Wirtschaft

Nur die Platten laufen schlecht Vivendi gewinnt mit Games

Die Zahlen aus Paris sprechen Bände: Der französische Medien- und Unterhaltungskonzern Vivendi legt beim Umsatz dank seiner neuen Standbeine in Brasilien und in der Welt der Videospiele deutlich zu. Der Blick in die Bücher verrät, wo bei Vivendi künftig die Musik spielt - das Geschäft mit Stars, Konzerten und CDs fällt weiter zurück.

Das Geschäft der Zukunft: "World of Warcraft" auf der Gamescom 2010.

Das Geschäft der Zukunft: "World of Warcraft" auf der Gamescom 2010.

(Foto: REUTERS)

Computerspiele mit martialischen Namen wie "World of Warcraft" oder "Call of Duty: Modern Warfare 2" halten den französischen Kommunikationsriesen Vivendi auf Erfolgskurs. Die wichtigen Umsatzbringer steuert dabei die Vivendi-Tochter Activision Blizzard bei. Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr um 6,1 Prozent auf 13,98 Mrd. Euro, teilte Vivendi am Firmensitz in Paris mit. Große Teile des Erfolgs verdankt der Konzern dabei den Produkten aus der Welt der digitalen Unterhaltung. Im Vorjahreszeitraum hatte der Umsatz bei 13,18 Mrd. Euro gelegen.

"Vivendi ist im ersten Halbjahr 2010 auf den Wachstumskurs zurückgekehrt", bilanzierte Firmenchef Jean-Bernard Levy die Lage. An der Börse wurde die Nachricht mit Begeisterung aufgenommen: Die Aktie legte fast vier Prozent zu.

Die beiden  Erfolgstitel aus den Reihen "World of Warcraft" (WoW) und "Call of Duty" sprechen unterschiedliche Zielgruppen an: "World of Warcraft" gilt unter Branchenexperten als Referenz im Segment der Fantasy-Rollenspiele und verfügt auch in Deutschland über eine umfangreiche Fangemeinde. Das besondere an diesem Spiel: Experten zählen WoW zu den sogenannten "Massively Multiplayer Games", bei denen sich tausende Spieler

Spiele aus der "Call of Duty"-Reihe versetzen den Spieler dagegen in Schlachtenszenarien der jüngeren Geschichte. Als konkurriert "Call of Duty" dabei mit Spielen wie "Crysis" des deutschen Entwicklers Crytek, dem schon etwas älteren "Medal of Honor" von Electronic Arts oder auch "Halo Reach" von Bungie, das Mitte September auf den deutschen Markt kommt.

Motor des digitalen Fortschritts

Die genannten Titel stellen an Grafikkarten und Prozessoren hohe Anforderungen. Neuerscheinungen aus diesem Genre sorgen daher auch im PC-Markt regelmäßig für positive Impulse. Daneben zählen die zum Teil in epischer Breite inszenierten Spiele zu den wichtigsten Verkaufsargumenten für Spielekonsolen wie die Xbox360 von Microsoft oder die Playstation 3 von Sony. Entwickelt sich ein Spiel zum Erfolg, bieten sich Entwicklern, Herstellern und Vermarktern beeindruckende Potenziale. Nach Angaben von Vivendi legte zum Beispiel das neue Strategiespiel "StarCraft II: Wings of Liberty" einen erstklassigen Auftakt im Handel hin.

"In ferner Zukunft, in den dunkelsten Weiten des Universums ..." - Starcraft II bietet puren Eskapismus.

"In ferner Zukunft, in den dunkelsten Weiten des Universums ..." - Starcraft II bietet puren Eskapismus.

(Foto: www.blizzard.com)

In den ersten 48 Stunden nach Verkaufsstart sei das Spiel mehr als 1,5 Mio. Mal verkauft worden - dies sei weltweiter Rekord für ein Strategiespiel, teilte der Pariser Konzern mit. Der Verkaufspreis für diesen Titel liegt im deutschen Handel bei rund 50 Euro. Vivendi kommt damit theoretisch auf einen Umsatz von rund 75 Mio. Euro - binnen zweier Tage, und das mit einem einzigen Titel. Nach dem ersten Monat verbuchte der StarCraft-Entwickler Blizzard mehr als drei Millionen verkaufte Exempkare.

