Anleger jubeln trotz Verlustes US-Banken überzeugen
19.04.2012, 15:36 Uhr
Morgan Stanley bewertet die Schulden neu.
(Foto: AP)
Im Parallelflug überraschen die US-Banken Morgan Stanley und Bank of America mit ihren Quartalszahlen die Investoren positiv. Auf den ersten Blick sind die Zahlen gar nicht gut. Allerdings müssen die Verbindlichkeiten beider Geldinstitute neu bewertet werden.
Diese Geschichte von der Wall Street dürfte bei Otto Normalverbraucher mal wieder Kopfschütteln auslösen: Die US-Investmentbank Morgan Stanley schreibt im ersten Quartal einen Verlust von unterm Strich 119 Millionen Dollar, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von 736 Millionen Dollar angefallen war. Statt jedoch zu erschrecken, jubeln die Anleger, und die Aktie des Geldinstituts schoss vorbörslich hoch.
Des Rätsels Lösung heißt Debt Valuation Adjustment oder kurz DVA. Dabei greifen die Banker ganz tief in die Trickkiste der Bilanzierung. Es werden - vereinfacht gesagt - alte Schulden neu bewertet. Im vergangenen Jahr, als die Schuldenkrise in Europa hochkochte, profitierten die Banken von dieser Regelung. Nun, da sich die Lage auf den Finanzmärkten entspannt hat, schlägt das Pendel zurück. Dieses Auf und Ab passiert freilich nur auf dem Papier, es fließt kein Geld.
Die Neubewertung der Schulden einmal außer Acht gelassen, ist Morgan Stanley im Auftaktquartal ein besseres Geschäft gelungen und es wäre sogar ein dicker Gewinn herausgekommen. Die Bank übertraf mit diesen operativen Zahlen die Erwartungen der Börsianer, was wiederum die Aktie beflügelte. Die Deutsche Bank beispielsweise setzt das Bilanzinstrument nur sehr zaghaft ein und liefert deshalb einfacher vergleichbare Geschäftszahlen.
BofA kämpft mit Sondereffekten
Die Bank of America (BofA) hinkt weiter der Konkurrenz hinterher. Das Sorgenkind der amerikanischen Finanzbranche konnte zum Jahresauftakt zwar überraschend einen Gewinn vermelden, dieser fiel aber deutlich geringer aus als vor einem Jahr. Von den Milliardengewinnen der Konkurrenten JP Morgan, Citigroup und Goldman Sachs ist die Bank zudem meilenweit entfernt.
Bei der Bank of America drückten zum Jahresauftakt wieder eine Reihe von Sondereffekten auf das Ergebnis - dieses Mal waren es 4,8 Milliarden Dollar. Die Bilanz der Bank ist seit einiger Zeit durch zahlreiche Sonderbelastungen, aber auch zum Teil positive Effekte stark verzerrt. Zwischen Januar und Ende März reichte es zu einem Gewinn von 328 Millionen Dollar nach 1,74 Milliarden Dollar im Vorjahresabschnitt.
Quelle: ntv.de, wne/dpa