Solidaritätsaktion in Seattle Verdi weitet Amazon-Streiks aus
16.12.2013, 23:10 Uhr
Mit einem mehrtägigen Arbeitskampf will Verdi im so wichtigen Weihnachtsgeschäft Amazon unter Druck setzen. Der Versandriese bleibt gelassen und versichert: Die Geschenke kommen pünktlich. Zu Protesten kommt es auch am Amazon-Firmensitz in Seattle.
Mitten im wichtigen Weihnachtsgeschäft sind erneut Beschäftigte des Online-Händlers Amazon in den Ausstand getreten. In Leipzig, im hessischen Bad Hersfeld sowie erstmals auch im bayerischen Graben traten am Montag hunderte Mitarbeiter in den Ausstand, wie die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mitteilte. Vor der Zentrale des US-Unternehmens in Seattle fand eine Solidaritätsaktion mehrerer amerikanischer Gewerkschaften statt.
In Bad Hersfeld, dem größten Amazon-Standort in Deutschland, wurden die beiden Verteilzentren bestreikt. Rund 600 Beschäftigte beteiligten sich an dem Ausstand, sagte Verdi-Sprecher Manuel Sauer. Seine Kollegin Mechthild Middeke kündigte die Fortsetzung des Streiks am Dienstag und Mittwoch an. "Wir sorgen uns um die Weihnachtsgeschenke der Kinder von Amazon-Beschäftigten", erklärte sie. Würde Amazon tarifliches Weihnachtsgeld zahlen, könnten die Mitarbeiter mit mehr als 1200 Euro "fest fürs Fest rechnen".
In Leipzig folgten rund 500 Mitarbeiter der Früh- und Spätschicht dem Streikaufruf. Verdi-Sprecher Jörg Lauenroth-Mago kündigte weitere Aktionen an. "Wir streiken bis einschließlich Samstag." Auch in Graben beteiligten sich hunderte Kollegen an dem Streik. Für Dienstag war nach Gewerkschaftsangaben zudem eine Protestaktion am Amazon-Standort in Werne in Nordrhein-Westfalen geplant.
Die Mitarbeiter leisteten "hervorragende Arbeit und dafür fordern sie zu Recht die Verbindlichkeit und den Schutz des Einzel- und Versandhandelstarifvertrages", erklärte Verdi-Vorstand Stefanie Nutzenberger. Verdi verlangt von dem US-Unternehmen eine Bezahlung, die dem Niveau im hessischen Einzel- und Versandhandel entspricht.
"Uns macht das Wetter mehr Sorgen"
Das Amazon-Management lehnte Verhandlungen darüber ebenso wie eine Tarifbindung bisher ab. Das Unternehmen orientiert sich an der niedrigeren Bezahlung in der Logistikbranche. Bereits in den vergangenen Monaten wurden die Logistikzentren in Leipzig und Bad Hersfeld mehrfach bestreikt.
Der Versandhändler selbst reagierte gelassen auf die Arbeitsniederlegungen während des Weihnachtsgeschäfts. "Uns macht das Wetter mehr Sorgen, wir sind sehr gut vorbereitet", sagte Armin Cossmann, Regionalgeschäftsführer des Leipziger Versandzentrums, dem Radiosender MDR Info. Der größte Teil der Mitarbeiter arbeite ganz normal weiter. Laut Amazon beteiligten sich 1115 von insgesamt 23.000 Logistik-Beschäftigten in Deutschland an dem Ausstand. Auswirkungen auf den Versand habe es nicht gegeben, sagte eine Unternehmenssprecherin.
Am Amazon-Firmensitz in Seattle im Bundesstaat Washington schlossen sich US-Gewerkschaften dem Protest an. Nach Angaben einer Sprecherin des Gewerkschaftsverbandes AFL-CIO erschienen etwa 50 Demonstranten zu der Kundgebung, auch eine Delegation aus Deutschland war angereist.
Verdi-Vorstandsmitglied Nutzenberger bezeichnete die Solidaritätsaktion als ein "ermutigendes Signal". Dies sei "die einzig richtige Antwort an das global aufgestellte US-Unternehmen". Verdi-Chef Frank Bsirske sprach auf einem Flugblatt der US-Gewerkschaften von einem "starken Zeichen" der Solidarität.
Quelle: ntv.de, wne/AFP