Wirtschaft

"Jenseits des Nachvollziehbaren" US-Fonds kauft Dublin-Bonds

Knapp zehn Prozent aller irischen Staatsanleihen in der Hand eines einzelnen Fondsmanagers: Hasenstabs Strategie löst auch außerhalb Irlands Erstaunen aus.

Knapp zehn Prozent aller irischen Staatsanleihen in der Hand eines einzelnen Fondsmanagers: Hasenstabs Strategie löst auch außerhalb Irlands Erstaunen aus.

(Foto: REUTERS)

Der Mangel an Vertrauen am Kapitalmarkt zählt zu den schwerwiegendsten Problemen bedrängter Euro-Staaten. Irland erhält nun unverhofft Unterstützung aus den USA: Ein einflussreicher Fondsmanager glaubt an ein rasches Comeback des keltischen Tigers. Im großen Stil saugt er irische Schuldscheine vom Markt.

Folgen einer Immobilienblase: Projekt "Lake View" bei Keshcarrigan im Leitrim County.

Folgen einer Immobilienblase: Projekt "Lake View" bei Keshcarrigan im Leitrim County.

(Foto: REUTERS)

Irland erhält bei der Bewältigung seiner Krise unverhofft Hilfe aus den USA: Fondsmanager Michael Hasenstab vom amerikanischen Finanzriesen Franklin Templeton Investments hat eine Vorliebe für Staatsanleihen des Eurolands entwickelt und stockt seine Bestände immer weiter auf. Das starke Interesse des Marktschwergewichts könnte sich für die Regierung in Dublin als Glücksfall erweisen. Zahlreiche kleinere Anleger könnten dem Beispiel Hasenstabs folgen. Eine starke Nachfrage dürfte sich in weiter fallenden Renditen niederschlagen.

Im dritten Quartal habe die Fondsgesellschaft aus San Francisco ihr Engagement in Irland um ein Drittel erweitert auf mindestens 8,4 Mrd. Euro, berichtete die in London erscheinende "Financial Times" (FT). Nach Berechnungen der Zeitung kontrolliert Franklin Templeton damit beinahe ein Zehntel des gesamten Marktes mit irischen Staatsanleihen.

Einige Analysten sehen Hasenstab und seine gewagte Wette auf die Erholung Irlands Daher auch als treibende Kraft hinter der jüngsten Kursrally. Die Rendite richtungsweisender Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit ist seit Ende August von 5,8 Prozent auf 4,5 Prozent geschmolzen.

Euro / Dollar
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Für die Iren bedeutet das konkret: Das Land muss geringere Risikoaufschläge für geliehenes Geld aufbringen. Allerdings dürfte Irland wie die anderen Euro-Krisenstaaten auch stark von der Ankündigung der Europäischen Zentralbank ( ) profitieren, .

Bislang haben sich Hasenstabs Spekulationsstrategien mit irischen Papieren ausgezahlt. Laut "FT" hat sein Flaggschiff-Fonds 2012 eine Rendite von bis dato 12,6 Prozent erwirtschaftet. Hasenstabs Anlagevehikel zählt damit nach Angaben des Blattes im internationalen Vergleich zu den herausragenden Anleihefonds.

"Das Land macht trotz großer Schwierigkeiten kontinuierlich Fortschritte bei der Fiskalreform und findet zunehmend Beachtung als Vorbild für andere Staaten", begründete der Fondsmanager in einem Schreiben an die Fonds-Investoren seine milliardenschweren Anlageentscheidungen. Unter Branchenkollegen sorgt Hasenstabs Vorgehen allerdings für hoch erhobene Augenbrauen. "Es ist eine große Wette - jenseits des Nachvollziehbaren in einem kleinen Peripheriemarkt", ließ sich ein britischer Fondsmanager von der Zeitung zitieren.

"Es ist eine große Wette"

Tatsächlich scheinen die Unwägbarkeiten für Irland zuletzt wieder zuzunehmen. Das kleine Euro-Mitglied im Nordwesten der britischen Insel leidet nach wie vor unter den Auswirkungen einer geplatzten Immobilienblase und den durch die Bankenrettung ausufernden Staatsschulden.

Trotz Erfolgen im Außenhandel und bei der Haushaltskonsolidierung verfinstert sich der Wachstumsausblick der irischen Wirtschaft. Erst in der vergangenen Woche musste die Regierung ihre Prognosen für die kommenden Jahre deutlich nach unten korrigieren.

Irlands derzeitiges Hilfsprogramm der Euro-Partner und des Internationalen Währungsfonds (IWF) läuft Ende 2013 aus. Die Ratingagentur Moody's äußerte sich Mitte vergangener Woche skeptisch, was den weiteren Sanierungskurs angeht. Neue Hilfen könnten notwendig werden, so die Bonitätsprüfer. Etwas optimistischer zeigte sich die Rating-Konkurrenz von Fitch. Die Agentur hob den Ausblick für Irland von "negativ" auf "stabil" an.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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