Wirtschaft

Geld und Absprachen Wie der IWF seinen Chef bestimmt

Christine Lagarde: Übernimmt sie den IWF-Chefposten?

Christine Lagarde: Übernimmt sie den IWF-Chefposten?

(Foto: REUTERS)

187 Mitgliedsländer zahlen an den IWF. Je höher der Kapitalanteil ist, desto größer ist auch der Einfluss - vor allem bei der Ernennung des Direktors. Aber es gibt auch informelle Absprachen.

Die USA haben sich für die Französin Christine Lagarde als neue Chefin des Internationalen Währungsfonds ausgesprochen. Der bisherige IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn war zurückgetreten, weil ihm in den USA versuchte Vergewaltigung vorgeworfen wird. Im Folgenden einige Informationen, wie der Internationale Währungsfonds (IWF) geleitet wird und wie die Stimmrechte im Fonds geregelt sind.

Kapitalanteil wichtig

Das Kapital des IWF stellen die 187 Mitgliedsländer. Jedem Staat wird ein Kapitalanteil (Quote) zugeordnet. Je höher die Quote, desto mehr muss das Land einzahlen. Damit verbunden sind aber auch Stimmrechte. So haben die USA einen Stimmanteil von 16,7 Prozent, Japan von 6,25 Prozent und Deutschland von 5,8 Prozent. Europa zusammen kommt auf gut 40 Prozent. Zentrale Beschlüsse im IWF müssen mit einer Mehrheit von 85 Prozent getroffen werden. Die USA verfügen somit de facto über eine Sperrminorität. Für die Chef-Wahl reichen indes 50,01 Prozent der Stimmen. Die Marke wird bereits dann geknackt, wenn sich die USA und die Länder Europas verbünden.

Die Leitung des Fonds

Entscheidungen werden vom IWF-Stab unter Leitung des Geschäftsführenden Direktors vorbereitet und vom Exekutivdirektorium gebilligt. Dieses Führungsgremium besteht aus 24 Direktoren. Fünf von ihnen werden von den Mitgliedsstaaten mit den größten Quoten ernannt, die verbleibenden vertreten jeweils mehrere Mitgliedsländer, die in Stimmrechtsgruppen zusammengefasst sind. Die Direktoren wählen ihrerseits den Geschäftsführenden Direktor (Managing Director, kurz MD). Der MD hat eigentlich kein Stimmrecht, kann jedoch bei Stimmenparität mit seinem Votum den Ausschlag geben. Er ist für das Tagesgeschäft, die Organisation und die Personalpolitik des Fonds zuständig. Als Kontrollorgan fungiert das Exekutivdirektorium, das dem MD die Amtsführung entziehen kann.

Grundsatzentscheidungen werden vom Gouverneursrat des IWF und vom International Monetary and Financial Committee getroffen, die bei den Herbst- und Frühjahrstagungen von IWF und Weltbank zusammenkommen.

Informelle Vereinbarung

Die großen Wirtschafts- und Währungsräume USA und Europa haben sich informell darauf verständigt, wichtige Posten untereinander aufzuteilen. Demnach stellen die USA traditionell den Direktor der Weltbank, während der Geschäftsführende Direktor des IWF von einem EU-Mitgliedsland gestellt wird. Diesen wichtigen Posten hatte auch der spätere deutsche Bundespräsident Horst Köhler von 2000 bis 2004 inne.

Insbesondere die Schwellenländer dringen jedoch seit Jahren darauf, dass das informelle Abkommen gekippt und der Posten des MD ausgeschrieben wird. Bei der Wahl von Strauss-Kahn hatten diese Staaten bereits die informelle Zusage erhalten, dass der nächste IWF-Chef nicht mehr nach der alten "Erbhof-Politik" bestimmt werden soll. In den Statuten ist diese Änderung jedoch ebenso wenig wie die alte Regelung verankert.

Quelle: ntv.de, rts

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