Söhne bevorzugt Warum Chinesen sparen
01.07.2009, 12:35 Uhr
Neugeborene in einem Krankenhaus in Lanzhou.
(Foto: REUTERS)
Für die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise gibt es zweifellos viele Ursachen. Eine davon ist das Platzen der Immobilienblase in den USA, gerne wird diese mit der Sparwut in China begründet.
Die Gründe für die Entstehung dieser Blase sind zwar vielschichtig, doch ohne die sehr niedrigen Zinsen in den USA wäre es wohl nicht dazu gekommen. Vielfach wird das niedrige Zinsniveau auf Milliardensummen zurückgeführt, die von Ölsstaaten und Schwellenländern in den USA angelegt werden. Die Kapitalschwemme drückt die Zinsen, argumentieren beispielsweise US-Notenbankchef Ben Bernanke und sein Vorgänger Alan Greenspan.
Nun gut, damit mögen sie auch versuchen, die Niedrigzinspolitik der Fed zu verteidigen. Dennoch bleibt unbestritten: Sehr viel Geld fließt in die USA. Vor allem China spielt dabei eine große Rolle, verzeichnet das Land doch einen jahrelangen beeindruckenden Wirtschaftsboom. Der Wohlstand der Bevölkerung wächst. Zugleich nimmt die Sparquote kräftig zu, von 16 Prozent des verfügbaren Einkommens 1996 bis auf 30 Prozent im Jahre 2007. Die Rücklagen des Milliardenvolkes wollen angelegt werden. Beträchtliche Summen suchen liquide Märkte und werden häufig in den USA fündig, viel Geld wird in amerikanische Staatsanleihen investiert. Die hohe Nachfrage drückt die Zinsen.
Ein-Kind-Politik
Die Ökonomen Shang-Jin Wei und Xiaobo Zhang haben eine verblüffende Erklärung für die außerordentliche Sparwut der Chinesen. Hauptursache sei auch die Ein-Kind-Politik Pekings, die lange rigoros durchgesetzt wurde. Die Vorliebe von Eltern für Söhne führte dazu, dass es in China einen hohen Männerüberschuss gibt. In China werden weit mehr Jungen als Mädchen geboren. Die Konsequenz: 2005 gab es 30 Millionen mehr Männer im normalen Heiratsalter als Frauen. Tendenz steigend.
Immer mehr Männer werben also um immer weniger Frauen. Um die Chancen ihrer Söhne auf dem Heiratsmarkt zu erhöhen, beschränken Familien ihren Konsum und legen so viel Geld zurück wie möglich. Sie versuchen, mehr anzusparen als potenziell konkurrierende Familien. Je größer in einer Region der Männerüberschuss ist, umso größer die Sparqoute, so die Studie. Außerdem sparen Haushalte mit einem Sohn im Schnitt mehr Geld als Haushalte mit einer Tochter.
Wenn viele Familien so denken, führt das zu einem harten Wettbewerb. Diese "chinesische Hochzeitskosteninflation" sei für die Hälfte des Anstiegs der privaten Ersparnisse zwischen 1990 und 2007 verantwortlich, schreiben die Wissenschaftler in der Studie. Sie beschränken sich zwar auf China, doch ihre Beobachtungen lassen sich auf andere asiatische Länder übertragen. So gebe es in Korea, Taiwan, Singapur und Indien einen deutlichen Männerüberschuss - und überdurchschnittliche Sparquoten.
Quelle: ntv.de