Wirtschaft

Demokraten und Republikaner uneins USA arbeiten Finanzkrise auf

Die Experten finden klare Worte: Die Finanzkrise sei keine Naturkatastrophe gewesen, heißt es in einem Bericht einer US-Untersuchungskommission. Überschattet wird die Präsentation allerdings von einem Streit innerhalb des zehnköpfigen Gremiums. Nur die sechs Demokraten akzeptierten die geschilderte Sichtweise über die Auslöser und Konsequenzen der Krise.

Mit dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers am 15. September 2008 begann die heiße Phase der Finanzkrise.

Mit dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers am 15. September 2008 begann die heiße Phase der Finanzkrise.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die politische Spaltung zwischen Demokraten und Republikanern in den USA blockiert nun auch die Aufarbeitung der Finanzkrise. Der stark zerstrittene überparteiliche Ausschuss des US-Kongresses zur Untersuchung der Krise legte drei unterschiedliche Berichte vor. Vor allem mit Blick auf die Rolle des früheren Notenbankchefs Alan Greenspan konnten die Gremiumsmitglieder keine Einigung finden. Während die Demokraten auch Greenspan Verantwortung zuschrieben, entlasteten ihn die Republikaner weitgehend. Die im Mai 2009 gegründete Kommission besteht aus zehn Mitgliedern, sechs davon wurden von den Demokraten entsandt, vier von den Republikanern. Der Ausschuss befragte hunderte Zeugen.

Das von den Demokraten verfasste Dokument lastet Politikern und Finanzbossen gleichermaßen die Schuld an der Finanzkrise an. "Wir kommen zu dem Schluss, dass diese Finanzkrise vermeidbar gewesen wäre", heißt es im Abschlussbericht der demokratischen Kommissionsmitglieder. "Die Krise war das Ergebnis menschlichem Handelns und menschlicher Untätigkeit und nicht davon, dass Mutter Natur oder Computermodelle außer Rand und Band geraten wären", schreiben die Experten.

Sie kritisieren Greenspan sowie dessen Nachfolger Ben Bernanke. Greenspan habe mit seiner Überzeugung zu der Krise beigetragen, Finanzinstitute könnten sich selbst kontrollieren. Genauso bekommt der ehemalige - demokratische - Präsident Bill Clinton sein Fett weg: Clintons Regierung habe dafür gekämpft, dass die hochkomplizierten Derivate-Produkte keiner Kontrolle und Aufsicht unterworfen worden seien. Die Ratingagenturen hätten ihrerseits durch eine allzu positive Bewertung von Risiken die schwerste Finanzkrise seit Generationen befeuert.

Drei Republikaner des Gremiums entlasteten dagegen Greenspan weitgehend. "Die US-Geldpolitik hat möglicherweise zu der Kreditblase beigetragen, sie aber nicht ausgelöst", lautete ihre Position. Der vierte Republikaner konzentrierte sich vor allem auf den Häusermarkt als Ursprung der Turbulenzen.

Der Bericht der Demokraten nimmt auch die großen Investmentbanken ins Gebet, von denen mit Goldman Sachs und Morgan Stanley nur zwei die Krise als eigenständiges Unternehmen überlebt haben. Alle fünf - auch Lehman Brothers Merrill Lynch und Bear Stearns - hätten
2007 mit außerordentlich dünner Kapitaldecke gearbeitet. Dadurch seien sie anfällig bei einer Abwertung der angehäuften Papiere und Finanzprodukte gewesen. "Ein Rückgang des Buchwerts von nicht einmal drei Prozent konnte eine Firma auslöschen."

Im Management der Finanzbranche stellt der Bericht "umwerfende Beispiele von Pannen und Verantwortungslosigkeit" fest. In diesem Zusammenhang nennen die Demokraten außer Merrill Lynch ausdrücklich den Versicherungsriesen AIG und den Hypothekenfinanzierer Fannie Mae, die beide während der Krise vom Staat mit Milliardenhilfen gerettet werden mussten.

 

Quelle: ntv.de, rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen