Spotanalyse Volkswirte zum ZEW-Index
15.06.2010, 12:24 Uhr
Die Konjunkturlage trübt sich wieder ein.
(Foto: dpa)
Die Schuldenkrise in Europa dämpft den Konjunkturoptimismus der Börsenprofis deutlich. Das ZEW-Barometer für die Aussichten in den kommenden sechs Monaten sank im Juni auf 28,7 Punkte von 45,8 Zählern im Vormonat. Das teilte das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter Anlegern und Analysten mit. Experten hatten mit einem Rückgang auf 42,0 Punkte gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen:
Alexander Koch, Unicredit
"Der Wert ist deutlich stärker gesunken als erwartet. Es war nun schon der achte Rückgang in neun Monaten - es ist unzweifelhaft, dass sich die Konjunktur in Richtung Jahresende abschwächen wird. Die Aussichten für das Frühjahr und den Sommer sind deutlich besser. Das wird auch durch den Lage-Indikator des ZEW bestätigt. Trotz des starken Rückgangs halten sich die Erwartungen aber besser als in der Euro-Zone insgesamt. Wir bleiben beim Niveau über dem langjährigen Durchschnitt. Man kann bei weitem nicht sagen, dass wir in die Rezession zurückfallen. Auch für kommendes Jahr ist Wachstum in Sicht."
Glenn Marci, DZ Bank
"Wir hätten bei weitem nicht mit so einem starken Rückgang gerechnet. Das aktuelle Umfeld hat sich doch stark auf die Meinung an den Finanzmärkten ausgewirkt, insbesondere auf das Sentiment. Das hat mit der Staatenkrise und den Sorgen um die Euro-Zone zu tun, dass der Rettungsschirm vielleicht doch nicht ausreicht oder nicht von den Märkten ernst genommen wird. Die Spekulationen über Spanien haben definitiv eine Rolle gespielt. Wenn klar ist, dass das Land in den nächsten Wochen und Monaten keine dramatischen Probleme bei der Refinanzierung bekommen wird, werden sich die Finanzmärkte beruhigen. Ich sehe es aber weniger als Maß für Sorgen über die Realwirtschaft."
Stefan Mützke, Helaba
"Der Einbruch ist deutlich stärker als erwartet. Wir waren eigentlich davon ausgegangen, dass die Euro-Krise schon in den Werten steckt - das war wohl nicht der Fall. Vor allem die Unsicherheit über die weitere Entwicklung spiegelt sich in den Zahlen wider. Die Börsenprofis haben aber die positiven Effekte der Krise außer Acht gelassen. Die Exportwirtschaft in der gesamten Euro-Zone profitiert vom schwachen Euro, insbesondere Deutschland."
Quelle: ntv.de, rts