Schön ist einfacher als erfolgreich VW arbeitet am Billigauto
13.03.2014, 13:33 Uhr
Die Entscheidung soll bald schon fallen: In der Konzernzentrale in Wolfsburg brüten Modellstrategen und Marketing-Experten über die Frage, wann die Kunden in aller Welt bereit für ein "Budget Car" aus Deutschland sind.
Europas größter Automobilkonzern Volkswagen könnte in naher Zukunft über den Verkauf eines besonders günstigen Einstiegsautos entscheiden. Das Unternehmen befinde sich beim geplanten "Budget Car" auf der Zielgeraden, sagte VW-Vorstandschef Martin Winterkorn auf der Bilanzpressekonferenz. "Die letzten Schritte sind allerdings die schwersten".
Winterkorns Worten zufolge ist nach wie vor das größte Problem, ein solches Auto profitabel herzustellen. Es sei leichter, ein schönes Auto zu machen, als damit finanziell erfolgreich zu sein, erklärte er. Ein preisgünstiger Pkw für den schmalen Geldbeutel fehlt bislang in der Modellpalette der Wolfsburger.
Das Gegenteil von Premium
Dieses Einstiegssegment am unteren Rand des automobilen Spektrums stellt für Volkswagen ebenso wie für viele anderen Branchengrößen noch so etwas Ähnliches wie Neuland dar. Im Prinzip handelt es sich um eine Art Gegenentwurf zum in Teilen der deutschen Autobranche vorherrschenden Premium-Denken. Auch bei der Formgebung und dem Auftritt auf der Straße wäre der Budget-Wagen wohl das genaue Gegenteil zum SUV-Trend.
Während beispielsweise Hyundai und Kia oder auch Suzuki mit einem solchen günstigen Wagen vornehmlich in Schwellenlandmärkten wie etwa Indien zu punkten versuchen, hat Europas Nummer eins bisher kein solches Modell im Angebot. Für VW werden mittlerweile weitere Märkte für das neue Billigauto interessant. Laut VW-Vertriebschef Christian Klingler zählen dazu China und auch Südamerika.
Ein Volkswagen für unter 7000 Euro?
Für VW besteht demnach die größte Herausforderung darin, ein gewinnträchtiges "Billigauto" auf die Straße zu bringen ohne dabei die eigenen Qualitätsansprüche aus dem Blick zu verlieren. VW-Chef Winterkorn hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach betont, dass ein Billigmodell den Ruf der Kernmarke nicht beschädigen dürfe.
Branchenkenner gehen deshalb davon aus, dass ein solches Auto wohl nicht unter dem Markennamen VW auf den Markt kommen wird. Früheren Aussagen Winterkorns zufolge soll das Billigauto etwa 6000 bis 7000 Euro kosten. Ursprünglich hatte eine Entscheidung bereits im vergangenen Jahr fallen sollen.
Dass entsprechende Überlegungen für ein VW-Billigauto innerhalb des Konzerns kursieren, hatte VW-Manager Hans Demant bereits im vergangenen Herbst am Rande der Automobilmesse IAA bestätigt. "Es geht um eine neue Marke jenseits unseres bisherigen Kerngeschäfts", sagte Demant, der bei Volkswagen Projektgruppe leitet, die die Chancen und Risiken eines Einstiegs in das Segment der Billigautos untersucht.
Zugleich dämpfte der frühere Opel-Chef die Erwartungen heimischer VW-Kunden. Keinesfalls würde ein solches Auto auch in Europa angeboten werden, sagte er. Schließlich wolle der Wolfsburger Konzern seinen Kernmarken VW und Skoda auf dem Heimatkontinent nicht "von unten" das Wasser abgraben.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