Hinsichtlich der von Vivendi genannten Rekordmarke verweisen Internetquellen allerdings auf den Verkaufsstart der WoW-Erweiterung "Wrath of the Lich King" mit 2,8 Mio. verkauften Exemplaren binnen 48 Stunden. Die Einnahmen liegen dabei in der Regel deutlich über den Verkaufszahlen. Denn für Sondereditionen aus beliebten Spielereihen zahlen Sammler und Fans im deutschen Markt zwischen 80 und 130 Euro. Wie in der Branche mittlerweile üblich, dürften auch die zahlreichen Merchandise-Produkte rund um die jüngsten Ausgabe von "WoW" und "Call of Duty" auf rege Nachfrage stoßen.

Vivendi gewinnt fast 1,3 Mrd. Euro

Abgesehen von diesen Rechenbeispielen aus dem Games-Segement steuerten allerdings auch die Standbeine in der Telekommunikation positive Zahlen zur Vivendi-Halbjahresbilanz bei. Nach Unternehmensangaben stieg der Gewinn insgesamt um 6,6 Prozent auf 1,27 Mrd. Euro. Um Sondereinflüsse bereinigt lag er bei 1,53 Mrd. Euro, was einem Plus von 4 Prozent entspricht.

Gut lief es bei dem französischen Telekombetreiber SFR, der zu 56 Prozent zu Vivendi gehört: Das Unternehmen ließ die Konkurrenten France Telecom und Iliad bei den Neukunden hinter sich und verdiente mehr als erwartet.

Auch der jüngste Zukauf, der brasilianische Telefonnetzbetreiber GVT, entwickelte sich positiv: "GVT ist in diesem Jahr und in Zukunft ein Wachstumstreiber", sagte Levy. Die Ziele würden auch bei dem brasilianischen Unternehmen, dem Festnetz- und Breitbandgeschäft von SFR sowie Activision angehoben, sagte der Konzernchef. Activision und Maroc Telecom hatten bereits zuvor ihre Geschäftszahlen für das zweite Quartal vorgelegt.

Musikbranche verliert den Anschluss

Weiter schlecht läuft dagegen das Geschäft bei der Tochter Universal Music. Die positive Entwicklung beim Verkauf von Digitalversionen im Internet kann die rückläufige Nachfrage nach CDs nicht ausgleichen. Der Umsatz in dieser Sparte ging um 5,4 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro zurück, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) brach sogar um knapp 25 Prozent ein. Zu den erfolgreichsten Universal-Künstlern gehörten im ersten Halbjahr "Lady Gaga", die "Black Eyed Peas" und "Eminem".

Wegen der insgesamt guten Zahlen aus den ersten sechs Monaten erhöhte Vivendi seine Prognose für das Gesamtjahr: Der französische Konzern erwartet nun auch einen höheren bereinigten Gewinn als im Vorjahr und will für 2010 eine Dividende pro Aktie von 1,40 Euro zahlen. Bislang war Vivendi nur von einer leichten Steigerung des bereinigten Ebita ausgegangen.

Verhandlungen mit Vodafone

Analysten zufolge könnten die jüngsten Daten und die angehobene Prognose eine Unterstützung für die Vivendi-Aktien darstellen, die den Konkurrenten im Medien- und Telekomgeschäft hinterherhinken und in diesem Jahr allein um 12,5 Prozent gesunken sind.

Dabei spiele aber auch eine Rolle, dass Vivendi bei einigen seiner Beteiligungen nicht die gesamten Aktien hält, wie etwa bei SFR. Das führt zu einem Abschlag auf die Papiere. Levy bekräftigte das Interesse seines Unternehmens, dem britischen Rivalen Vodafone den restlichen Anteil an SFR abzukaufen.

An den europäischen Börsen zogen Medienwerte im Fahrwasser der Vivendi-Aktie an. "Investoren sind doch von der Stärke der zyklischen Erholung überrascht", sagte ein Händler. "In Medien waren die meisten daher völlig untergewichtet".

Auslöser seien am Berichtstag die guten Zahlen von Vivendi, jedoch hätten in den vergangenen Wochen auch , die Werbeunternehmes-Holding WPP und zuversichtliche Stimmung verbreitet.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/DJ/dpa/rts

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