoneugeldzufluss im vierten Quartal auf 3,1 Mrd. von 3,8 Mrd. im Quartal davor.

 Im Amerika-Geschäft ging der Zufluss auf 1,9 Mrd. von 4 Mrd. zurück. In der Schweiz flossen vor dem Jahresende unter dem Strich 1,8 Mrd. Franken ab. Anleger hätten Geld für den Konsum abgezogen, sagte Finanzchef Naratil. Nach unten wiesen auch die Gewinnmargen in der Vermögensverwaltung, nach Einschätzung von Vontobel-Analystin Teresa Nielsen eine Folge geringer Kundenaktivitäten. Insgesamt verwaltete die Bank Vermögen im Wert von 2167 Mrd. Franken. 

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen