Wirtschaft

Wirtschaftspionier der Nachkriegszeit Werner Otto gestorben

Die Unternehmerlegende Werner Otto ist tot. Der Pionier stirbt im Alter von 102 Jahren im Kreis seiner Familie. Otto gehörte zu den Symbolen des Wirtschaftswunders - der Otto-Konzern ist so alt wie die Bundesrepublik. Sein erster Katalog ist im Bonner Haus der Geschichte zu sehen.

Werner Otto starb am 21. Dezember.

Werner Otto starb am 21. Dezember.

(Foto: picture alliance / dpa)

Werner Otto, der Gründer der Hamburger Otto Group, ist tot. Er starb bereits am vergangenen Mittwoch im Alter von 102 Jahren im Kreis seiner Familie in Berlin, teilte der Konzern mit. Der Unternehmer hatte den Otto-Versand 1949 in Hamburg gegründet und bis Mitte der 60er Jahre zu einem der führenden Unternehmen der Branche ausgebaut.

Sein ältester Sohn Michael formte die Otto Group ab den 80er Jahren zu einem Weltkonzern. Der Unternehmensgründer baute völlig unabhängig davon mit der ECE ein zweites Erfolgsunternehmen auf, heute die führende Entwicklungs- und Managementgesellschaft für Einkaufscenter in Europa. Sie wird von seinem jüngsten Sohn Alexander geleitet.

Werner Otto wurde im August 1909 im brandenburgischen Seelow als Sohn eines Kaufmanns geboren. Er wollte eigentlich Schriftsteller werden, absolvierte dann aber zunächst eine kaufmännische Lehre. Anschließend machte er sich mit einem Einzelhandelsgeschäft in Stettin selbstständig.

Versand-Imperium aufgebaut

Nach dem zweiten Weltkrieg kam er als Flüchtling mit seiner Familie nach Hamburg. Dort gründete er zunächst eine Schuhfabrik. "Als dann die Zonengrenzen aufgehoben wurden und aus den traditionell in Südwestdeutschland beheimateten Schuhfabriken gut gearbeitete Ware auf den Markt kam, war meine Schuhfabrik ohne Fachleute nicht existenzfähig. Deshalb habe ich sie geschlossen. Mir blieben immerhin 6000 Mark und die Fabrikhallen", wird Otto auf der Konzern-Website zitiert. Er beschloss, Schuhe zu verkaufen, die andere produzierten.

Der erste Katalog von 1950, handgebundene 300 Exemplare mit 14 Seiten und eigenhändig eingeklebten Fotos, ist heute im Haus der Geschichte in Bonn zu sehen. Otto erinnerte sich lebhaft daran. "1950 gab es ein paar hundert Versandhandelsfirmen; davon war mindestens die Hälfte größer als mein Betrieb." Sie sind entweder verschwunden oder gehören mittlerweile zum Otto-Imperium. Heute hat die Otto Group mehr als 49.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von rund 11 Mrd. Euro.

"Wer statisch denkt und aus Angst vor Fehlern keinen Schritt nach vorn wagt, der sollte kein Unternehmer werden", lautete seine Überzeugung. In den 50er Jahren verdoppelte sich der Umsatz seines Versandhandels in manchen Jahren; die Konsumwelle nach den Entbehrungen der Nachkriegszeit war der Motor des raschen Wachstums. Strategisch setzte Otto mehr auf die Qualität der Waren als auf niedrige Preise und erschloss so neue Käuferschichten.

Otto engagierte sich vielfach für soziale und kulturelle Projekte. Für seine Leistungen als Unternehmer und Mäzen ist Otto, den Bundeskanzlerin Angela Merkel einen "Titan der Marktwirtschaft" nannte, vielfach ausgezeichnet worden.

Quelle: ntv.de, jga/dpa

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