"Drogenspritze Abwrackprämie" VW erwartet Stagnation
15.09.2009, 16:39 UhrVolkswagen blickt skeptisch in die nahe Zukunft. Konzernvertriebschef Detlef Wittig sagte auf der IAA in Frankfurt, er rechne im kommenden wie in diesem Jahr mit einem Absatzvolumen von rund 6,2 Millionen Fahrzeugen.

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In Westeuropa werde es nach dem Auslaufen staatlicher Förderprogramme wie der Abwrackprämie in Deutschland zu einem starken Absatzrückgang in der Größenordnung von 10 bis 15 Prozent kommen. Außerhalb Europas dagegen sehe es besser aus, vor allem in China.
Wittig sagte, VW habe durch die Abwrackprämie in Deutschland konzernweit rund 500.000 Verträge geschrieben, davon alleine 340.000 bei der Kernmarke VW. Die Prämie habe wie eine "Drogenspritze" gewirkt. Nach dem Boom im Privatkundengeschäft und einem Absatz in Deutschland von 3,7 oder 3,8 Mio. Fahrzeugen aller Hersteller in diesem Jahr rechnet Wittig im kommenden Jahr mit einem Absatz von insgesamt drei Millionen Fahrzeugen. Der Rückgang im Privatkundengeschäft werde teilweise durch eine Belebung im Flottengeschäft zum Beispiel bei Dienstwagen ausgeglichen.
Kurzarbeit nicht ausgeschlossen
VW habe derzeit vor allem wegen der Abwrackprämie europaweit einen Auftragsbestand von 250.000 Fahrzeugen. Dieses gute Polster sichere die Auslastung in den Werken in Europa bis Mitte 2010. Danach werde es spannend. Wittig schloss für das zweite Halbjahr 2010 Kurzarbeit oder eine Verkürzung der Arbeitszeit bei VW nicht aus, falls dies erforderlich sei.
Wie bereits bekannt, sank der VW-Konzernabsatz von Januar bis August um 2,1 Prozent - und zwar auf 4,14 Millionen Fahrzeuge. VW war vor allem stark in Deutschland, China und Brasilien. Der Weltmarkt ging um 14 Prozent zurück. Alleine im Monat August stieg der VW-Absatz weltweit sogar um 9,5 Prozent auf 490.700 Fahrzeuge - in Deutschland um 27 Prozent auf 96.200 Autos. Die Kernmarke VW mit dem Bestseller Golf erreichte im August in Deutschland sogar ein Absatzplus von 49 Prozent auf 56.300 Fahrzeuge.
VW will weiter expandieren
Unterdessen setzt Volkswagen voll auf Angriff: Auf dem Weg an die Weltspitze will der VW-Konzern sein Autoimperium nach der geplanten Übernahme von Porsche weiter ausbauen. Dabei hat Volkswagen den japanischen Konkurrenten Suzuki und den Münchner Lastwagenbauer MAN im Visier. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch deutete an, der Konzern strebe nach der Integration von Porsche als zehnter Marke die Übernahme von zwei zusätzlichen Marken an.
Volkswagen will Toyota als weltgrößten Autobauer ablösen. "Der Volkswagen Konzern macht auf seinem Weg nach 2018, an die Spitze der Automobilindustrie, weiter ordentlich Tempo", sagte VW-Chef Martin Winterkorn.
Einstieg bei Suzuki, Integration von MAN

Im Zuge der Expansion des Konzerns hat VW auch den japanischen Konkurrenten Suzuki im Blick.
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Bereits seit längerem erwägt VW einen Einstieg beim japanischen Konkurrenten Suzuki. Suzuki baut vor allem Kleinwagen und Geländewagen. Als möglich gilt laut Konzernkreisen eine Kapitalbeteiligung von zehn oder 20 Prozent. Suzuki baut vor allem Kleinwagen und Geländewagen und ist vor allem auch in Südostasien stark, wo VW derzeit noch schwach vertreten ist.
Als weitere Marke könnte VW den Nutzfahrzeugbauer MAN in den Konzern integrieren, hieß es in Unternehmenskreisen. Dazu könnte VW seinen Anteil von bislang knapp 30 Prozent an MAN ausbauen. Piëch, der auch Aufsichtsratsvorsitzender bei MAN ist, träumt bereits seit langem von einer Lkw-Allianz zwischen MAN, Scania und VW unter Führung von Volkswagen. Sein Geschäft mit schweren Lastwagen hatte VW an MAN verkauft. Als neunte Konzernmarke hatte VW den schwedischen Lastwagenbauer Scania übernommen.
Die Integration von Porsche bezeichnet VW-Chef Winterkorn bezeichnete als wichtigen Meilenstein für den Konzern. Ein weiterer wichtiger Schritt sei die Einführung des "modularen Querbaukastens". Dabei geht es um eine effizientere Entwicklung und Fertigung. In Konzernkreisen hieß es, VW könne mit dem Konzept seine Entwicklungskosten um 20 bis 30 Prozent senken.
Elektroauto soll 2013 in Serie
Winterkorn sagte zudem, VW wolle das Elektroauto aus der "Öko-Nische" ins Massensegment führen. Dazu brauche es aber die entsprechende Entwicklungszeit, vor allem beim Thema Batterietechnologie. VW will 2013 im Zuge der neuen Kleinwagenfamilie "New Small Family" die ersten Elektrofahrzeuge anbieten.
In Frankfurt zeigte der Autobauer die Studie "e-up". Außerdem präsentierte VW auf der IAA ein Ein-Liter-Auto. Das Konzept-Fahrzeug in Zigarrenform sei das "sparsamste Auto der Welt". Ob es irgendwann in Serie geht, ist aber offen.
Quelle: ntv.de, fma/dpa