"Signale einer Ansteckung" Weltbank-Chef warnt
19.09.2011, 18:04 Uhr
"Wir müssen jetzt sehr darauf achten, ob sich das weiter ausbreitet."
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Herbsttagung von IWF und Weltbank steht an. Die Themenlage ist "krisensicher" dank Eurozone und USA. Weltbank-Chef Zoellick sieht bereits Anzeichen für ein Übergreifen der Probleme auf andere Länder und Regionen.
Weltbank-Präsident Robert Zoellick hat vor einem Übergreifen der Krisen in der Eurozone und den USA auf Schwellen- und Entwicklungsländer gewarnt. Seit vergangenem Monat seien erste "Signale einer Ansteckung" zu sehen, beispielsweise auf den Anleihe- und Aktienmärkten, sagte er. "Wir müssen jetzt sehr darauf achten, ob sich das weiter ausbreitet", betonte er vor dem Jahrestreffen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds.
Besonders anfällig seien Staaten in Ost- und Südeuropa, wie etwa die Länder des Balkans wegen ihrer Nähe zur Eurozone. Viele Schwellenländer hätten inzwischen zudem weniger Spielraum in ihren Staatsfinanzen, um einen neuerlichen Abschwung abzufedern.
Der Weltbank-Präsident erneuerte seine Mahnung an die Eurozone, sich "einigen fundamentalen Fragen" zu stellen, beispielsweise was die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Mitglieder angeht. Vorige Woche hatte Zoellick im Kern erklärt, ohne abgestimmte Haushaltspolitik könne eine Währungsunion kaum funktionieren. Für die Amerikaner wiederum komme es darauf an, einen politischen Kompromiss zum Abbau des Defizits zu finden. Japan benötige wirtschaftliche und soziale Reformen.
Mit Blick auf die aktuelle Lage in Schwellenländern sagte der Weltbank-Chef, in Ostasien sei zu beobachten, wie die Verantwortlichen mit dem Umschwung von einer drohenden Konjunkturüberhitzung hin zum Risiko eines Nachfrageschwunds zu kämpfen hätten. Der Raum für Eingriffe mit Staatsgeld sei begrenzt: In mehr als 40 Prozent der aufstrebenden Länder sei das Defizit bereits auf mehr als 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen.
Weltbank und IWF kommen an diesem Wochenende zu ihrer Herbsttagung zusammen. Dabei wird es vor allem um die Schuldenkrisen in der Eurozone, Amerikas schwache Konjunktur und Schuldenberge sowie die damit verbundenen Gefahren für die Weltwirtschaft gehen.
Quelle: ntv.de, dpa