Geldschein als Serviette Venezuela leidet unter Inflation
18.08.2015, 18:45 Uhr
"Hunger": Eine Frau protestiert in Caracas gegen Venezuelas Präsidenten.
(Foto: REUTERS)
Wie hoch die Inflation in Venezuela offiziell ist, ist nicht bekannt. Fest steht allerdings: Die Währung Bolivar fällt ins Bodenlose. Die Folgen: Mangelwirtschaft und Plünderungen.
Venezuelas Geld ist kaum noch etwas wert. Die Inflation dürfte dieses Jahr Schätzungen zufolge bei bis zu 200 Prozent liegen. Offizielle Daten werden von der Regierung nicht veröffentlicht, doch was viele Venezuelaner von ihrer Währung halten, demonstrierte einer von ihnen nachdrücklich: Auf der Internet-Plattform Reddit lud er ein Foto hoch, das zeigt, wie er eine Empanada mit einer Zwei-Bolivar-Note hält. "Die Wirtschaft in Venezuela ist so kaputt, dass es billiger ist, Bargeld statt Servietten zu benutzen", schrieb er.
Den hygienischen Aspekt einmal beiseite gelassen: Legt man den offiziellen Wechselkurs zugrunde, ist der Servietten-Ersatz immerhin stolze 32 US-Cent wert. Denn für einen US-Dollar gibt es 6,3 Bolivar.
Doch wer in Venezuela noch Dollar hat, versucht sie schwarz zu tauschen. Und wenn man den Kurs auf dem Schwarzmarkt zugrunde legt, sieht die Sache schon anders aus. Laut der Seite dolartoday.com, die den Tauschkurs an der Grenze zu Bolivien beobachtet, kostet ein Dollar dort knapp 677 venezolanische Bolivar. Das heißt: Der als Serviette genutzte Geldschein ist nur ein Drittel US-Cent wert.
Das Hauptproblem Venezuelas: der Absturz des Ölpreises. Das Land sitzt auf den größten Reserven weltweit - aber das allein hilft wenig. Der Großteil des Staatshaushalts wird durch Öl-Einnahmen bestritten. Das Land hat wenig Devisenreserven - und kann somit Importe von Lebensmitteln, Medikamenten und Hygieneartikeln kaum noch bezahlen. Die Folgen: galoppierende Inflation und leere Regale.
Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation "Institut zur Überwachung sozialer Konflikte" (OVCS) gab es bis Ende Juni 56 Plünderungen und 2836 Protestkundgebungen - das wären 16 am Tag. Grund sei der Mangel an Lebensmitteln, Medikamenten und Hygieneartikeln. Die Werte seien die höchsten seit Jahren. "Der Konflikt ist derzeit eine Konstante in Venezuela", so das OVCS.
Quelle: ntv.de, jga/dpa