Wirtschaft

Ökonomen-Barometer Wachstum auch 2013 nur moderat

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(Foto: dpa)

Trotz eines zu befürchtenden frostigen Jahresauftakts rechnen Volkswirte in Deutschland auf Jahressicht mit einem stabilen Zuwachs für die Wirtschaft. Ihre Erwartungen trüben sich jedoch auch im Dezember weiter ein, wie das aktuelle Ökonomen-Barometer zeigt.

Die deutsche Wirtschaft dürfte nach Einschätzung der führenden deutschen Volkswirte auch im kommenden Jahr moderat wachsen. Das geht aus dem aktuellen Ökonomen-Barometer von n-tv und Euro am Sonntag hervor. Danach prognostizieren die Volkswirte für 2013 im Schnitt ein Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent. Der Wert entspräche exakt der für 2012 absehbaren Wachstumsrate.

Nach einem guten Start hatte die deutsche Wirtschaft im Jahresverlauf wegen der Eurokrise deutlich an Schwung verloren. Zwischen Oktober und Dezember rechnen viele Auguren inzwischen allenfalls mit Stagnation, einige sogar mit einem leichten Minus.

Angesichts dessen haben mehrere Institute ihren Ausblick für 2012 und 2013 bereits deutlich gesenkt. So rechnet das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) für 2013 nur noch mit einem mageren Plus von 0,3 Prozent. Im Sommer hatten die RWI-Ökonomen für das kommende Jahr noch einen Zuwachs von 2,0 Prozent vorhergesagt. Auch beim Münchner Ifo-Institut ist die Vorsicht gestiegen. Erst am Donnerstag hatten die Experten ihre Vorhersage für 2013 auf 0,7 Prozent nahezu halbiert.

Der stellvertretende Chefvolkswirt von Sal. Oppenheim, Frank Hübner, sagte zum Ausblick für 2013, nach einer Schwächephase erwarte man "im zweiten Halbjahr eine moderate Erholung". Wachstumstreiber sei der Export, die Binnennachfrage bleibe stabil. Deutlich skeptischer zeigte sich dagegen Prof. Wilfried Fuhrmann (Uni Potsdam). Er befürchtet 2013 eine "Krise des realen Sektors, trotz Wahlkampfgeschenken — mit sinkender Auslandsnachfrage, Problemen bei einigen Großen wie Mercedes, Ford, Opel, Siemens, Thyssen oder Telekom sowie steigenden Energiekosten".

Robuster Arbeitsmarkt

Das erwartete moderate Wachstum und die unlängst verlängerte Kurzarbeiterregelung dürften nach Einschätzung der Experten im kommenden Jahr auch für einen robusten Arbeitsmarkt sorgen. Insgesamt rechnen die Ökonomen für 2013 mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenzahl von 2,87 Millionen. Dies wären lediglich rund 120 000 mehr als im laufenden Jahr.

Der ehemalige Vorsitzende des Sachverständigenrats, Prof. Juergen B. Donges, sagte, die Konjunkturabkühlung schlage durch, "obwohl dank der Verlängerung der Kurzarbeiterregelung der Anstieg der registrierten Arbeitslosigkeit moderat bleiben dürfte". Ähnlich äußerte sich Prof. Friedrich Breyer (Uni -Konstanz). Die Firmen würden versuchen, "Entlassungen zu vermeiden und durch Kurzarbeit abzufedern, um ihre qualifizierte Belegschaft zu halten".

Weiteres Geld für Griechenland

Unterdessen geben die Ökonomen für Griechenland trotz neuerlicher Milliardenhilfen weiterhin keine Entwarnung. "Die Gesamtverschuldung ist für die erzielbaren Steuereinnahmen nach wie vor zu hoch", sagte Prof. Thomas Gries (Uni Paderborn). Auch Prof. Gabriel Felbermayr (Ludwig-Maximilians-Universität München) zeigte sich pessimistisch: Griechenland könne sich langfristig nicht "auf dem privaten Kapitalmarkt finanzieren, zumindest solange es im Euroraum bleibt und nicht nominal abwerten kann".

Daneben monierten mehrere Volkswirte, die jüngsten Finanzhilfen seien lediglich verabschiedet worden, um Zeit zu gewinnen, aus deutscher Sicht bis zur Bundestagswahl im Herbst 2013, erklärte etwa Prof. Helmut Wagner (Fern-Uni Hagen). Die Finanzminister der Eurozone hatten am Donnerstag nach Griechenlands erfolgreichem Anleiherückkauf grünes Licht für ein weiteres Hilfspaket im Volumen von 49,1 Mrd. Euro gegeben. Allein im Dezember sollen 34,3 Mrd. Euro nach Athen fließen. Dazu steht noch eine weitere Zahlung des IWF aus.

Für das Ökonomen-Barometer wurden Volkswirte in Banken, Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsverbänden befragt.

Für das Ökonomen-Barometer wurden Volkswirte in Banken, Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsverbänden befragt.

Allerdings dürften dies wohl kaum die letzten Hellas-Hilfen gewesen sein, glauben die Ökonomen. So sehen die Volkswirte die Wahrscheinlichkeit für weitere Zahlungen bei 83 Prozent. Immerhin bessert sich die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in Griechenland. Gut ein Viertel der Experten erwartet die Trendwende in Griechenland bis 2014. Bis 2015 erwarten sogar 65 Prozent der Experten wieder Wachstum (siehe Seite 16/17).

Unterdessen ist das Ökonomen-Barometer im Dezember weiter unter Druck geblieben. Der Prognosewert für die erwartete Entwicklung auf Sicht von zwölf Monaten sank um gut vier  Prozent auf 42 Punkte. Die Einschätzung der aktuellen Lage fiel um sechs Prozent auf 47 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit August 2008. Mit Blick auf das aktuell schwache vierte Quartal ist das indes keine Überraschung.

Quelle: ntv.de

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