Wirtschaft

Zeitplan für geldpolitische Wende US-Notenbank wird konkreter

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Bei der US-Notenbank denkt man nun laut über eine Abkehr von der Politik des billigen Geldes nach. Ihr Chef Bernanke bringt als möglichen Termin die Mitte des kommenden Jahres ins Gespräch. Allerdings müsse sich noch der US-Arbeitsmarkt besser entwickeln. Als Richtwert für eine Zinswende gilt eine Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent.

Ben Bernanke schaut besonders auf die Entwicklung am US-Arbeitsmarkt.

Ben Bernanke schaut besonders auf die Entwicklung am US-Arbeitsmarkt.

(Foto: AP)

Die geldpolitische Zeitenwende in den USA rückt näher: Die US-N otenbank Federal Reserve könnte ihren extrem laxen geldpolitischen Kurs noch in diesem Jahr verlassen und ihre milliardenschweren monatlichen Anleihekäufe bis Mitte kommenden Jahres beenden, sagte Fed-Chef Ben Bernanke. Letztlich hänge der Zeitpunkt von der Entwicklung des Arbeitsmarktes ab. "Sollten unsere Prognosen tatsächlich eintreffen, dann enden die Anleihekäufe Mitte kommenden Jahres."

Die Fed kauft Monat für Monat für 85 Milliarden Dollar Staats- und Immobilienpapiere. Bei einer Wirtschaftsentwicklung, wie sie sich die Notenbanker erhofften, sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Umfang der Bonds-Käufe noch in diesem Jahr gedrosselt werden könne, sagte Bernanke.

Bislang sind Bernanke und seine Fed-Mitstreiter mit der Konjunktur allerdings offenbar noch nicht zufrieden genug. Bei einem zweitägigen Treffen des entscheidenden Offenmarktausschusses (FOMC) änderten sie weder den Umgang noch das Tempo der Anleihekäufe. Auch den Leitzins, der seit Jahren bei faktisch 0 Prozent liegt, tasteten sie nicht an.

Bernanke betonte, dass die Fed gegenwärtig davon ausgehe, dass zwischen dem Ende der Anleihekäufe und der ersten Zinserhöhung eine "geraume Zeit" vergehen werde. Die große Mehrheit der FOMC-Mitglieder rechnet erst 2015 mit einer Zinsänderung, ein Zentralbanker erwartet diesen Schritt sogar noch ein Jahr später, obwohl die Fed in ihren Konjunkturprognosen insgesamt optimistischer geworden ist.

Annäherung an Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent

Vor allem der Arbeitsmarkt - bislang die Achillesferse der weiterhin unter den Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise leidenden größten Volkswirtschaft der Welt - soll sich nach den neuen Fed-Prognosen nun um einiges schneller erholen als bislang erwartet. So rechnet Bernanke bereits im kommenden Jahr damit, dass der von der Fed gesetzte Schwellenwert einer Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent für die erste Zinserhöhung nach der Krise bereits im kommenden Jahr erreicht werden könnte. Bernanke betonte jedoch, dass es sich um einen Schwellenwert handele, nicht um einen quasi automatischen Auslöser für eine Zinserhöhung.

"Die meisten Mitglieder im Ausschuss - dem FOMC - halten Vollbeschäftigung bei Werten zwischen 5 und 6 Prozent für gewährleistet. Die 6,5 Prozent sind also ein Punkt für eine weiche Landung." Für den Zeitpunkt, zu dem die Anleihekäufe enden könnten - also Mitte kommenden Jahres - rechnet der Fed-Chef immer noch mit einer Arbeitslosenquote von sieben Prozent. Die Fed muss sich per Mandat nicht nur wie andere Notenbanken um stabile Preise kümmern, sondern soll zudem Vollbeschäftigung erreichen. Meistens stehen diese beiden Aufgaben in einem für die Geldpolitik nicht so einfach lösbaren Zielkonflikt.

Weltbankchef äußert Bedenken

An den Börsen sorgten die Worte Bernankes für Verluste an den Börsen und Gewinne bei den Renditen für Staatsanleihen. Der Dow Jones -Index an der Wall Street viel um ein Prozent, während die Renditen der US-Treasuries teils kräftig anzogen. Dies ist ein technischer Effekt, weil sich Rendite und Kurs bei Anleihen spiegelverkehrt verhalten. Die Anleihekurse fielen, weil - sollten Bernankes Worten Taten folgen - die Fed als sicherer Käufer von Bonds ausfallen würde. Parallel geriet der Euro unter Druck.

Die nun absehbare geldpolitische Wende in den USA sorgt nicht überall auf der Welt für Begeisterung: Weltbankchef Jim Yong Kim sieht beispielsweise höhere Refinanzierungskosten auf die Entwicklungs- und Schwellenländer zukommen, sollte die Fed ihre Geldflut eines Tages stoppen. Kim erklärte in London, er gehe allerdings davon aus, dass Bernanke den Fuß nicht einfach unkontrolliert vom Gaspedal nehmen werde. Angesichts der global zirkulierenden Mengen an Notenbank-Liquidität, die durch die in Japan erzeugte Geldflut noch erhöht werde, bewege sich die Weltwirtschaft aber "auf unsicherem Terrain", warnte Kim.

EZB spielt nächste Zinssenkung durch

Der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, erklärte: "Wir stehen am Anfang eines Weges, der sehr gut vorbereitet wird. Auf diesem Weg gehen die Zinsen wieder nach oben." Wann sich andere Notenbanken der Fed auf ihren Weg der geldpolitischen Normalisierung anschließen, ist indes völlig offen.

Während die Bank of Japan erst kürzlich die geldpolitischen Schleusen richtig weit öffnete, dachte der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, kürzlich laut über eine weitere Zinssenkung und den Einsatz zusätzlicher unorthodoxer Instrumente im Kampf gegen Rezession und Kreditklemme in vielen Euro-Ländern nach.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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