Wirtschaft

Weltgrößter Mobilfunker verkauft komplettes US-Geschäft Vodafone wird deutlich kleiner

Vodafone verkleiert sich - und bekommt eine große Stange Geld dafür.

Vodafone verkleiert sich - und bekommt eine große Stange Geld dafür.

(Foto: REUTERS)

Mit großen Deals kennt sich Vodafone aus: Im Jahr 2000 zahlen die Briten für den deutschen Mobilfunker Mannesmann 203 Milliarden Dollar. Nun verkaufen sie ihr US-Geschäft an Verizon für 130 Milliarden Dollar. Während die Anleger zufrieden scheinen, fragen sich Analysten, was der Konzern mit dem Geld macht.

Es ist offiziell: Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone verkauft seine Beteiligung am US-Mobilfunkriesen Verizon Wireless und streicht dafür 130 Milliarden Dollar ein. Der Anteil von 45 Prozent geht an den Mutterkonzern Verizon, wie dieser mitteilte. Der Deal, dem die Wettbewerbsbehörden noch zustimmen müssen, wäre damit einer der größten der Wirtschaftsgeschichte. Das Geschäft soll im 1. Quartal 2014 abgeschlossen sein. Zahlen will Verizon teils in bar, teils in Aktien.

Verizon Wireless ist der größte Mobilfunkbetreiber in den USA mit 100,1 Millionen Kunden und 73.400 Beschäftigten. Firmensitz ist Basking Ridge im Bundesstaat New Jersey. Der Umsatz belief sich nach Konzernangaben 2012 auf 75,9 Milliarden Dollar.

Anleger zufrieden

An der Börse legten Papiere der britischen Vodafone um weitere 4 Prozent zu auf den höchsten Stand seit gut zwölf Jahren. Seit Bekanntwerden der Verkaufspläne Mitte vergangener Woche haben die Papiere des weltgrößten Mobilfunk-Konzerns damit 14 Prozent zugelegt.

Dauerstreit ist beendet

Am Sonntagabend hatte Vodafone bestätigt, mit Verizon in fortgeschrittenen Verhandlungen zu sein. Verizon versucht seit Jahren, die um die Jahrtausendwende gestartete Liaison mit den Briten zu lösen und die komplette Kontrolle über das hochprofitable Geschäft zu erlangen. Vodafone wollte immer mehr Mitsprache bei Verizon Wireless und Zugriff auf die vollen Kassen des größten US-Mobilfunkanbieters.

Verizon lehnte das ab, es gab einen Dauerstreit. So musste Vodafone Verizon jahrelang beknien, bevor Dividenden ausgeschüttet wurden. Zuletzt kam mehr als die Hälfte des operativen Gewinns bei Vodafone von Verizon Wireless. Vodafone konnte daher Dividenden in Milliardenhöhe an seine Aktionäre zahlen, obwohl die Geschäfte des Konzerns in Europa stark unter Druck standen.

Mannesmann-Deal war größer

Der nun eingeleitete US-Ausstieg verändert Vodafones Konturen deutlich. Es entsteht ein kleinerer Konzern, der weniger gewinnträchtig und abhängiger von seinem Kerngeschäft in Europa ist. In den vergangenen 20 Jahren war Vodafone auf Einkaufstour und hatte sich Standbeine in rund 30 Ländern auf verschiedenen Kontinenten aufgebaut. Dabei stemmte Vodafone auch die teuerste Übernahme der Industriegeschichte: Auf dem Höhepunkt der New Economy im Jahr 2000 zahlte der Konzern für den deutschen Mobilfunker Mannesmann 203 Milliarden Dollar. Die jetzt absehbare Verschlankung hat bereits zu Spekulationen geführt, der britische Konzern könne nun selbst zum Übernahmeziel werden.

Wichtige Vodafone-Großaktionäre sind sich nicht einig, was Vodafone mit dem Geld am besten machen sollte. Zur Auswahl stehen unter anderem neue Zukäufe, eine Senkung der Schulden, der Rückkauf eigener Aktien und Investitionen in die Funk-Netze. Der Abschied aus den USA sei nur dann klug, wenn danach etwas Sinnvolles gemacht werde, sagt ein Fondsmanager, der namentlich nicht genannt werden wollte. "Das Worst-Case-Szenario wäre, wenn Vodafone das Geld nehmen und alles an die Aktionäre zurückgeben würde. Übrig bliebe dann ein merkwürdiges Unternehmen, das nicht vorankommt."

Vodafone könnte mit dem Geld aus dem Verkauf seine Expansion in Europa vorantreiben. Für Kabel Deutschland haben die Briten gerade 7,7 Milliarden Euro geboten.

Quelle: ntv.de, rts/DJ/dpa

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