"Stück für Stück" Volkswagen bastelt Lkw-Allianz
22.04.2010, 13:55 UhrDer Wolfsburger Konzern will die beiden Brummie-Bauer Scania und MAN behutsam zur Zusammenarbeit führen. Auf längere Sicht sollen sich dadurch im Nutzfahrzeuggeschäft erheblich Synergien ergeben.

Vorstandschef Martin Winterkorn spricht auf der Hauptversammlung in Hamburg zu den Akionären.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Wolfsburger Volkswagen-Konzern will die angestrebte Lkw-Allianz behutsam angehen. Vorstandschef Martin Winterkorn machte auf der Hauptversammlung in Hamburg deutlich, dass die beiden Lastwagenbauer Scania und MAN Möglichkeiten zur Zusammenarbeit im Bereich Entwicklung und bei Komponenten "Stück für Stück" realisieren sollen.
"Mittelfristig ergeben sich durch eine engere Kooperation erhebliche Synergien, die alle beteiligten Partner nutzen werden", fügte Winterkorn hinzu. Die beiden Unternehmen hatten bereits vor einigen Jahren erste Projekte für eine Kooperation bei Achsen und Getrieben in Angriff genommen. Diese wurden nach Informationen aus Konzernkreisen aber nicht weiterverfolgt.
Bündnis ist keine Zwangsjacke
Mit seinen Aussagen machte Winterkorn abermals deutlich, dass Volkswagen die Selbstständigkeit der Lkw-Marken wahren und sie nicht in einen Bund zwingen will. Der mächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech hatte die von ihm schon länger angestrebte Allianz jüngst ganz oben auf die Agenda gesetzt. Ihm hatte zunächst ein Dreierbund vorgeschwebt, in den VW auch sein Geschäft mit Stadtlieferwagen, Transportern und Freizeitfahrzeugen einbringen sollte. Aus Konzernkreisen verlautete jüngst, dass eine solche Dreierallianz nicht mehr geplant ist, da es kaum Überschneidungen beim Bau von schweren Lastwagen und den meist auf Pkw-Modellen basierenden Lieferwagen gibt.
Volkswagen hält derzeit einen Stimmrechtsanteil von knapp 30 Prozent an MAN sowie von über 70 Prozent an Scania. Der schwedische Lkw-Bauer gehört bereits als neunte Marke zum VW-Konzern. MAN seinerseits ist mit über 17 Prozent an Scania beteiligt.
Piech will sein Lebenswerk krönen
VW-Patriarch Piech strebt einen Megakonzern an, der von Kleinwagen und Motorrädern über Kompaktwagen wie den Golf, Oberklasseautos der Marke Audi und PS-starken Sportwagen bis hin zu Schwerlastern alles anbietet, was rollt. Nachdem die Eingliederung von Porsche auf den Weg gebracht und VW zudem beim japanischen Kleinwagenspezialisten Suzuki eingestiegen ist, will der Porsche-Enkel mit dem Lkw-Bund nun sein Lebenswerk abrunden.
Volkswagen will Toyota bis 2018 als Weltmarktführer ablösen und den japanischen Autohersteller auch in punkto Profitabilität in den Schatten stellen. Im ersten Quartal 2010 schaffte der Wolfsburger Konzern einen überraschenden Gewinnsprung. Das operative Ergebnis verdreifachte sich nahezu auf 848 Mio. Euro. Unter dem Strich verdoppelte sich der Überschuss auf 473 Mio. Euro.
Die Aktionäre sollen den Vorstand auf der Hauptversammlung zur Ausgabe einer Wandelschuldverschreibung von bis zu fünf Mrd. Euro ermächtigen. Mit Hussain Ali Al-Abdulla soll zudem ein Vertreter von Großaktionär Katar in den Aufsichtsrat gewählt werden. Der Golfstaat ist mit 17 Prozent der Stimmrechte drittgrößter VW-Eigner nach dem Land Niedersachsen (20 Prozent) und der Porsche Holding SE (51 Prozent).
Quelle: ntv.de, rts