Chinesische ICBC fällt ins zweite Glied zurück Wells Fargo ist größte Bank der Welt
24.07.2013, 13:40 Uhr
Wells Fargo profitiert ausgerechnet von der Erholung auf dem Häusermarkt.
(Foto: REUTERS)
Ein Nackenschlag für das aufwärts strebende China: Die nach Marktkapitalisierung größte Bank der Welt kommt ab sofort nicht mehr aus dem Land der Mitte, sondern wieder aus den USA. Wells Fargo überholt die ICBC. Branchenexperten können das erklären.
Die chinesische Industrie- und Handelsbank (ICBC) muss den Titel der größten Bank der Welt nach Marktkapitalisierung nach sechs Jahren an eine US-Bank zurückgeben. Die neue Nummer 1 aus der Finanzwelt ist Wells Fargo. Die New Yorker Börse beziffert den Wert der Bank mit Sitz in San Francisco mit 236 Mrd. US-Dollar (178 Mrd. US-Dollar); die ICBC wird nach chinesischen Angaben mit 223 Mrd. US-Dollar bewertet.
Ergattert hatte ICBC den Titel vor sechs Jahren, im Zuge der Finanzkrise, von der US-Bank Citigroup. In China wurde das Ereignis damals als Meilenstein auf Chinas Weg zur wirtschaftlichen Supermacht gefeiert und als Zeichen, dass die Banken in China besser aufgestellt sind, als die von der Subprime-Krise in den USA gebeutelten Häuser.
Ihren höchsten Börsenwert erzielte ICBC - dank des rasanten wirtschaftlichen Wachstums Chinas - im November 2007 mit 374 Mrd. US-Dollar. Inzwischen hat sich einiges geändert: Chinas Wirtschaftswachstum stockt und den Bankensektor plagt eine Geldklemme. Im zweiten Quartal dieses Jahres legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) "nur" noch um 7,5 Prozent zu, nach 7,9 Prozent im ersten Quartal. Im Gesamtjahr 2012 war das chinesische BIP um 7,8 Prozent gestiegen - das war der schlechteste Wert seit 13 Jahren.
Die Konjunktursignale aus den USA deuten derweil auf Erholung hin. Da die Zeiten der Niedrigzinspolitik möglicherweise schon bald beendet sind, laufen US-Bankaktien so gut, wie lange nicht. Die Berichtssaison des zweiten Quartals ist für alle großen amerikanischen Geldinstitute ausgesprochen positiv verlaufen. JP Morgan, Wells Fargo, Citigroup und Goldman Sachs haben allesamt Milliarden verdient. Wells Fargo profitierte in besonderem Maße von der Erholung auf dem Häusermarkt. Die Bank hat sich auf Privatkunden spezialisiert und gilt nach der Übernahme von Wachovia während der Finanzkrise als der größte Kreditgeber für Wohnimmobilien im Land.
Die Risikowahrnehmung habe sich geändert, stellen Fachleute fest: Während die US-Banken gesunden und die Sorgen nachlassen, nehmen die Sorgen um den Gesundheitszustand der chinesischen Banken zu - die einen verlassen den roten Bereich, die anderen treten in den Gefahrenbereich ein. Vor allem die Furcht vor dem weitgehend unregulierten chinesischen Schattenbankensystem wächst. Hier liegen die Einlagenzinsen meist deutlich höher als bei den staatlich regulierten Banken, weswegen die Chinesen ihr Geld oft bei Schattenbanken anlegen. Um die Zinsen zahlen zu können, müssen Banken in der Regel auch höhere Risiken eingehen. Kritiker erinnert die Lage bereits an den Hypotheken-Boom in den USA.
Quelle: ntv.de, ddi/AFP