Wirtschaft

Szenarien für Osteuropa Währungskrise in Lettland

Die Währungskrise in Lettland spitzt sich zu und schürt Sorgen vor einem Übergreifen auf andere Staaten Osteuropas. Was wären die Folgen einer Abwertung der Landeswährung Lat?

Die mögliche Abwertung der Landeswährung Lat entscheidet maßgeblich über weitere Konsequenzen.

Die mögliche Abwertung der Landeswährung Lat entscheidet maßgeblich über weitere Konsequenzen.

(Foto: REUTERS)

Die Währungskrise in Lettland hat sich in dieser Woche zugespitzt. Nachdem eine Emission von Staatsanleihen gescheitert ist, kämpft die Regierung derzeit gegen eine Abwertung der Landeswährung Lat zum Euro. Sie intervenierte bereits mehrmals am Devisenmarkt. Viele Bürger des Landes haben sich vor der Finanzkrise in der Gemeinschaftswährung verschuldet und drohen bei einer Verteuerung des Euro in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten. Die Verschärfung der Krise in Lettland schürte Sorgen vor einem Übergreifen auf andere Staaten Osteuropas. Einige Szenarien für die weitere Entwicklung in Lettland.

Lettland behält den Kurs bei

Das Land will den Lat nicht abwerten, um die Wirtschaft aufrecht zu erhalten und den Letten zu ermöglichen, ihre Kredite zu den selben Wechselkursen zurückzuzahlen zu denen sie sie aufgenommen haben. Das würde schwedischen Banken wie der Swedbank zu Wachstumsraten von zehn Prozent verhelfen. Schwedische Banken gehören zu den wichtigsten Kreditgebern in Lettland.

Andererseits sind damit deutliche Kürzungen der Staatsausgaben verbunden. Mit Kostenreduzierungen um die 40 Prozent will die Regierung die Inlandsnachfrage sowie Gehälter senken. Dadurch könnten die Verbindlichkeiten im Ausland abgedeckt und ein Bankrott des Staates vermieden werden. Allerdings könnte auch der Unmut in der Bevölkerung angestachelt werden, wenn der Staat seinen Pensionsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Der Aufruhr im Land war dieses Jahr bereits so stark wie seit dem Fall des Kommunismus nicht mehr.

Einigen Analysten zufolge könnte die Beibehaltung des Lat dazu führen, dass Lettland im internationalen Wettbewerb nicht mehr mithalten kann. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung könnte dieses Jahr 18 Prozent betragen. Dann könnte es das Land Jahre kosten, um wieder auf das Niveau von 2007 zu kommen.

Lettland wertet den Lat ab

Eine Abwertung des Lat würde Lettland eine wirtschaftliche Erholung vereinfachen. Die Rückzahlung ihrer Kredite würde für die Letten aber um einiges teurer. Zugleich würden die Kreditausfälle für die schwedischen Banken steigen. Glaubwürdige Schätzungen gingen von einer Abwertung um 25 Prozent aus, schreibt Analyst Neil Shearing von Capital Economics. Da fast 90 Prozent aller Kredite auf Euro lauteten, würde der Wert der Schulden und die Kosten dafür stark ansteigen. Zudem könnte der Kreditausfall schnell auf 25 Prozent steigen. Darüber hinaus, so Shearing, könnte die Sorgen über eine Abwertung schnell in Inflationsängste münden, da die Einfuhrpreise in Folge der Abwertung stiegen. Die Verbraucherpreise könnten im kommenden Jahr um zehn bis 15 Prozent steigen. Bei Beibehaltung des Kurses jedoch um fünf Prozent fallen.

Der Druck auf andere europäische Währungen könnte steigen.

Es bestehen Gefahren für die Aufnahme des EU-Landes in den Euro-Raum. Bei einer Abwertung des Lat von über 15 Prozent müsste Lettland das Aufnahmeverfahren erneut durchlaufen.

Es könnte zu einem Unsicherheitsfaktor für Hilfsprojekte des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Mittel- und Osteuropa werden. Der IWF haben dem EU-Land 2008 einen Notkredit über 7,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Allerdings wird ein Teil des Geldes seit März zurückgehalten, weil die lettische Regierung mit ihrer Haushaltskonsolidierung nicht schnell genug vorankommt.

Quelle: ntv.de, rts

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