Wirtschaft

Neuer Anlauf für Milliarden-Geschäft Vodafone und Verizon prüfen Scheidung

Verizon will Vodafone aus der gemeinsamen Tochter mit Vodafone rauskaufen.

Verizon will Vodafone aus der gemeinsamen Tochter mit Vodafone rauskaufen.

(Foto: REUTERS)

Der britische Telekom-Riese Vodafone will sein US-Mobilgeschäft aufgeben. Partner Verizon soll das gemeinsame Joint-Venture komplett übernehmen. Das Geschäft ist bis zu 130 Milliarden Dollar schwer. Im Gegenzug stärken die Briten ihre Stellung in Europa. Eine Einigung könnte ein jahrelanges Ringen der beiden Konzerne miteinander beenden.

Der britische Telekom-Riese Vodafone will sein US-Geschäft abtreten. Dazu führt der Konzern Gespräche mit Verizon Communications über das gemeinsame Mobilfunk-Joint-Venture Verizon Wireless., wie die Briten mitteilten und damit entsprechende Berichte bestätigten. Damit bahnt sich in der Branche ein Mega-Deal an. Dieser dürfte auch die Marktmacht Vodafones in Deutschland beeinflussen. Für den 45-prozentigen Anteil Vodafones bietet die zweitgrößte US-Telefongesellschaft, Verizon Insidern zufolge rund 130 Milliarden US-Dollar. Das Geschäft könnte schon am Montag offiziell verkündet werden.

Beide betreiben seit mehr als einem Jahrzehnt gemeinsam das erfolgreiche Mobilfunkunternehmen. Im Gegenzug für die geplante Komplettübernahme werde Verizon umgekehrt Vodafone seinen 23-prozentigen Anteil an Vodafone Italia im Wert von rund vier Milliarden Euro zurückgeben, hieß es laut den Insidern. Seit Jahren versuchten die beiden Konzerne ihr Verhältnis zu klären: Der US-Konzern sucht seit Jahren nach Wegen, um die 1999 gestartete Liaison mit den Briten zu lösen und die komplette Kontrolle über das hochprofitable Geschäft zu erlangen. Auch ein vollständiger Zusammenschluss sei schon diskutiert worden.

Annäherung bei Preis-Frage?

Bislang haben sich die Geschäftspartner bei dem Deal nie über den Preis einigen können. Noch Anfang des Jahres lagen beide nach Auskunft von Insidern weit auseinander: Verizon habe damals rund 100 Milliarden Dollar zahlen wollen, während den Vodafone-Managern eher ein Preis um 130 Milliarden Dollar vorgeschwebt habe. Offenbar haben die Briten ihre Vorstellungen nun stärker geltend machen können.

Laut Informanten will Verizon für den Anteil mit einer Mischung aus Aktienvermögen und Bargeld zahlen. Um die Bargeld-Komponente finanzieren zu können, würde sich der Konzern möglicherweise 50 Milliarden Dollar oder sogar mehr leihen, sagen die Insider. Verizon spreche bereits mit Banken über die nötigen Milliardenkredite.

Bisher dürften sich Vodafone und seine Aktionäre auch deshalb gegen einen Verkauf ihres Joint-Venture-Anteils gesträubt haben, weil der Konzern damit in ihren Augen ein Stück seines wertvollsten Vermögens loswerden würde und den krisengeschüttelten Märkten in Europa dann noch stärker ausgesetzt wäre.

Wettbewerb in den USA verschärft sich

Mit unternehmerischen Coups hat sich Vodafone in den 1990er-Jahren und im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends in ein multinationales Mobilfunkimperium verwandelt. Ein wegweisendes Geschäft war 2000 die Großübernahme des deutschen Mannesmann-Konzerns, die 181 Milliarden Dollar kostete und als die größte Telekom-Fusion aller Zeiten in die Geschichte einging.

Seitdem hat sich der Mobilfunkmarkt rasant gewandelt - vor allem in den USA. Dort dominierten lange die Konzerne Verizon Wireless und sein Rivale AT&T. Seit einigen Monaten aber zeichnet sich ab, dass auch kleinere Wettbewerber wie Sprint und T-Mobile USA zu ernsthaften Konkurrenten werden dürften.

Vodafone erweitert Geschäft

Dieser verschärfte Branchenwettbewerb könnte den Wert von Verizon Wireless mit seinen 100 Millionen Kunden schmälern. Deshalb dürfte Vodafone großes Interesse daran haben, seinen Joint-Venture-Anteil jetzt zu verkaufen und einen guten Preis herauszuschlagen. Verizons Aktienkurs ist seit dem letzten Höchststand bei 54 Dollar im April um fast 14 Prozent gefallen und schloss am Mittwoch im US-Handel schwächer bei 46,45 Dollar. An der Börse ist Verizon Wireless rund 133 Milliarden Dollar wert.

Vodafone hatte im Juni knapp zehn Milliarden Dollar geboten, um die Kontrolle über den größten deutschen Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland Holding zu erlangen. Vodafone will das Geschäft nach eigenen Angaben bis Ende des Jahres abgewickelt haben.

Mit der Übernahme versucht Vodafone, seine Produktpalette über den Mobilfunkdienst hinaus zu erweitern, denn dieser wirft in Europa - vor allem in den südeuropäischen Ländern - zunehmend weniger Erträge ab.  Die Kabel-Übernahme wird Vodafones Angebot im Schlüsselmarkt Deutschland erweitern und könnte im Zuge der weltweiten Konsolidierung der Telekommunikationsbranche ähnliche Vorstöße in anderen europäischen Ländern nach sich ziehen.

Vodafone-Papiere verteuern sich kräftig

Am Markt riss die Nachricht die Vodafone-Papiere in die Höhe. Der Titel verteuerte sich im frühen Handel um mehr als neun Prozent und erreicht den höchsten Stand seit zwölf Jahren. Und auch für die Deutsche Telekom sei das aufgewärmte Interesse von Vodafone an einem Verkauf von Verizon Wireless positiv, hieß es. Der Titel legt im frühen Handel 1,5 Prozent zu.

"Das hält die Übernahmefantasie im Sektor lebendig", sagt ein Händler. Zudem sei es gut für T-Mobile US und damit auch die Mutter Deutsche Telekom: "Sobald es hier zu guten, bezahlten Preisen kommt, dürften auch Multiples und damit die Bewertung von T-Mobile US steigen."

Auffallend sei, dass große Positionen in Optionen auf die Telekom am Vortag an der Eurex umgesetzt wurden. "Die Positionierung in weit-aus-dem-Geld liegenden Calls und Puts zeigt, dass jemand auf eine größere Bewegung in der Telekom setzt", sagt ein Eurex-Händler. Dies müsse nicht unbedingt im Zusammenhang mit der Verizon-Geschichte stehen, sei aber auffallend. Zudem gebe es Spekulationen, die EU knicke bei der geplanten Einschränkung der Roaming-Gebühren wie erwartet ein: "Auch das wäre ein Kurstreiber für alle europäischen Mobilfunker."

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/dpa/rts

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