Wer sich wohlfühlt, leistet mehr Unternehmen setzen auf Feel-Good-Manager
10.03.2015, 15:33 Uhr
Ruhepausen und Entspannung: Auch solche Mitarbeiterangebote werden von Feel-Good-Managern organisiert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Immer häufiger setzen Unternehmen in Deutschland auf Feel-Good-Manager. Sie haben ein offenes Ohr für Mitarbeiter und kümmern sich um das gute Gefühl am Arbeitsplatz. Doch dahinter steckt noch mehr.
Der Wohlfühl-Manager ist ein Trend aus dem Silicon Valley. Dort, wo Google und Facebook ihre Unternehmenssitze haben, sind diese Mitarbeiter unverzichtbar. Die Berufsbezeichnung klingt so gut, dass man diesen Job gleich selbst machen möchte. Feel-Good-Manager organisieren etwa Sportturniere oder Firmen- BBQs - für mehr Spaß und eine gute Atmosphäre am Arbeitsplatz. Aber das alles dient einem Ziel: Ein Angestellter, der Spaß hat, leistet auch mehr und bleibt dem Unternehmen erhalten. Deshalb haben nicht nur hippe, US-amerikanische Internetfirmen mit jungem Personal haben ihre Wohlfühlbeauftragten, auch in Deutschland entwickelt sich dieser Berufszweig.
Ein Pionier auf diesem Gebiet ist das E-Commerce-Unternehmen Spreadshirt aus Leipzig. Seit 2011 ist Stefanie Häußler dort Feel-Good-Managerin. Ihr Aufgabenbereich reicht vom Organisieren von Firmenevents bis zur engen Betreuung von neuen Mitarbeitern. Sie hilft dabei, allen die Unternehmenskultur näherzubringen. Gerade in Unternehmen mit internationalem Personal sind Menschen wie Stefanie Häußler das Bindeglied zwischen Neuankömmlingen und den anderen Mitarbeitern. "Ich kümmere mich auch um Visa-Angelegenheiten, wenn neue Mitarbeiter aus dem Ausland kommen. Da ist man manchmal auch Übersetzer, Händchenhalter, Hoffnungsmacher und Unterstützer."
Die Feel-Good-Manager sind allerdings nicht die Gute-Laune-Truppe – sie sind auch für Kommunikation zwischen Angestellten und der Chefetage verantwortlich und kümmern sich um die Sorgen der Mitarbeiter. "Das ist eigentlich ein klassischer Teil des Personalmanagements, aber wir als Feel-Good-Manager schaffen eine familiäre und vertrauensvolle Atmosphäre." Für Häußler steckt hinter dem Job eine wichtige Botschaft: "Ich sehe Feel-Good-Management auch als ein Statement, als ein Versprechen des Unternehmens, die Mitarbeiter in den Mittelpunkt zu stellen. Ohne Mitarbeiter gibt es kein Unternehmen und schon gar keinen Erfolg."
Dieses positive Arbeitsumfeld sorgt laut Experten auch für eine bessere Leistung: "Mitarbeiter, deren Führungskräfte ein echtes Interesse an ihrem Wohlergehen zeigen und sie gesundheitsförderlich führen, zeigen deutlich weniger emotionale Erschöpfung und ein höheres Engagement bei der Arbeit“, so Arbeitspsychologin Dr. Sylvie Vincent-Höper von der Universität Hamburg. Eine gelebte Unternehmenskultur kommt auch bei den Kollegen von Stefanie Häußler gut an: "Es steigert auf jeden Fall die Motivation. Wenn ein Mitarbeiter sich wohlfühlt, dann ist er auch ein Teil des Ganzen. Das Unternehmen wird dadurch bestimmt auch besser, denn die Mitarbeiter stehen dann noch mehr hinter dem Produkt.“
Weil der Job Feel-Good-Manager in Deutschland erst ein paar Jahre alt ist, gibt es keine Ausbildung im engeren Sinn. Der Bereich ist ein Teil des Personalmanagements. Manche private Bildungsakademien bieten freiwillige Weiterbildungen zum Feel-Good-Manager an. Dort können die künftigen Wohlfühlbeauftragten in Rollenspielen simulieren, mit welchen Anliegen und Problemen Mitarbeiter im Alltag auf sie zukommen. Doch viele Unternehmen machen es schon – allerdings versteckt, meint Stefanie Häußler: "Bei vielen Unternehmen gibt es schon einen Art Feel-Good-Management, nur heißt das nicht unbedingt explizit so und findet meist nebenbei statt, zum Beispiel in der Personalabteilung." Bald werden wohl einige Firmen mit Feel-Good-Managern nachziehen. Denn eines ist klar: Mit dem wohlklingenden Titel Feel-Good-Manager wollen sich bestimmt noch einige Personaler schmücken. Doch der Job ist kein Leben in der Komfort-Zone, sondern eine vielfältige Managementaufgabe mit Anspruch. Im Kampf um die besten Mitarbeiter müssen sich viele Unternehmen profilieren. Davon können die Angestellten nur profitieren.
Quelle: ntv.de